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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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und streichelte meinen Rücken. Ich nahm das kaum wahr; ich presste mich an sie und … na ja, jeder kann sich wohl denken, wie ich mich fühlte.
    Als keine einzige Träne mehr in mir war, saßen Ma und ich noch immer am Tisch mit dem schmutzigen Geschirr und den Resten des Frühstücks. Nur meine kleine Schwester fehlte. »Wo ist Leonie?«
    Â»Ich weiß es nicht. Ich dachte, sie würde Schnee schippen, aber ich höre nichts. Wollen wir mal nachschauen?«
    Ich schüttelte den Kopf; ich war völlig fertig.
    Also ging meine Ma nach draußen, kam zurück und sagte: »Komisch. Sie ist fort. Nur der Schnee ist da. Wollen wir ihn zusammen wegschippen? Die Bewegung wird dir guttun, Mirja.«
    Mir war alles gleich; ob ich Schnee schippte oder auf dem Bett lag – alles war mir egal. Ein, zwei Tage war ich verliebt gewesen, hatte mich absolut glücklich und … ja, sogar begehrenswert! – und wie auf einer Wolke schwebend gefühlt. Jetzt war ich abgestürzt. Kein Wunder, dass ich mich fürchterlich fühlte; so ein Sturz ist nämlich eine schlimme Sache. Danach tut einem alles weh; besonders aber die Stelle, wo sich das Herz befindet.
    Klar, ich zog Anorak und Schuhe an, aber die Mütze und die Handschuhe vergaß ich, weil ich überhaupt nichts fühlte. Als wäre ich ein seelenloser Roboter nahm ich die Schippe in die Hand, trat vor die Tür, nahm gerade noch wahr, dass da ein paar Fußspuren von uns weg in Richtung Stall und Nachbargebäude führten, aber da das Ganze schon fast zugeschneit und ich sowieso völlig teilnahmslos war, fing ich an zu schippen.



Ich fühlte mich wie ein seelenloser Roboter, und wie ein solcher schippte ich auch. Ich räumte die Zufahrt und die Garage und den ganzen Weg ums Haus herum frei. Ohne was zu denken, ohne mal ’ne Pause zu machen, ohne zu gucken, wie viel noch zu tun war. Und als ich das alles freigeschaufelt hatte, fing ich wieder von vorn an: Zufahrt zum Haus und zur Garage freischaufeln, dann den Weg ums Haus herum.
    Ich hätte noch die Straße bis zur Bushaltestelle freigeräumt, wenn mich meine Ma nicht ins Haus gerufen und mich gezwungen hätte, meine Kleider zu wechseln – ich war patschnass.
    Na ja, ich zog mich dann tatsächlich um, obwohl ich mir gerne eine Lungenentzündung mit Todesfolge zugezogen hätte; dann wäre nämlich mein Jammer wegen Yasins Treulosigkeit Schnee von gestern gewesen.
    Mit einem Becher, den meine Ma mit heißem Tee samt Honig gefüllt hatte, in den Händen, wärmte ich mich auf der Bank am grünen Kachelofen auf. Meine Mutter war in der Küche und kochte das Mittagessen, Leonie war verschwunden, und der Radiosender brachte nur Weihnachtslieder. Weihnachtslieder! Unser Musical! Ich und die Maria – und zwei Ex-Lover, die mich versetzt hatten –, Lilli war ihre Sorgen los. Morgen, das nahm ich mir vor, würde ich mit einem dicken Schal um den Hals zur Schule wanken und krächzen: »Liebe Lilli, kannst die Maria spielen. Ich bin todkrank.«
    Kurzfristig spielte ich mit dem Gedanken, Yasin anzurufen. Aber was hätte ich sagen sollen? Etwa: Warum hast du den Engel, den ich dir schenkte, kaputt gemacht? Wäre nicht nötig gewesen. Eine kurze Mail ›Mirja, ich dachte, ich hätte mich in dich verliebt. Das war ein Irrtum.‹ hätte genügt.
    Ich stellte mir Yasins Gesicht vor und wusste: Feige war er nicht. Warum also hatte er den kaputten Engel an die Haustür gehängt?
    Schon griff ich nach meinem Handy – im letzten Augenblick zuckte ich zurück. Nein. Ich würde ihn nicht anrufen. Ein Mädchen blamiert sich, wenn sie ihren Lover fragt, weshalb er genug von ihr hat. Das war mein erster Gedanke, der nächste: He, Mirja, wolltest du nicht mutig sein? Ruf ihn an!
    Ich tippte auf seine Nummer – und drückte sofort die Aus-Taste: Zuerst musste ich mir überlegen, was ich sagen sollte.
    Vielleicht: Ich bin todunglücklich, Yasin. Warum bist du nicht mehr in mich verliebt?
    Ne, das klang zu jammermäßig.
    Wie wäre es damit: Nur damit das klar ist – ich war nie in dich verliebt, du Esel. Hättest es dir ersparen können, bei heftigem Schneetreiben zu mir ins Dorf zu gondeln und das Päckchen an die Haustür zu hängen.
    Schon wieder kamen mir die Tränen: Das ging überhaupt nicht, es wäre eine glatte Lüge gewesen. Und schlimmer noch – darüber

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