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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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versucht gewesen, den Kommissar anzurufen und ihm alles zu erzählen. Andere r seits, davon wurde ihre Mutter nicht wieder lebendig. Falls das Geld illegal war, wollte sie gar nicht wissen, woher es stammte und warum. Zugegebenermaßen kam es ihr nicht ungel e gen. Für eine weite Reise oder als Anzahlung für ihren zweiten Traum, eine Eigentumswohnung mit großem Ba l kon oder Dac h terrasse wäre es perfekt.
    Letztendlich zerrte Laura in einem Anflug von Verzweiflung ein Kleid aus dem Schrank, das sie schon lange nicht mehr getr a gen hatte. Schwarz, eng anliegend, mit roten Falteneinsätzen aus Spitze über dem linken Oberschenkel und einem tiefen V-Ausschnitt im Dekolleté.
    Sich vor dem Spiegel hin- und her drehend befand sie, dass dies genau das Richtige war. Für traurige und festliche Anlässe gleichermaßen geeignet. Und sexy. Wieso hatte sie dieses Kleid aus den Augen verloren? Eine fast fremde Frau blickte Laura aus dem Spiegel an.
    Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihr, dass sie gerade ihr Zei t fenster gründlich überschritt, dabei war sie weder fertig g e schminkt noch frisiert. Bevor sie im Bad verschwand, bestellte sie sich schnell ein Taxi.
     
    Gerade noch rechtzeitig traf Laura auf dem Standesamt ein, einem modernen Neubau mit Drehtüreingang, gesäumt von antik anm u tenden Säulen, einem architektonischen Stilbruch. Ihre Stilettos klackten auf dem Steinfußboden. Laura s Blick huschte auf der Suche nach dem Raum für Trauungen über die Anzeigetafel. Erster Stock, Zimmer 112. Das schaffte sie ohne Fahrstuhl.
    Auf der breiten Treppe kam ihr eine Gruppe ausgelassen l a chender Leute entgegen, zwei ältere Damen tupften gerade ein paar Tränchen von ihren Augen. Offensichtlich war das junge Paar, das ihnen voranging, frisch getraut.
    Dann erreichte Laura das Trauungszimmer, vor dem Janine mit zwei Männern auf sie wartete.
    » Na endlich. Ich dachte schon, du kommst nicht! « Janine rol l te mit den Augen, dann hauchte sie ihrer Freundin links und rechts einen berührungslosen Kuss auf die Wange.
    » Bleib locker, die Trauung findet auf jeden Fall nicht ohne dich statt « , scherzte Laura und betrachtete die Braut genauer. Janine trug ein modern geschnittenes Kostüm in mutig gewähltem S onnenblumengelb, ihr künftiger Ehemann in gut gewähltem Ko n trast dazu einen eleganten dunkelblauen Anzug mit passender gelber Krawatte und roter Rose im Knopfloch.
    Wie romantisch, dachte Laura amüsiert. Das passte zu Lore n zo, der ganz mit dem italienischen Charme, den man den südl i chen Nachbarn nachsagt e , Janine erfolgreich nachgestellt hatte. Auch er begrüßte Laura mit Küsschen links, Küsschen rechts, ehe er ihre Aufmerksamkeit auf den Fremden lenkte, der zwei Schritte abseitsstand.
    » Darf ich vorstellen? Janines Freundin und Trauzeugin Laura, und das ist der Conte Orsini, mein Freund Giuseppe. «
    Laura stöhnte innerlich, ein italienischer Graf? Das fehlte ihr gerade noch. Sie empfand einen prinzipiellen Widerwillen Adel s geschlechtern gegenüber . Wenn sie einmal im Vierteljahr beim Friseur saß, las sie die einschlägigen Klatschzeitschriften und das genügte, ihre Aversion gegen Königs und Co . frisch zu schüren. Das waren Relikte vergangener Zeiten, die im Zeitalter der D e mokratie abgeschafft gehörten. Entweder lebten diese Möc h te-gern-Despoten auf Kosten ihrer Steuerzahler oder von dem, was sich ihre Vorfahren auf unrechtmäßige Weise angeeignet hatten. Jedenfalls waren sie alle auf irgendeine Weise Raubritter, früher wie heute.
    Trotz ihrer Vorbehalte war Laura für einen Moment von ihrem Gegenüber beeindruckt. Der Mann, der ihre Hand nahm und a n hob, um seinen Kopf darüber zu senken und – ganz Kavalier der alten Schule – ihr einen Handkuss darauf zu hauchen, stach den Bräutigam, der selbst nicht schlecht aussah, an Attraktivität und Charme mühelos aus. Der auberginefarbene Stoff des gut g e schnittenen Anzugs schimmerte im Licht. Anstelle einer Krawatte trug er ein raffiniert gebundenes silbernes Tuch, das in der Mitte des Knotens von einer Nadel gesichert wurde. Laura hätte gewe t tet, dass der darauf glitzernde Stein ein echter Diamant war. Der akkurate Kurzhaarschnitt verhinderte, dass die braunen Naturl o cken ein zu wirres Dasein führten, und die gut gebräunte Haut war ein eindeutiger Beweis, dass der Signore sich gerne im Freien aufhielt. Oder eine Sonnenbank zuhause sein eigen nannte.
    » Es ist mir ein Vergnügen, bella s ignorina , mit Ihnen zusa m men

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