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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Lippen. Sie hatte gesehen, was diese Typen mit Gabriel angestellt hatten. Die würden sie nicht am Leben lassen bei dem, was sie getan hatte.
    Sie wollte sich nicht in Stücke schießen lassen, vor allem nicht für Emily. Himmel, wie sie diese Göre hasste. Doch Mom würde es das Herz brechen, wenn Emily etwas zustieß, also konnte sie die Geschichte nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sie musste das durchziehen.
    Violet bog um einen Vorsprung und verspürte vage Erleichterung, als sie den Saab entdeckte, offenbar unbeschadet. Die Fußabdrücke, die vom Wagen wegführten, waren ihre eigenen. Gott sei Dank. Sie ließ die Browning sinken und entriegelte den Wagen. Ihre Furcht war unbegründet.
    „Ma’am?“
    Die Stimme war leise und wurde fast vom Wind verschluckt, doch ließ sie vor Schreck zusammenzucken. Vor den Felsen bewegte sich eine zierliche Gestalt. Es war eine Frau, blondes Haar, helle Haut. Wieso hatte sie die zuvor nicht gesehen? Instinktiv zog sie die Waffe wieder hoch.
    „Nein, warten Sie.“ Die Silben zitterten im Wind.
    „Stehen bleiben“, schnappte Violet. Wenn das eine Falle war, worauf warteten die anderen?
    Die Frau gehorchte, zeigte aber kein Anzeichen von Besorgnis. „Ich kenne Ihre Schwester.“
    „Was?“ Violet hätte gern hinter sich geblickt, wagte aber nicht, die Blondine aus den Augen zu lassen. Sie trug Jeans über silberfarbenen Flipflops und eine cremefarbene Seidenbluse. Elegant und völlig ungeeignet für die Wüste.
    „Emily Bardo ist doch Ihre Schwester, oder?“
    „Und wer sind Sie?“
    „Ich bin Mary.“ Die Frau legte eine Hand an die Lippen und kicherte, eine kleinmädchenhafte Geste, die nicht zu ihrer Erscheinung passte. „Wie Maria, die heilige Mutter Gottes. Mary, verstehen Sie?“
    „Klar.“ Violet warf nun doch einen raschen Blick über die Schulter.
    „Da ist niemand.“ Mary strich ihr Haar zurück. „Ich habe gelauscht, als Sie mit Nicole gesprochen haben.“
    Der Moment in der Eingangshalle kam Violet in den Sinn, als sie geglaubt hatte, eine Bewegung im Augenwinkel wahrzunehmen.
    „Ihre Schwester braucht Hilfe.“ Mary schien nicht einmal zu bemerken, dass eine Waffe auf sie gerichtet war. Oder es kümmerte sie nicht. „Sie nährt die Dunkelheit.“
    Violet blickte sich abermals um. Doch da war nichts. Nur Wind, der um die Felsen strich. Der Himmel hatte sich in Purpur und Gold verfärbt, die Schatten in tiefes Blau. Zweifelnd musterte sie die Frau.
    „Wie haben Sie den Wagen gefunden?“
    „Ich bin oft hier draußen. Ich wusste, dass Sie kommen würden. Also habe ich gewartet.“
    „Um mir etwas über meine Schwester zu erzählen?“
    „Sie ist krank.“ Mary dämpfte ihren Tonfall, als sei das ein Geheimnis, das man nur flüstern durfte. „Seit dieser Diagnose verändert sie sich.“
    Violet ließ die Pistole sinken. Sie war nicht sicher, was sie von der Blondine halten sollte. Schwer zu sagen, ob die Frau Emily wirklich kannte oder ob sie nicht ganz richtig im Kopf war. Natürlich schloss eines das andere nicht aus.
    „Sie wissen schon“, unterbrach Mary ihren Gedanken, „die Diagnose.“
    „Nein. Weiß ich nicht.“
    „Aber Sie sind ihre Schwester.“
    Ein unüberhörbarer Vorwurf schwang in Marys Worten. Violet erstarrte für einen Moment. Die Vorstellung, der schwachsinnigen Blondine in die Knie zu schießen, erschien plötzlich reizvoll. Wieso bildete sich alle Welt ein, über ihre Beziehung zu Emily urteilen zu müssen? Erst Gabriel, der sie für ihre Schwester in Sippenhaft nahm, und jetzt das? Sie würde die blöde Kuh in Stücke reißen, wenn sie sie erwischte, aber das ging verdammt noch mal niemanden was an.
    „Was ist das für eine Diagnose?“, fragte sie.
    „Emily hat Leukämie.“
    „Emily und ihre eingebildeten Krankheiten“, schnappte Violet. Dann erst realisierte sie, was Mary gerade gesagt hatte. Ein kleiner Schauder lief ihr Rückgrat hinunter. „Leukämie?“
    „Sie hat es Ihnen nicht erzählt?“ Marys Züge wurden weich. „So ist sie eben, sie will niemandem zur Last fallen.“
    Wohl kaum. Doch Violet sprach den Gedanken nicht aus. „Sind Sie mit ihr befreundet?“, fragte sie stattdessen.
    „Wir stehen uns sehr nahe.“
    Die Worte trafen eine wunde Stelle. Was war das? Für einen Moment versuchte sie, der Natur dieses Unbehagens nachzuspüren. Abscheu vor der Heuchelei, die sie ihrer Schwester unterstellte? Mitleid mit Mary? Oder Eifersucht? Sie stellte fest, dass sie nicht darüber nachdenken wollte. So

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