Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
sie, sah man an seiner Figur und an den vielen dunklen Haaren auf seinem Kopf. Unser Paps hat viel weniger Haare, die auch schon einen leichten Grauschleier aufweisen. »Der Mann könnte ein Vetter oder ein Bruder sein«, sagte ich schließlich. »Hat sie einen Bruder? Oder einen Cousin?«
    Â»Ist doch egal«, flüsterte Leonie ungeduldig. »Weil – du bist meine Schwester. Würdest du mich so küssen, wie die Yvonne den Mann küsst?«
    Â»Ne«, gab ich zu. »Der Kuss ist echt extrem.«
    Â»Eben. Also kann es sich bei dem Kerl nur um einen Freund handeln. Einen FREUND , Mirja! Du weißt, was das bedeutet?«
    Â»Sag es mir.«
    Â»Dass sie unseren Paps tatsächlich betrügt – das bedeutet der Kuss.«
    Ich musste zugeben, dass der Kuss stark nach Betrug aussah. »Und? Willst du das Foto Paps zeigen?«
    Â»Das Foto?« Leonie lachte. »Ich hab doch nicht nur eines, Mirja!«
    Sie drückte mir ihr Handy in die Hand, und als ich die folgenden Bilder aufgerufen hatte – sechs Stück waren es – war ich ziemlich erschüttert. »Pas Yvonne ist ein Miststück.«
    Â»Das sehe ich auch so«, bestätigte meine kleine Schwester. »Deshalb werden wir etwas unternehmen müssen, Mirja.«
    Sie knipste das Handy aus, schob es wieder unter die Matratze, unter meine Matratze diesmal, und flüsterte mir eine ganze Weile lang ihren Plan ins Ohr. Zum Schluss sagte sie: »Na, was hältst du davon, Mirja?«
    Â»Könnte klappen.«
    Â»Könnte?! Es MUSS klappen.«
    Als unsere Mutter nach uns sah, lag Leonie brav in ihrem Bett. Wir taten so, als würden wir schlafen; meine kleine Schwester schnarchte sogar ein bisschen. Sie machte das sehr gut.
    Am Morgen, also heute Morgen, konnte ich meiner Mama nicht in die Augen sehen. Ich meine: Sie hat erstens ihren Mann verloren. Und zweitens wird der gerade von seiner Freundin zur Minna gemacht. Unsere Mutter ist nicht schadenfroh; aber wenn sie das von der Yvonne wüsste, würde sie sich vielleicht doch freuen – so nach dem Motto: Geschieht dir recht, mein Lieber!
    Trotzdem, ich konnte es mir nicht erklären, aber irgendwie tat mir unsere Mutter leid. Jedenfalls machte ich, dass ich aus dem Haus kam. Ich sagte nur noch, dass wir am Nachmittag wieder das Musical proben würden.
    So war es auch.



Zuerst war die erste Szene an der Reihe. Da saß der Kaiser auf seinem roten Plüschthron, entrollte einen langen Streifen Tapetenpapier und las vor: »Ich, Kaiser Augustus, befehle: Geht dahin, wo ihr geboren seid. Ich will euch zählen. Trödelt nicht herum, beeilt euch!«
    Dann rollte der Kaiser das Papier wieder zusammen, erhob sich und stolzierte von der Bühne. Dann erlosch das Licht, und als es wieder leuchtete, nahmen wir uns die zweite Szene vor: Das Wimmelbild.
    Wir, die Untertanen, also Scheichs, Hirten, Bauern, Reisende, verschleierte Frauen, Seeleute, Jonas/Josef und ich, die Maria, mussten wie wild durcheinanderlaufen und -schreien: »Und das im Winter! Reiten wir? Nehmen wir die Pferde oder reiten wir auf unseren Kamelen?« Lauter solche unsinnigen Sätze mussten wir schreien.
    Danach ging das Licht wieder aus, und alle mussten von der Bühne.
    Chris Löwenfeld klatschte in die Hände. »Leute, das war schon so gut, dass wir uns gleich die dritte Szene vornehmen. Maria und Josef – auf die Bühne bitte!«
    Gut, das taten wir, und damit begann der Jammer.
    Jemand stopfte mir ein Sofakissen zwischen Pulli und Jeans und sagte: »Du bist schwanger, Maria. Du musst dich nach hinten lehnen. Musst deine Hand in den Rücken legen und ganz, ganz kleine Schritte machen. Hast du das verstanden?«
    Ich nickte; klar, ich war ja nicht schwerhörig.
    Â»Und du, Josef, musst deiner Frau den Arm um die Schultern legen und sie stützen.«
    Jonas legte mir den Arm um die Schultern. »Hallo!«, rief Chris Löwenfeld. »Maria ist deine Frau! Nun sei doch nicht so ein unsensibler Stockfisch, Josef! Du liebst die Maria! Sei zärtlich zu ihr!«
    Oh je. Um nichts in der Welt schaffte es der Jonas/Josef, mich, die Maria, liebevoll zu führen. Erschwerend kam natürlich hinzu, dass unten, direkt in der ersten Reihe vor der Bühne, die Lilli saß und ihren Jonas nicht aus den Augen ließ. Chris Löwenfeld sprang herum und brüllte dauernd: »Neeeiiiin! Doch nicht soooo, Josef!«
    Auf einmal hörte ich eine Stimme,

Weitere Kostenlose Bücher