Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
auf, in denen Julia Albrights Name auftauchte. Violet wartete, bis die Aufzugtüren sich hinter dem Wachmann geschlossen hatten, dann zerrte sie mit fliegenden Fingern einen USB-Stick aus der Jackentasche und steckte ihn an den Computer. Sie wartete, dass das kleine Speichermedium vom System erkannt wurde, doch nichts passierte. Am Rand ihres Gesichtsfeldes bemerkte sie, dass sich die Eingangstür bewegte. Die Rezeptionistin. Ihr ging die Zeit aus. Offenbar waren die USB-Anschlüsse an diesem Computer deaktiviert, damit niemand unerlaubt Daten nach draußen schaffen konnte. Klar, was hatte sie erwartet in einem Gebäude, in dem alle Türen mit Bioscannern gesichert waren?
    „Morgen gegen fünf Uhr schicken wir einen außerplanmäßigen Wagen“, sagte die Dame am Telefon. „Entschuldigen Sie noch einmal die Verzögerung.“
    Violet öffnete das erste der Dokumente, eine Tabelle mit vielen Namen und Kürzeln, und klickte auf Drucken. Unterhalb ihrer Tischplatte sprang leise surrend der Laserdrucker an. Gott sei Dank. Maras Absätze klickten auf dem polierten Stein.
    „Kein Problem“, beschied sie der städtischen Müllabfuhr, dann legte sie auf. Mit rasender Geschwindigkeit öffnete sie alle anderen Dokumente, schickte sie nacheinander zum Drucker und zog die noch warmen Blätter heraus, sobald sie im Papierschacht auftauchten.
    „Marshall“, zischte sie, „halt sie noch zwei Minuten fest. Ich hab’s gleich!“
    „Mara“, hallte Marshalls Stimme durch das Foyer. „Mara, warten Sie! Ich habe noch etwas vergessen!“
    Mara blieb stehen. Das Telefon klingelte erneut.
    Violet schloss alle Dateien und löschte die Historie in der Suchanfrage, während sie auf die letzten Ausdrucke wartete. Zuletzt klickte sie den Terminplaner wieder nach vorn, damit die Rezeptionistin keinen Verdacht schöpfte. Der Drucker verstummte. Sie riss die Blätter ansich, wich zurück zu den Aufzügen und stopfte den Papierstoß in ihre Handtasche, die sich daraufhin nicht mehr schließen ließ.
    Hoch aufgerichtet, mit glühenden Wangen und durchgedrücktem Rücken stöckelte sie durch die Halle in Richtung Eingang. Auf halbem Weg begegnete sie Mara, deren Gesichtsausdruck nicht zu deuten war. Die Frau hielt eine Faust voller Rosen umklammert, als handele es sich um Wurfmesser.
    „Hey Mara“, warf sie ihr zu. „Danke und einen schönen Tag!“
    Sie war nicht sicher, ob die Rezeptionistin etwas erwiderte, denn einen Augenblick später glitten die Glastüren auseinander und gaben den Blick frei auf ein Ungetüm aus Draht und Plastikblättern. Ein riesiges Herz versperrte ihr den Weg. Das Ding war mit Unmengen von Rosen gespickt wie ein überdimensionales Nadelkissen. Ganz oben thronte eine monströse Schleife aus rotem Papier, auf die jemand
Mara, I love you!
gepinselt hatte.
    Marshall, der sich anschickte, das Ding auf seinen Pick-up zu laden, grinste übers ganze Gesicht.

    Gegen seinen Willen war Gabriel beeindruckt von der Effizienz, mit der Katherina die Garde führte. Sie brauchte weniger als zwei Stunden, um eine schlagkräftige Truppe aus einem Dutzend Kämpfern zusammenzuziehen.
    „Kaum tauchst du auf, ziehen wir in den Krieg“, sagte Keith. In seiner Stimme schwang kein Vorwurf, nur Bewunderung.
    Der junge Mann hockte neben ihm auf einer niedrigen Mauer, die ein Industriegelände am Rand von Downtown begrenzte. Ein schwerer Transporthubschrauber stand im Hof. Nach und nach trafen die anderen Männer ein. Viele trugen Schwerter. Wie er gut genug wusste, waren diese Klingen nur vordergründig ein Anachronismus. Im Kampf gegen Ihresgleichen war eine Enthauptung der sicherste Weg, einen Schattenläufer vom Leben in den Tod zu befördern. Feuerwaffen waren wohl geeignet, einen Gegner vom Blut in die Knie zu zwingen, doch nicht, um ihn zu töten.
    Sein Blick glitt zu Keith, der fast noch ein Junge gewesen war, als er sich der Garde angeschlossen hatte. Das war ein paar Monate vor Gabriels letztem großen Streit mit Katherina gewesen, der schließlich darin gipfelte, dass er seinen kurzen Dienst bei der Garde quittierte.
    „Endlich unternehmen wir etwas, statt nur zu reden.“ Keith zog seinen Dolch und betrachtete die Klinge in der Sonne. „Wirst du eine Zeit lang bleiben, Mann?“
    „Nicht länger als notwendig. Falls es dir niemand erzählt hat, Katherina und ich sind nicht die besten Freunde.“
    „Glaubst du, wir ziehen gegen einen gefallenen Engel?“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Ein paar von den anderen fragen sich,

Weitere Kostenlose Bücher