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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Alleswisser. Mein Vater war Karl Dennerwein. In meiner Geburtsurkunde steht jedoch Vater unbekannt. Was fällt dir dazu ein? «
    Azaradeels Miene entspannte sich und ein Lächeln zuckte über seine Lippen. » Sie hat es dir nicht erzählt, ganz so , wie sie es mir zu deinem Schutz versprochen hat. Das ist gut. «
    Was meinte er denn damit?
    » Was hat deine Mutter dazu gesagt? Du hast sie doch b e stimmt gefragt. «
    Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und Laura schluckte, um Haltung bemüht. » Ich hab das nicht gewusst. Meine Mutter wurde vor K urzem e r mordet und ich … «
    Ihre Augen nahmen die Bewegung nicht wahr, so schnell hatte er seinen Platz verlassen, war auf einem Knie vor ihr niederg e gangen und packte sie mit festem Griff an den Oberarmen. Was hatte sie denn Schlimmes gesagt? Seine Miene war von innerem Schmerz verzerrt und sie fürchtete ernsthaft um ihr L e ben.
    » Sag das noch einmal. « Seine Lippen bebten und in seiner Stimme war plötzlich ein heiserer Unterton, der zuvor noch nicht da gewesen war.
    Ihre Hände klammerten sich angstvoll an den Armlehnen fest.
    » Meine Mutter wurde vor K urzem ermordet. «
    » Weiter « , flüsterte er.
    Was hatte sie ihm erzählen wollen? Ihr Gehirn war wie leer geblasen. Ach ja. » Ich erhielt einen Schlüssel – zu einem Ban k schließfach. Zwischen den Unterlagen befand sich meine G e burtsurkunde « , brachte Laura stockend he r vor, während sich sein Griff lockerte. » Alles stimmte, bis auf die Zeile, wo der Name meines Vaters stehen müsste . Dort war u nbekannt eingetr a gen. «
    Seine Hände ließen sie los und er setzte sich vor ihr auf den Boden, sprachlos und sichtlich erschüttert. Das Licht, das ihn umgeben hatte, war erloschen und es war plötzlich stockfinster im Raum.

25
    Plötzlich Vater und Tochter
 
    Mittlerweile war Azaradeel aufgestanden und zum Sessel zurüc k gekehrt. Seine Haltung wirkte zusammengesunken und seine Miene sehr nachdenklich. Das seltsame Leuchten hatte wieder eingesetzt.
    Lauras Anspannung hatte nachgelassen und sie wartete darauf, dass er als E rster das Wort ergriff. Als er vor ihr herabgesunken war, sichtlich erschüttert, hatte er ihr spontan leidgetan. Was hatte ihn so sehr aus der Fassung gebracht?
    » Du glaubst mir nicht « , stellte er nüchtern fest.
    » Was meinst du? «
    » Dass ich ein Engel bin. «
    Es war an der Zeit , das Psychopathenspiel zu beenden. Diesen Blödsinn sollte er jemand anderem erzählen. Ihr Mitleid schlug in Verärgerung um.
    » Und du hast meine Frage nicht beantwortet, du Schlaube r ger « , gab sie zurück. » Wer ist denn nun mein Vater? Wenn du ein Engel bist, dann müsstest du allwissend genug sein, das zu bean t worten. Also, gib mir ein paar stichhaltige Argumente, damit ich dir glauben kann. «
    Vermutlich würde seine Stimmung nun umschlagen. Sie sollte auf alles gefasst sein, einen Wutausbruch, einen Angriff. Aber ihr Spott veranlasste ihn lediglich, sie mit einem Lächeln zu mu s tern.
    »Du hast eine außergewöhnliche Sprachbegabung. Weil du die Tochter eines Engels bist. Wir sprechen alle Sprachen dieser Welt und geben die Anlage dazu an unsere Kinder weiter.«
    Schön ausgedacht . A ber so leicht war sie nicht zu beeindr u cken. Die Information über ihre Sprachkenntnisse konnte er i r gendwoher haben.
    » Du willst Beweise, Laura? Die kann ich dir geben, und dann wirst du begreifen, dass die Sintflut viel mehr als ein Märchen für Erwachsene ist. «
    Wie kam er denn jetzt ausgerechnet auf die Geschichte von der Sintflut?
    » Du hast eine Scheißangst vor dem Wasser. Während es and e re Kinder in deinem Alter im Sommer an Badeseen und in Schwimmbäder zog, hast du Ausreden erfunden, um nicht mitz u gehen. Du fährst nie ans Meer oder an einen regionalen Badesee, du steigst nicht einmal in eine Badewanne, aus Angst darin ausz u rutschen und zu ertrinken, und du würdest aus demselben Grund niemals ein Boot betreten. «
    Sprachlos starrte Laura ihn an und es lief ihr eiskalt den R ü cken hinunter. Alles, was er gesagt hatte, stimmte. Ihre Angst vor Wasser war mit klaustrophobischen Panikattacken vergleichbar. Mit Schr e cken erinnerte sie sich an den Sportunterricht im Schwimmbad, als sie schwimmen und tauchen lernen sollte. Die blau glitzernde Wa s seroberfläche schnürte ihr den Hals zu. Ve r geblich schnappte sie nach Luft. Das Becken und die darin pla n schenden und schreienden Kinder verschwammen vor ihren A u gen. Ihren Klassenkameraden und ihrer Lehrerin

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