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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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wankte. »Was machst’n da vorm Spiegel, Mirja?«
    Â»Ich bin hässlich, Leonie!«, schluchzte ich auf. »Potthässlich! Ich mag mich ja selber nicht angucken, so furchtbar sehe ich aus! Was mache ich nur?«
    Â»Frühstück«, entgegnete Leonie prompt. »Erst mal machst du Frühstück für alle, wo du schon mal wach bist. Dann«, sagte sie genau wie unsere Mutter, »dann sehen wir weiter, Okay?«
    Weil vorm Spiegel zu heulen nichts brachte, ging ich runter, zündete am Adventskranz drei Kerzen an, kochte Kakao und Kaffee, haute sechs Eier in die Pfanne, presste Orangen aus, und hatte in null Komma nichts ein einwandfreies Frühstück produziert. So nach dem Motto: Aschenputtel werkelt in der Küche, während sich das schöne Mädchen den Märchenprinz angelt.
    Ich tat mir echt leid und nahm mir vor, meine Ma noch heute von meinem Plan einer Schönheits-OP zu informieren: je rascher ich die hinter mich brachte, desto eher war ich schön.
    Nur, dass Yasin dann längst eine andere hatte …
    Wir, unsere Ma, Leonie und ich, saßen in unseren Nachthemden am Tisch, und wie immer passte ich auf, dass sich keine eklige Haut auf dem Kakao bildete, als Leonie sagte: »Guckt nur, wie es schneit! Voll der Wahnsinn! Wer geht nachher raus und schippt den Schnee weg? Machst du das, Mirja?«



»Ihr beide macht das«, sagte unsere Ma bestimmt und hob den Kopf. »Habt ihr das auch gehört? Es hat geklingelt! Um zehn Uhr am Sonntagmorgen!«, rief sie. »Wir machen nicht auf. Bleib hier, Leonie!« Trotzdem sauste meine kleine Schwester – sie ist neugierig wie nur was – zur Haustür. Wir hörten noch, wie sie sie öffnete… dann war Stille.
    Ma und ich wurden ganz unruhig, und gerade, als wir nachsehen wollten, kam Leonie zurück. »Guckt mal«, sagte sie, »das Päckchen hing am Haken über der Tür. Da, wo auch der Kranz hängt. Ob das wohl ein Wichtelgeschenk ist?«
    Sie legte ein kleines, in buntes Weihnachtspapier gewickeltes Päckchen auf den Tisch. »Für wen das wohl ist?«, fragte sie.
    Â»Hübsches Papier«, lobte unsere Ma. »Mach’s auf, Leonie, dann wirst du schon wissen, für wen es gedacht ist.«
    Leonie blinzelte mir zu. »Das ist für Mirja, wetten? Mirja, das hat dir bestimmt dein Freund, der Yasin, an den Haken gehängt.«
    Obwohl ich ja wegen meines Aussehens so down gewesen war, fühlte ich mich auf einmal wieder glücklich. »Könnte sein«, antwortete ich vorsichtig, weil ich meinem Glück nicht traute. Ich beugte mich übern Tisch und sah zu, wie Leonie das rote Band aufknüpfte und das Papier zurückschlug.
    Und dann – dann ging für mich die Welt unter.
    Weil … weil … weil da das Schutzengelchen lag. Das, das ich Yasin auf dem Weihnachtsmarkt gekauft und geschenkt hatte. Ich schloss die Augen.
    Â»Für wen ist der Engel? Und warum ist er kaputt?«, fragte Leonie.
    Â»Was für eine Schande! Er ist mit Absicht in zwei Teile gebrochen worden«, sagte meine Ma. Ich hörte ihre Stimme wie aus weiter Ferne. »Was hat das zu bedeuten, Mirja? Der Engel ist doch für dich, oder?«
    Es ist ein Schock, wenn für einen die Welt untergeht. Man erlebt Augenblicke, in denen weiß man nicht, wo oben und unten ist. Man kann nicht mehr denken, nichts fühlen, man hört kaum etwas, man ist in einem Strudel, der einen total von da wegspült, wo man sich gerade aufhält. Es ist, als wäre der Körper an einer Stelle, aber das Herz und das Denken ganz woanders. Deshalb dauerte es eine lange Zeit, bis ich wieder wusste, wo ich war. Nämlich am Tisch in unserer warmen Stube, wo noch niemand das Geschirr abgeräumt hatte.
    Â»Ist dir nicht gut, Mirja?«, wollte meine Ma wissen. »Du bist so bleich geworden. Hier, trink einen Schluck Kaffee!«
    Ich trank. Mein Blick fiel wieder auf die zwei Teile des Engelchens. »Den habe ich gestern Yasin geschenkt«, sagte ich und hörte selbst, wie komisch meine Stimme klang. »Und jetzt … jetzt hat er ihn mir zurückgeschickt. Kaputt. Wisst ihr …« Auf einmal konnte ich nur noch flüstern, »… was das bedeutet? Er liebt mich nicht mehr. Das bedeutet es.«
    Da war’s um meine Fassung komplett geschehen. Ich legte die Arme auf den Tisch und heulte, wie ich noch nie in meinem Leben geheult hatte.
    Meine Mutter nahm mich in die Arme

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