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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Es sei denn, man erwartet von der Gegenseite weiteren Verrat.
    Oh!
Nun war alles klar: Caliane hatte gerade vor dieser großen Menge mächtiger Engel und Vampire aus aller Welt Lijuan eine Lügnerin genannt.
    Lijuans Lächeln verrutschte um keinen Deut, aber Elena sah, wie sich ein Fleckchen Schwarz vor die unheimlich blasse Iris schob. »Es enttäuscht mich, das zu hören.«
    »Mich enttäuscht, es sagen zu müssen. Aber auch dein Willkommensgruß war eine tiefe Enttäuschung.«
    Wieder zuckten alle zusammen, aber diesmal bekam selbst Elena die in dieser für Uneingeweihte unverständlichen Bemerkung versteckte Beleidigung mit.
Sie bezieht sich darauf, dass Lijuan sie gleich nach ihrem Erwachen aus dem tausendjährigen Schlaf angriff.
    Sauber, stark und wild, das tosende Meer in ihrem Kopf.
Ganz eindeutig sind die Meinungen da nicht, aber Lijuans Verhalten kann auf jeden Fall als fragwürdig bezeichnet werden.
    Aber Lijuan ist durchgeknallt und wird sich nicht an die Regeln halten. Du solltest deine Mutter warnen.
    Das habe ich bereits heute Morgen getan. Hast du außer der Klinge an deinem Arm noch andere Waffen bei dir?
    Noch ein Messer, aber ich kann leicht einem der Vampire sein Schwert abnehmen, die schleppen sie doch sowieso nur aus Modegründen mit sich herum.
Langschwerter waren nicht ihre bevorzugten Waffen, aber Galen hatte mit ihr trainiert, bis sie auch dies wie im Schlaf beherrschte.
Aber merk dir eines: Ich werde nie wieder ohne meine Armbrust und den Flammenwerfer auf einen Ball gehen. Nie wieder!
    Ich glaube, solche Vorkommnisse wird es vor Ende der Kaskade nicht mehr geben.
    Unter dem Schutz ihres langen Gewandes stellte Elena die Füße ein bisschen weiter auseinander und positionierte sich so, dass sie sich beim ersten Anzeichen von Ärger das Schwert des Schurken zu ihrer Linken greifen konnte. Aber dann entfaltete Lijuan mit leisem Rascheln ihre Flügel. »Ich heiße dich auf meinem Territorium willkommen. Ich bin mir sicher, der Bruch kann geheilt werden.« Ihr Abflug sowie auch der ihrer Schwadron vollzog sich in absoluter Stille – auch das eine offenkundige Machtdemonstration.
    Calianes Schwadron im Rücken, schwang sich Raphael zur gleichen Zeit wie die Besucher in die Lüfte, um Lijuan hinterherzufliegen, bis sie das Gebiet seiner Mutter verlassen hatte.
Naasir ist in deiner Nähe, Elena. Entferne dich nicht zu weit von ihm.
    Das mochte nach einem seiner üblichen selbstherrlichen Befehle geklungen haben, aber Elena, die sich an seine Worte vor dem Ball erinnerte, erkannte dahinter echte Besorgnis.
Wird gemacht, sei vorsichtig.
    Als sich Caliane zum Gehen wandte – flüssiges, flammendes Blau in den Augen –, wurde die Luft um Elena wieder wärmer und der Raureif auf ihren Flügeln schmolz dahin. Obwohl Elena wusste, dass sie den meisten Anwesenden, was reine Kraft betraf, haushoch unterlegen war, blieb sie weiterhin an Calianes Seite, als die Uralte mit königlicher Anmut durch die Menge schritt. Raphaels Platz wurde von Tasha übernommen. Diese hielt ein glänzendes Schwert in der Hand, und zwar so, dass es allen verkündete: Hier geht eine Frau, die dieses Schwert schwingen kann und zwar gekonnt.
    »Meine Geliebten waren immer Kriegerinnen.«
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag. Im selben Moment fing sie kurz Calianes Blick auf, und die Uralte bestätigte ihr mit knappem Nicken, dass sie sich nicht geirrt hatte.
    Als Raphael, der Lijuan bis zur Küste begleitet hatte, auf den Ball zurückkehrte, war er bereits wieder in vollem Gange.
    Die Feier dauerte bis in die frühen Morgenstunden und verlief nach Lijuans Abflug ohne weitere Zwischenfälle. Für Elena hatte die Fröhlichkeit, die alle auf dem Ball zur Schau stellten, allerdings auch etwas Verzweifeltes, als wüssten die hier versammelten Engel und Vampire, was am Horizont drohte. Bei einem Kampf der Giganten, so wussten alle, stellten nicht die Giganten selbst, sondern die Schwächeren das Kanonenfutter dar.
    Gegen drei Uhr morgens verabschiedete sich Caliane von ihren Gästen und verließ sie in Begleitung eines Mannes, dessen eindringlich grüne Augen Elena sehr an Tashas erinnerten. Zuvor hatte sie allen noch eine schöne Nacht gewünscht. Elena und Raphael blieben noch eine gute Stunde, denn Caliane hatte sie gebeten, in ihrer Abwesenheit die Rolle der Gastgeber zu übernehmen – sie selbst war durch den Tod der jungen Kahla zu erschüttert, um sich noch länger vergnügen zu können.
    Aber irgendwann überließen

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