Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
null Komma nichts kehrte Ruhe ein. Ein toller Typ, groà und mit einer Frisur wie Justin Bieber, stellte sich auf die Bühne.
»Das ist der Achim aus der Zehnten«, sagte ein Mädchen, das ich vom Sehen kannte.
»Wir«, sagte Achim, »die Leute aus der Kunst- AG , wollten die alte Geschichte aufpeppen und in unsere Zeit beamen. Nach einigem Hin und Her kam uns die Idee, die Sache als Fernsehsendung Aus aktuellem Anlass aufzuziehen. Das ist der Rahmen des Geräts«, er deutete auf das silbergraue Holzgestell, »und die Bühne ist der Bildschirm. Vor dem Rahmen, ganz am Rand der Bühne, sitzt dann der, der den Vortrag hält. Er hat eine Maus in der Hand und klickt eine Szene nach der anderen an. Kapiert?«
Wir nickten.
»Okay. Die Geschichte haben die Leute von der Theater- AG in fünf Kapitel eingeteilt.«
»Fünf? Wieso fünf und nicht sieben? Oder nur drei?«, wollte ein Mädchen wissen.
»Wartâs doch ab«, schrien ein paar. »Lass den Achim ausreden, du Gans!«
Das Mädchen war beleidigt. »Man wird doch wohl noch fragen dürfen«, murrte es, hielt dann aber den Mund.
»Fünf Kapitel also«, fuhr Achim fort. »Ich zähle sie mal auf, okay? Also: Erstes Kapitel: Kaiser Augustus sagt den Leuten, sie sollen dahin gehen, wo sie geboren sind. Weil â er will die genaue Zahl seiner Untertanen wissen.«
Während Achim das erklärte, schleppten ein paar Jungs den Kaiserthron auf die Bühne. Das war ein Monstersessel in rotem Plüsch. »Woher ist denn DER ?«, rief die Kleine von vorhin. »Uggg!«
»Der Thron stammt aus dem Theaterfundus«, erklärte Achim. »Und jetzt hältst du den Mund, kapiert? Jedenfalls â stellt euch ein Wimmelbild vor: jede Menge Leute rennen herum. Sie haben Landkarten und Navis und Handys und überhaupt alle Tools in den Händen, die man heute benutzt, um zu wissen, wie man von A nach B kommt. Der Kaiser steht auf, der Thron wird rausgetragen, und zuletzt stehen nur noch Maria und Josef auf der Bühne.
2. Bild, 2. Szene:
Maria und Josef stehen an der StraÃe. Josef hält den Daumen hoch. Manchmal werden sie ein Stück mitgenommen, manchmal beschimpft ⦠ihr kennt das ja.
3. Bild, 3. Szene:
Ankunft in der Karawanserei. Wieder Wimmelbild: Händler, Waren, Kisten und Kästen, Ochsen, Esel, Schafe und Kamele, Karren ⦠und dann die beiden, die ein Zimmer wollen. Der Wirt führt sie zum Stall.
4. Bild, 4. Szene:
Nacht. Ein Stern erscheint über der Karawanserei, hält überm Stall an. Hirten kommen aus einer Ecke, drei Könige aus der anderen. Sie treffen sich vorm Stall. Könnt ihr euch vorstellen, was die Hirten sagen, als sie die Könige sehen? Und was die Könige beim Anblick der Hirten?« Achim lachte. »Das ist die beste Szene überhaupt, sag ich euch. Na ja, drei Engel machen dann dem Geschrei ein Ende.«
5. Bild, 5. Szene:
Stalltür geht auf, Maria mit dem Kind im Arm erscheint.
Gloria Halleluja und Happy End. Noch Fragen?«
Die Kleine aus der Fünften war wieder mal die Schnellste. »Die Tiere, die Esel und Kamele und so â sind die echt?«
»Komm schon! Die Frage ist nicht dein Ernst, Kleine!«
»Doch!«
»Meinst vielleicht, der Münchner Zoo wäre so nett und würdâ uns das Viehzeug herkarren? No way. Zwei kleine Schüler, so Winzlinge wie du eine bist, schlüpfen in ein Eselskostüm.« Achim tat wahnsinnig geringschätzig.
»Das findâ ich aber blöd«, protestierte die Kleine. »Wo bei uns doch echte Kühe und Schafe in den Ställen stehen.«
»Komm schon. Würdest du dann die Kacke aufputzen?«
Ein groÃer Dicker mit einer dunklen Brille hob die Hand. »Wie kriegt ihr die Karawanserei UND den Stall auf die Bühne?«
»Tja«, meinte Achim so richtig herablassend, »das war ein Problem, aber wir konnten es lösen: Von der Karawanserei siehst du rechts auf der Bühne nur das riesige Tor, das offen steht, sodass du einen Blick auf das Treiben im Hof werfen kannst. Links davon ist das Feld mit dem Stall. Alles klar?«
»Ne. Ãberhaupt nichts ist klar«, sagte der groÃe Dicke. »Ich war nämlich schon in Istanbul und dort in einer Karawanserei. Das da â¦Â« er zeigte auf die leere Bühne, »ist komplett falsch. In echt sieht es so nämlich nicht aus.«
»Danke für den sachdienlichen
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