Engelsleid (German Edition)
Welcher dieser Orte kam in f rage?
Und über alledem wollte er auf keinen Fall seine ganz private Suche vernachlässigen, auch wenn es im Moment ein sehr u n günstiger Zeitpunkt war.
Mit einer Kopfbewegung wies Leviathan seinen Freund auf die Stadt zu ihren Füßen hin. » Sollen wir runter und uns irgendwo einen Drink gönnen? Heute können wir sowieso nicht die Welt retten. «
» Ja, ich glaube, einen Drink brauchen wir jetzt. «
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Ein überraschendes Erbe
Die einfache Geste genügte, um Lauras Traurigkeit neu zu entf a chen . Tränen stiegen ihr in die Augen und sie schluckte verzwe i felt. Nur nicht weinen, denn dann würde sie so bald nicht wieder aufhören und auf gar keinen Fall arbeiten können. Sie war aber nicht der Typ, der vor Problemen kapitulierte und sich kran k schreiben ließ, dazu liebte sie ihre Arbeit viel zu sehr. Zwar sagte Nina nichts, denn Laura hatte ausdrüc k lich darum gebeten, dass ihr niemand kondolierte. Aber sie ließ es sich nicht nehmen, s o fort auf Laura zuzugehen, sie in die Arme zu nehmen und sie fest an sich zu drücken.
Als Nina sich löste, schwammen Tränen des Mitgefühls in i h ren Augen. Schnell wandte die Kollegin sich ab und tauchte hinter dem Monitor auf ihrem Schreibtisch ab. Obwohl es an der Situat i on nichts änderte, überkam Laura ein Hauch von Erleichterung. Es tat trotz allem gut zu wissen, dass jemand mit ihr fühlte.
» Okay, muss ich schon vor unserem Meeting etwas Neues wissen? «
» Das Meeting ist verschoben « , stellte Nina fest.
» Ah, okay, also was gibt’s Neues? Bring mich mal auf den a k tuellen Stand « , bat Laura aus dieser gefühlsgeschwängerten Situ a tion einen Ausweg suchend, und schaltete ihren Computer ein.
Mit wenigen Worten berichtete Nina von der Arbeit der ve r gangenen Tage. Es war nichts Nennenswertes geschehen. Alles Routine.
» Ach ja « , schloss sie ihren Bericht, » Theo möchte mit dir sprechen, er müsste in einer halben Stunde da sein. Es geht um die nächste Sonderausgabe. Schwerpunkt Italien. « Nina grinste. » Du sprichst doch fließend Italienisch, oder wie war das? «
Die Entscheidung war richtig gewesen. Auch wenn es Laura sehr bedrückte, nie wieder mit ihrer Mutter sprechen zu können, so war es ihr gleichzeitig bewusst, dass sie ihren Job nicht gefährden dur f te . Außerdem würde die Arbeit sie ablenken. Es blieb ihr ohnedies nur übrig zu hoffen, dass die Kripo genügend Anhalt s punkte hatte, den Täter zu fassen. Wenn sie doch etwas dazu beitragen könnte, i r gendeine Spur finden würde, die zum Mörder führte.
Das Büro von Chefredakteur Theodor Wagenbauer lag gege n über dem von Laura und Nina. Wie immer war die Luft zum Schneiden dick, graue Rauchschwaden schlängelten sich vom g e füllten Aschenbecher empor, in dem einzigen Zimmer der Redakt i on, in dem geraucht werden durfte. Hätte man Theo dies verboten, wäre er aufgestanden, gegangen und nie wiedergeko m men.
Mit besorgtem Gesichtsausdruck musterte er seine Kollegin, als wolle er fragen, wie geht’s dir .
Sie kam ihm zuvor. » Du planst als nächstes Heft ein Reis e sp e zial über Italien? Ist das nicht ein wenig zu gewöhnlich und abgedr o schen? «
Alles andere als empfindlich kritischen Äußerungen gege n über, ganz im Gegenteil, schätzte Theo offene Worte sehr. Er ve r hielt sich sowieso weniger wie ein Chef, eher wie ein Kumpel. Das gute Betriebsklima und Miteinander zwischen ihm und seinen fünf festen sowie unzähligen freien Mitarbeitern war einer der Gründe, warum Laura ihre Arbeit so viel bedeutete.
Theo lächelte daher nachsichtig, als säße ihm ein Kind gege n über, das den Mund ein wenig zu voll nahm . » Natürlich soll das etwas Besonderes werden. Ungewöhnliche Reiseziele und Tipps, die man nicht in jedem Reiseführer liest. Italien erlebt eine R e naissance. Die Leute haben wieder Lust auf Kultur und wollen nicht nur in Bibione in der Sonne grillen. Nina wird über das Schreiben, was man selbstverständlich erwartet : Florenz, Ven e dig, Siena, Rom, Pompeji. Das kann man von hier aus recherchi e ren . Welche Ausstellungen sind angesagt, was wurde restauriert oder wieder eröffnet, wo gibt’s neue Artefakte zu b e wundern ? Von dir möchte ich die kleinen Geheimtipps im Hi n terland, die fast noch unentdeckten oder zumindest von den Deutschen bislang ve r schmähten Kleinode abseits der üblichen Reis e routen. «
» Reisebudget? «
» Das Übliche. Du kennst die Grenzen. «
» Prima. Ich
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