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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Hinweis«, sagte Achim. »Wir, die Leute aus der Kunst- und der Theater-AG, haben natürlich ›das Echte‹ an unsere Gegebenheiten angepasst. Damit zeigen wir unsere künstlerische Freiheit, du Hornochse. Will noch jemand stänkern?« Er blickte drohend in die Runde. Niemand hob die Hand. »Gut so. Dann stelle ich euch den Mann vor, der den Powerpoint-Vortrag hält. Vorhang auf für … Emil!«
    Als die Leute aus meiner Klasse unseren Emil sahen, trampelten, pfiffen und kreischten sie natürlich wie die Irren. Emil verbeugte sich, aber weil der Lärm kaum nachließ, verschwand er wieder.
    Ich trampelte, pfiff und kreischte nicht. Ich überlegte: In der 1. Szene stand ich vermutlich nur neben Josef und war hochschwanger. In der zweiten konnte ich die Handlung auch weitgehend meinem Mann überlassen – er musste für unsere Mitfahr- oder Mitreitgelegenheit sorgen. Aber in der 3. Szene ging’s los: Wie gab man eine Schwangere? Krümmte man sich vor Schmerzen? Sank man anmutig zu Boden? Wurde man etwa bewusstlos? Oder reichte es, wenn man das Gesicht verzog, als hätte man einen vereiterten Backenzahn? Himmel, ich hatte noch nie einen vereiterten Backenzahn gehabt, und eine Schwangere kurz vor der Niederkunft hatte ich auch noch nie gesehen. Da musste ich wohl meine Ma fragen. Oder noch besser: Ich könnte mich auf der Entbindungsstation im Krankenhaus schlau machen.
    In der 4. Szene hatte ich nichts zu tun, aber in der 5. und letzten war dann mein großer Auftritt: Mit dem Kind im Arm trete ich aus dem Stall. Wow … Die orientalisch gekleideten Übernachtungsgäste aus der Karawanserei wissen nicht, wie ihnen geschieht und was überhaupt los ist, die eleganten und topgestylten Könige beschenken mich, die popligen Hirten sinken auf die Knie, die Engel flattern jubilierend um uns herum … und dann kommt der überwältigende Augenblick: Josef küsst mich.
    Ja.
    Bloß, dass ich mich jetzt vor dem Josef ekelte. Wenn ich nur daran dachte, wie im Pausenhof heute Morgen seine Lippen auf Lillis Lippen klebten, also da wurde mir echt übel. Ohne Witz.
    Ich nahm mir vor, die Szene mit meiner kleinen Schwester dahingehend zu üben, dass mich Josefs Lippen verfehlten.
    Verfehlen mussten.
    Nachdem ich mir das vorgenommen hatte, fühlte ich mich umgehend wieder topfit. Leider nur eine knappe Sekunde lang. »Mirja!«, rief Chris Löwenfeld. »Kommst du mal auf die Bühne?«
    Ich stolperte nach vorn, stapfte die drei Stufen – oder waren es fünf? – zur Bühne hoch, stellte mich neben Löwenfeld und wusste, dass mein Gesicht ein roter Ballon und meine Frisur ein einziges Chaos waren. Außerdem fühlten sich meine Beine an wie Wackelpudding, der von Jeans zusammengehalten wurde. Absolut scheußlich eben. Und dann rief Löwenfeld: »Kommst du bitte auch, Jonas?!«
    Natürlich stand der Josef neben seinem Engel, und natürlich trennte er sich erst dann von ihm, nachdem ihn der süße Engel geküsst hatte. Na ja … Dann latschte Josef auf die Bühne. Blieb mindestens fünf Meter von mir entfernt stehen und starrte zu Boden. Plötzlich rannte ein Mädchen aus den Kulissen und drückte mir eine riesige Puppe in die Arme. Eine so scheußliche Puppe hatte ich noch nirgends gesehen; es musste jede Menge Mühe gekostet haben, das hässliche Baby aufzutreiben. »Das soll das Kind sein? Das glaub ich jetzt nicht!«
    Â»Hab dich nicht so. Die Puppe ist absolut lebensecht und hat die richtige Größe«, sagte das Mädchen, das ich noch nie gesehen hatte. »Wir haben sie von der Volkshochschule ausgeliehen; die Leute dort haben sie zu Übungszwecken angeschafft. Für Säuglingskurse und so. Also pass gut auf sie auf, ja? Übrigens: Sie pinkelt sogar, wenn man Wasser einfüllt.«



Auch das noch, dachte ich und ließ die blöde Puppe um ein Haar fallen. Ich drückte sie an mich – und tatsächlich! Es tropfte aus der Windel. »Igitt!«
    Alles lachte, bis Löwenfeld um Ruhe bat, auf Jonas zeigte und ihn aufforderte, auf die Bühne zu kommen und sich neben seine Maria zu stellen.
    Gebückt schlurfte er herauf und stellte sich mit hängenden Schultern, die Hände tief in den Taschen vergraben, meterweit von mir entfernt an den Rand der Bühne.
    Löwenfeld hob die Augenbrauen. »Geht´s noch weiter weg von der Maria?«
    Â»Klar

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