Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelslicht

Engelslicht

Titel: Engelslicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
seien sie Streichhölzer in einer Schachtel. Luce schwitzte, und ihr war schwindelig von der Hitze, doch selbst als die Waage von Schockwellen zurückgeworfen wurde, verbrannte die Gruppe in Dees kleiner Patina nicht.
    Dee rief: »Lasst uns fliegen!«, gerade als ein Tornado aus heißer, brennender Luft durch den Innenhof wirbelte und hundert Waage-Engel verschluckte und in seinen lodernden Kern hinaufhob, sich mit ihnen über den Rasen drehte.
    »Luce, bist du bereit?« Daniels Arme schlangen sich um sie, im gleichen Moment, als Rolands sich fest um Dee legten. Rauch hüllte die Patina ein, sodass Luce Mühe hatte, durch ihre wunde Luftröhre zu atmen.
    Dann hob Daniel sie von den Füßen. Sie flogen senkrecht nach oben. Aus dem Augenwinkel sah Luce rechts Rolands marmorierte Flügel und Annabelle und Arriane links von sich. Die Flügel der Engel schlugen so schnell und kräftig, dass sie eine reine, blendende Helligkeit schufen, die steil nach oben aus dem Feuer hinaus- und in die klare blaue Luft hineinstieg.
    Aber die Patina stand nach wie vor offen. Die Waage-Engel, die noch fliegen konnten, ahnten, dass sie überlistet und in die Falle gelockt worden waren. Sie versuchten, sich aus dem Flammenmeer zu erheben, aber Roland ließ eine weitere Brandwelle auf sie niederfahren, drängte sie zurück auf die brennende Erde und versengte ihre runzelige Haut, bis sie Skelette mit Flügeln waren.
    »Nur noch einen Moment …« Dees Fingerspitzen und ihr ruhiger Blick arbeiteten an den Grenzen der Patina. Luce betrachtete Dee, dann das Durcheinander von brennenden Waage-Engeln. Sie stellte sich vor, wie die Patina oben zusammengezogen wurde wie ein Umhang um einen Hals, und dabei die Waage innen einschloss und sie erstickte.
    »Alles erledigt«, rief Dee, während Roland sie höher in die Luft trug.
    Luce blickte zwischen ihren Füßen hindurch nach unten, während der Boden sich schnell von ihnen entfernte. Das Feuer loderte noch bedrohlich, doch dann flackerte es und verschwand schließlich, verschluckt von einem rauchenden, verborgenen Anderswo. Die Straße, die sie unter sich zurückließen, war weiß und modern und voller Leute, die von alldem nichts bemerkt hatten.

    Als der Boden schon tief unter ihnen war, hörte Luce auf, sich Waageflügel vorzustellen, die in roten Flammen kochten. Es hatte keinen Sinn, zurückzuschauen. Sie konnte nur vorwärts blicken zu der nächsten Reliquie, zu Cam, Gabbe und Molly, nach Avignon.
    Durch Lücken in der dünnen Wolkendecke sah sie, wie das Terrain felsig, dunkelgrau und gebirgig wurde. Die Winterluft wurde kälter, schärfer, und das unablässige Schlagen von Engelsflügeln durchbrach die Stille am Rand der Atmosphäre. Nach etwa einer Stunde Flug kamen Rolands marmorierte Flügel ein Stück vor Luce und Daniel in Sicht. Er trug Dee auf die gleiche Weise, wie Daniel Luce trug: Die Schultern waren aneinandergelegt, ein Arm lag vor ihrer Brust, der andere um ihrer Taille. Wie Luce verkreuzte Dee die Beine an den Knöcheln, ihre Stiletto-Absätze baumelten jedoch unsicher in der Luft. Es sah beinahe komisch aus, wie Rolands dunkle muskulöse Arme Dees zerbrechlichen, alten Körper umfassten. Aber das erregte Funkeln in Dees Augen ließ sie viel jünger erscheinen, als sie war. Strähnen ihres roten Haares peitschten ihr über die Wange, und ihr Duft – Cold Cream und Rosen – erfüllte die Luft, durch die sie flogen.
    »Nun, ich denke, die Luft ist rein«, bemerkte Dee.
    Luce spürte eine leichte Turbulenz ringsum. Sie verkrampfte sich in Erwartung eines weiteren Zeitbebens. Aber diesmal war es nicht die Wirkung von Luzifers Sturz, der die Luftwellen verursachte. Es war Dee, die die zweite Patina entfernte. Eine diesige Wand kam auf Luce zu, glitt durch sie hindurch und ließ sie vor unbestimmter Wonne erschauern. Dann zog sie sich zurück, bis sie zu einer kleinen Lichtkugel um Dee wurde. Sie schloss die Augen und einen Moment später nahm sie die Patina in ihre Haut auf. Sie war fast unsichtbar – und mit das Schönste, was Luce je gesehen hatte.
    Dee lächelte und winkte Luce mit einer kleinen Geste heran. Die beiden Engel, die sie trugen, bogen ihre Flügel nach oben, sodass die Damen sich unterhalten konnten.
    Dee legte eine Hand um den Mund und rief Luce über den Wind hinweg zu: »Also, erzähl mal, Liebes, wie habt ihr zwei euch kennengelernt?«
    Luce spürte, wie Daniels Schultern hinter ihr zuckten, als er kicherte. Für ein Paar in einer glücklichen Beziehung war

Weitere Kostenlose Bücher