Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
eines bekam ich auch mal geschenkt. Von â¦Â« Sie hob den Kopf. »Es hat schon wieder geklingelt. Wer will denn jetzt noch zu uns? Wer es auch sein mag â ich bin nicht zu Hause. Für niemand!«
Wie immer rannte Leonie sofort zur Tür.
»Du schon wieder? Nein, wir sind nicht zu sprechen. Für niemand! Auch nicht für dich, Paps!«
Aber er musste Leonie über den Haufen gerannt haben, denn schon stand er in der Stube. »Hallo, ich binâs noch einmal. Also das mit dem Baby ist ein komplettes Missverständnis. Die Jäckchen und Höschen sind für die Frau von Yvonnes Bruder! Die beiden bekommen ein Kind!«
Ich nahm die Antwort ziemlich gelassen hin. Aber meine kleine Schwester Leonie hing natürlich gleich an Paps Hals. »Dann kommst du zu uns zurück, Pa! Sag Ja!«
Unsere Mutter sagte gar nichts. Aber dass sie über die Nachricht nicht unglücklich war, sah ein Blinder. Trotzdem holte sie ihr Handy aus der Jeanstasche und rief den blöden Fritz Geier an. »Ich bin wieder zu Hause«, flötete sie so laut, dass unser Pa jedes Wort mitbekommen musste. »Du kannst mich jetzt gerne zum Essen abholen, wenn du Lust dazu hast.« ⦠»Gut, in einer Viertelstunde. Bis dann, Fritz!«
Unser Vater machte eine total finstere Miene und verabschiedete sich.
Leonie sagte: »Musste das sein, Ma?«
»Oh ja«, antwortete unsere Mutter und warf den Kopf zurück. »Unbedingt.«
Ich sag nur: ERWACHSENE !
16. Dezember
N atürlich hatten Leonie und ich den Samstagabend ohne unsere Ma ausgenützt: Wir machten es uns mit Chips und Cola vor dem Fernseher gemütlich. Leider hatten wir keine neue DVD ausgeliehen, deshalb sahen wir uns einen alten Film an, der uns aber nicht so richtig fesselte. Leonie jammerte immer wieder: »Warum musste Ma unbedingt den blöden Fritz Geier anrufen? Kapierst du das?«
»Sie wollte Paps eifersüchtig machen«, erklärte ich dann. Bis gegen Mitternacht hatte ich das mindestens hundert Mal gesagt, dann kam Ma endlich heim. Mit einer total miesen Laune. »Noch nicht im Bett?«, schimpfte sie sofort.
»Wir haben uns Sorgen um dich gemacht«, jammerte Leonie.
»Das war nicht nötig«, antwortete sie, aber wir erkannten glasklar: Wir mussten uns um sie sorgen. Irgendwas war an dem Abend nicht so gelaufen, wie sie es sich wünschte.
Als ich am Sonntagmorgen aufgewacht war, war mein erster Gedanke: YASIN !
Yasin, seine Küsse und das Lebkuchenherz. Mann, war ich glücklich! Ich war so glücklich, dass ich nicht mehr einschlafen konnte, obwohl es noch nicht richtig hell und überhaupt nicht nötig war, an einem Sonntagmorgen so wahnsinnig früh aufzustehen. Obwohl Leonie in ihrem Bett noch tief schlummerte und es so schneite, dass ich den alten Apfelbaum in unserem Gärtchen nur erahnen konnte, hielt es mich nicht mehr im Bett. Um niemanden aufzuwecken schlich ich leise ins Bad, starrte in den Spiegel und war plötzlich total unzufrieden mit dem, was ich da sah: Ich war hässlich! Meine Haare ähnelten überhaupt nicht den glänzenden Mähnen in der Werbung. Meine Augen waren zu klein, meine Nase zu groÃ, und der Mund war sowieso das Allerletzte. Meine Haut ging so, aber mein Busen ⦠also mein Busen war wachstumsmäÃig gesehen ein Kümmerling. Wie konnte sich ein so toller Kerl wie Yasin in eine grässliche Vogelscheuche verlieben? Ich meine: VERLIEBEN ?
Im Flur hing ein groÃer Spiegel. In dem betrachtete ich meinen Po. Oh Gott! Der war von einem angesagten Knackpo Lichtjahre entfernt! Nur meine Beine waren einigermaÃen okay; die waren weder o- noch x-förmig, aber ein Stückchen länger hätten sie schon sein dürfen. AuÃerdem waren sie zu dünn. Die ganze Mirja war zu dünn. Und zu klein. Mann, ich war ja fast ein Zwerg, ein Pygmäe!
Je länger ich mich in dem einen und dem anderen Spiegel betrachtete, desto niedergeschlagener wurde ich. Entweder musste ich mir Geld verdienen, um meine Nase und die Augen korrigieren zu lassen â ein Wunsch, der garantiert teuer war und bei meiner Mutter eine ausgewachsene Krise auslösen würde â oder ich musste mir eingestehen, dass Yasin sich getäuscht hatte und mir heute oder morgen oder doch ziemlich bald eröffnen würde, er hätte sich entliebt.
Ich kämpfte mit den Tränen und schrak zusammen, als meine kleine Schwester aus unserem Zimmerchen
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