Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
blonde Outcast den Kopf der Waage gegen eine Marmorsäule krachen ließ. Sie kreischte die ersten vier oder fünf Male, als ihr Kopf gegen den Stein schlug. Dann erstarb das Kreischen, und ihre hervorquellenden Augen rollten zurück in den Kopf.
    Phil mühte sich mit der schwarzen Zwangsjacke ab, mit der Luce gefesselt war. Seine flinken Finger machten seinen Mangel an Sehkraft wieder wett. Ein bewusstloser Waage-Engel fiel von irgendwo oben herab, seine zerschundene Wange kam zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter zu liegen. Sie spürte, wie ihr heißes Blut auf den Nacken sickerte, und kniff schaudernd die Augen zusammen.
    Phil trat den Engel vom Tisch herunter, sodass er mit dem Einäugigen zusammenstieß, der Luce gefangen hatte und immer noch hilflos und stöhnend durch den Raum torkelte. »Warum ich? Ich habe alles richtig gemacht.«
    »Er hat den Heiligenschein …«, begann Luce.
    Aber Phil wandte seine Aufmerksamkeit wieder der blassen Masse von Waageflügeln zu, aus der ein stämmiger Engel mit einer Frisur wie ein tibetischer Mönch sich erhoben hatte und jetzt von hinten auf Daedalus zustürmte. Ein grober schwarzer Umhang hing über dem Kopf des Outcasts, bereit, zu fallen.
    »Ich bin gleich zurück, Lucinda Price.« Phil ließ Luce in ihren Fesseln auf dem Tisch und spannte einen Sternenpfeil in seinen Bogen ein. Im Nu hatte er sich zwischen Daedalus und den Waage-Engel geschoben.
    »Lass den Umhang fallen, Zaban.« Phil wirkte so grimmig wie im Garten von Luces Eltern. Luce stellte überrascht fest, dass sie einander mit Namen kannten, aber natürlich mussten sie einst alle zusammen im Himmel gelebt haben. Das war jetzt kaum vorstellbar.
    Zaban hatte wässrige blaue Augen und bläuliche Lippen. Er schien beinahe froh darüber zu sein, dass der Sternenpfeil auf ihn gerichtet war. Er warf sich den Mantel über die Schulter und drehte sich zu Phil um, wodurch Daedalus frei kam und einen spindeldürren Waage-Engel an den Füßen hochheben konnte. Er schwang den alten Engel dreimal im Kreis und schleuderte ihn dann durch das Ostfenster hinaus, sodass er unten in das Gerüst krachte.
    »Du drohst mir, mich zu erschießen, Philipp?« Zabans Blick war auf den Sternenpfeil geheftet. »Du willst das Gleichgewicht zugunsten von Luzifer verändern? Warum überrascht mich das nicht?«
    Phil richtete sich drohend auf. »Du bist nicht wichtig genug, als dass dein Tod das Gewicht verschiebt.«
    »Zumindest zählen wir . Zusammengenommen geben unsere Leben in dem Gleichgewicht den Ausschlag. Gerechtigkeit gibt immer den Ausschlag. Ihr Outcasts« – er lächelte in gespieltem Mitleid – »steht für gar nichts. Das macht euch wertlos.«
    Das war genug für Phil. Dieser Waage-Engel hatte etwas an sich, das er nicht ertragen konnte. Mit einem Ächzen schoss er den Pfeil auf Zabans Herz ab.
    »Ich stehe dir feindlich gegenüber«, murmelte er und wartete darauf, dass der blau geflügelte alte Knacker verschwand.
    Auch Luce wartete darauf, dass er verschwand. Sie hatte es schon früher mitangesehen. Aber der Pfeil prallte von Zabans Umhang ab und fiel klappernd zu Boden.
    »Wie hast du …?«, fragte Phil.
    Zaban lachte und zog etwas aus einer verborgenen Brusttasche in seinem Umhang. Luce beugte sich vor und wollte sehen, wie Zaban sich geschützt hatte. Aber sie beugte sich zu weit und fiel vom Tisch. Sie landete mit dem Gesicht auf dem Boden.
    Niemand bemerkte es. Sie starrten auf das kleine Buch, das Zaban aus seinem Umhang gezogen hatte. Luce stemmte sich leicht hoch und sah, dass es in Leder gebunden war, in dem gleichen Blauton wie die Flügel der Waage-Engel. Es war mit einer goldenen Knotenschnur umwickelt und sah aus wie eine Bibel, wie sie die Soldaten im Bürgerkrieg in ihre Brusttaschen gesteckt hatten in der Hoffnung, dass die Bücher ihre Herzen schützen würden.
    Dieses Buch hatte genau das getan.
    Luce blinzelte, um den Titel zu lesen, und wand sich auf dem Boden etwas näher heran. Aber sie war immer noch zu weit entfernt.
    Mit einer einzigen Bewegung holte Phil sich seinen Sternenpfeil wieder und schlug Zaban das Buch aus der Hand. Es landete glücklicherweise wenige Schritte von Luce entfernt. Sie wand sich wieder, obwohl sie, in dem Umhang gefesselt, es natürlich nicht aufheben konnte. Trotzdem, sie musste wissen, um was für ein Buch es sich handelte. Es kam ihr vertraut vor, als hätte sie es vor langer, langer Zeit schon einmal gesehen. Sie las die goldenen Buchstaben auf dem Rücken.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher