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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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natürlich. Er als Josef …«
    Ich schluckte schwer. Immerhin war Jonas mal mein Freund gewesen, wir hatten uns dauernd verabredet und in seinem Schuppen stundenlang geknutscht. »Macht er mit? Ich meine: bei dem teuflischen Plan?«
    Yasin kickte ein Steinchen beiseite. »Sieht ganz danach aus …«
    Ich kickte auch ein Steinchen beiseite und sagte nichts. Aber ich kam mir mal wieder vor wie das allerletzte, total verwelkte Mauerblümchen. Warum war ich keine Schönheit wie Lilli? Warum hatte ich nicht zwei allerbeste Freundinnen, die mich unterstützten, egal ob es eine gute Sache oder eine schlechte war?
    Â»Warum?«, flüsterte ich schließlich.
    Mit dem rechten Schuh schob Yasin Steinchen zusammen. Dann kickte er sie mit Karacho weg. »Er hat jetzt was mit Lilli.«
    Â»Ich weiß. Aber was hat das mit der Rolle der Maria zu tun?«
    Â»Na hör mal! Ist doch klar: Maria und Josef auf der Flucht vor August, dem Kaiser. Maria ist schwanger, Maria stützt sich auf Josef, Josef kümmert sich um sie. Und dann Maria, Josef und das Kind – ganz die Happy Family. Und nicht zu vergessen –«, Yasin hob den Zeigefinger, »der Kuss. Weißt du, dass sie den schon proben?«
    Â»Ne. Tun sie das?«
    Â»Und wie! Aber natürlich klappt ihr Plan nur, wenn sie dich ausbooten können. Hätte heute Morgen fast geklappt, was? Also, sieh dich vor.«
    Â»Mach ich ja«, antwortete ich tapfer und dachte an meinen Knöchel, der immer noch ein bisschen wehtat. »Nur, weißt du, der Tag ist lang.«
    Â»Klar. Trotzdem – pass auf.«
    Emir, Lit und Kagiso, die drei Könige aus dem Morgenland, schlenderten auf uns zu. »Wisst ihr schon das Neueste? Probe in der sechsten Stunde, und Extraprobe heute Nachmittag um fünf.«
    Yasin runzelte die Stirn. »Aber warum denn?«
    Â»Die Kulissen sind so gut wie fertig, deshalb muss Löwenfeld checken, ob wir damit zurechtkommen, oder ob noch was daran geändert werden muss. Also, ihr wisst Bescheid, ja?«
    Wir nickten.
    Die drei Morgenlandkönige gingen weiter. Kagiso blieb kurz stehen und sagte so über die Schulter: »Hast du sie vor den drei Hexen gewarnt, Yasin?«
    Â»Bin dabei«, sagte Yasin cool.
    Â»Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Wissen denn alle Bescheid, dass Lilli die Rolle unbedingt haben will? Und wie stehe ich da? Wie der letzte Loser! Weißt du was, Yasin? Ihr könnt mich mal … Ich verzichte auf die Rolle. Ich geh jetzt zu Löwenfeld und sag ihm das. Ich lass mich doch nicht zur Minna machen – ich nicht!« Mein Pausenbrot landete im Abfallkorb, ich stapfte los – und wurde von Yasin am Arm zurückgehalten. »Autsch! Du tust mir weh!«
    Â»Endlich kapierst du, was Sache ist!«, sagte er. »Bist aufgewacht, was? Wirst energisch, stimmt’s? Gut so.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Du musst kämpfen, Mirja! Wehr dich! Nur nicht klein beigeben! Zeig’s den Hexen! Und vergiss nicht: sing wie ein Engel!«
    Ich stampfte auf. »Ich singe nicht! Ich gebe auf! Hab das doch gerade gesagt!«
    Â»Das war nicht dein Ernst.«
    Ich funkelte Yasin an. »Und ob es mir Ernst war!«
    Da tat er etwas ganz und gar Unglaubliches: Yasin packte mich an den Schultern und schüttelte mich. »Jetzt sag ich dir mal was, Mirja. Wenn du aufgibst, wirst du dich dein ganzes Leben lang darüber ärgern. Weil du hast den Schwanz eingezogen. Hast den leichten Weg gewählt. Hast nicht gekämpft für das, was dir wichtig ist. Das Singen ist dir doch wichtig, richtig?«
    Ich nickte.
    Â»Eben. Und noch was, Mirja: Alle werden mit dem Finger auf dich zeigen und sagen: Wie blöd kann man nur sein? Ist doch klar, dass man die Hauptrolle in einem Stück nicht einfach nachgeworfen bekommt. Auch dafür muss man kämpfen – hat das die Tussi nicht gewusst? Nein? Na, dann geschieht es ihr recht. Selbst schuld.«





Ich starrte Yasin an.
    Â»Und überhaupt«, sagte er dann noch, »wenn du jetzt zu Löwenfeld gehst, dann … also dann enttäuschst du mich. Und das will ich nicht. Ich will nicht von dir enttäuscht werden.«
    Damit drehte er sich um und rannte zu den drei Königen aus dem Morgenland. Und ich stand da – sprachlos und mit offenem Mund. Warum wollte Yasin von mir nicht enttäuscht werden? Warum???
    Da stand ich auf dem Schulhof, schaute Yasin hinterher und versuchte zu kapieren, was er

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