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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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das Madronaviertel ist und kennt sogar die Straße, wo Auntie und Kylie wohnen.« Etwas leiser fügte sie hinzu: »Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Ganz viele Leute hier im Lokal kennen ihn und grüßen ihn freundlich. Er ist bestimmt kein Massenmörder oder so.«
    »Komm trotzdem nicht so spät nach Hause«, bat Franca. »Denk an das, was ich dir gesagt habe.«
    »10 Uhr ist zu früh«, feilschte Georgina. »Wenigstens bis 11. Punkt 11 bin ich zu Hause. Du kannst dich drauf verlassen.«
    Franca ließ sich breitschlagen – wie so oft. Aber sie hatte kein gutes Gefühl dabei. Die Erleichterung kam, als kurz vor elf Uhr die Wohnungstür aufgeschlossen wurde und Georginas Schritte im Flur zu hören waren. Erst da konnte sie beruhigt einschlafen.

8
    Kaum, dass sie sich in ihr Forum eingeloggt hatte, begann ihr Herz höher zu schlagen. Das Internet war ihr zu einem unentbehrlichen Medium geworden. Sie konnte sich nicht mehr vorstellen, wie sie ohne diese spezielle Kontaktmöglichkeit gelebt hatte.
    Hier gab es immer Gleichgesinnte, die einem zuhörten. Bei denen man Dampf ablassen konnte. Die einem gute Ratschläge gaben und sich gegenseitig versicherten, dass alles seinen Sinn habe und es irgendwie schon weitergehe. Natürlich wurde da auch viel Unsinn gepostet, aber das konnte man ja getrost ignorieren.
    Seit sie sich eingestanden hatte, dass sie zu den Grenzgängern am Rande dieser Welt gehörte, fühlte sie sich zu ihresgleichen mehr hingezogen als zu den Normalos, besonders, nachdem sie kürzlich wieder diese schlimme Erfahrung mit einem sogenannten Normalo durchlebt hatte. Es tat noch immer schrecklich weh. Wenigstens bot diese Plattform ein bisschen Ablenkung. Außerdem genoss sie den Schutz der Anonymität und gleichzeitig die Offenheit, die bei den Chats möglich war.
    Die hier gestellten Fragen und Antworten hatten wenig mit der Welt da draußen zu tun. Manchmal drang dieses Bewusstsein zu ihr durch, das sie jedoch im gleichen Moment wieder verdrängte. Beiträge, die die Warnung enthielten: ›könnte triggern‹, zogen sie besonders an. Auf diese Weise hatte sie Blackangel kennengelernt und mit ihm Kontakt aufgenommen.
    ›Ich warte schon lange auf dich, Angelheart. Wo bist du?‹ , schrieb er.
    ›Ich war unterwegs. Jetzt bin ich hier‹ , antwortete sie.
    ›Ich wollte mich für deine Tipps bedanken. Die waren sehr wertvoll. Ich hab mir alles besorgen können.‹
    Ihr Herz begann wild zu klopfen. ›Was hast du getan? Das waren doch keine Tipps.‹
    ›Was war es dann?‹
    ›Ich will wissen, was du getan hast?‹ Hinter ihrer Schläfe begann es zu pulsieren.
    ›Ich habe alles ganz genau so gemacht, wie du es mir geschrieben hast.‹
    ›Aber …‹
    ›Nun werden wir sehen, ob es die erhoffte Wirkung zeigt.‹
    ›Bitte nicht!‹ Sie hätte am liebsten geschrien. Doch das gab dieses Medium nicht her. ›Ich wollte lediglich Möglichkeiten aufzeigen! Das heißt noch lange nicht, dass du tun sollst, was ich sage. Du weißt doch, wie es hier zugeht, Mann.‹
    ›Du hast mir konkrete Antworten auf konkrete Fragen gegeben.‹
    Mist, das hatte sie nicht gewollt! Es waren doch nur Worte gewesen. Schlichte Worte. Nun ja, vielleicht hatte sie ein wenig angeben wollen mit ihrem Wissen. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, er könne ihre Tipps wörtlich nehmen. Im Internet spinnt doch jeder rum. So wie es ihm gefällt.
    Sie änderte ihre Taktik. Auf irgendeine Weise musste sie den Mann, von dem sie kaum etwas wusste, erreichen können. ›Hey, du und ich, wir mögen zwar anders sein. Aber wir haben nur ein Leben. Das ist ein Geschenk, das darf man nicht einfach so wegschmeißen.‹
    ›Das sagst ausgerechnet du?‹
    ›Ich hab das doch alles nicht ernst gemeint.‹
    ›Wie denn sonst?‹
    ›Na ja, ich wollte … es war doch alles nur spielerisch. Ich wollte mich lediglich mit dir austauschen. Und Möglichkeiten aufzeigen. Klar hatte ich auch schon mal Selbstmordgedanken. Aber es geht doch immer irgendwie weiter. Auf Regen folgt Sonnenschein.‹
    ›Spar dir deine Plattitüden. Ich dachte, du wärst ein kluges Mädchen.‹
    ›Sag mir deinen richtigen Namen. Gib mir deine Telefonnummer.‹
    ›Ich werde mich hüten.‹
    ›Bitte!‹
    ›Du weißt, dass das keinen Zweck hat. Du weißt es in deinem tiefsten Inneren. Also, hör mit dem Gequatsche auf. Von meinem Vorhaben kannst du mich nicht mehr abbringen. Ich habe nur auf dich gewartet, um dir zu danken und mich von dir zu verabschieden.‹
    Er

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