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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Gilde, was?« Ein rascher Seitenblick, dann wandte er sich wieder dem Bildschirm zu. »Du findest also, man sollte mich reparieren?«
    Die Bitterkeit war nicht zu überhören. Elena musste sich damit auseinandersetzen, alles andere würde ihre Freundschaft nicht überleben. »Ich glaube, du bist tief in deinem Innersten todunglücklich. Klar, du hast dir ein außergewöhnliches Leben aufgebaut.« Eine Handbewegung, die den gesamten Raum umfasste, einen Raum, den es nur gab, weil Vivek hier saß und weil Vivek auf seine Art ein Genie war. »Die Hälfte der Gilde ist nur deinetwegen überhaupt noch am Leben. Du bist brillant und begnadet und siehst noch dazu umwerfend aus, wenn wir schon mal dabei sind. Das finde ich.«
    Vivek biss die Zähne zusammen, bis die Sehnen an seinem Hals vortraten. »Nun übertreib nicht gleich schamlos.«
    »Ich lüge meine Freunde nicht an.« Vivek sah wirklich gut aus, auf eine klassische Art, mit klarem Knochenbau und feiner, brauner Haut, die bestimmt warm leuchten würde, wenn sie öfter mal die Sonne zu sehen bekäme. Er war viel zu dünn, das stimmte schon, aber er besaß breite Schultern und lange Beine. »Leg dir ein paar Muskeln zu, sorge für ein bisschen Fleisch auf deinen Rippen, und die Frauen fressen dir aus der Hand.« Sie legte eine dramatische Pause ein. »Es sei denn, dein Benehmen schreckt sie ab.«
    Er starrte sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Legst du es darauf an, mich wütend zu machen?«
    »Klar doch. Es macht immer viel mehr Spaß, wenn du wütend bist.« Elena holte tief Luft. »Ich habe darum gebeten, dich zu testen.« Sie sah ihn an. »Weil du, so umwerfend du bist, tief im Herzen nicht glücklich bist. Und weil ich das spüre.«
    »Ich bin eine geborene Jägerin«, fuhr sie fort, als Vivek nichts sagte. »Ich weiß, wie weh es tut, wenn man versucht, sich den Instinkt abzutrainieren.« Wie sie es versucht hatte, jahrelang, mit allen Kräften, weil ihr Vater die Jagd und alles, was damit verbunden war, so hasste. »Es ist, als würde man von innen heraus in Stücke gerissen. Du hast es geschafft, nicht wahnsinnig zu werden, allein das zeugt von einer Stärke, von der ich nur träumen kann.«
    Vivek schnaubte. »Du hast einem Vampir mitten am helllichten Tag die Kehle durchgeschnitten, einen Erzengel angeschossen und lebst immer noch. Ich finde nicht, dass du dir über irgendetwas Gedanken machen musst.« Er warf einen Blick auf den Zettel in ihrer Hand. »Was hast du da?«
    »Die Bestätigung deiner Kandidatur.« Sie glättete das Papier, so gut es ging, und legte es auf einen Scanner. Sekunden später tauchte es auf einem der Bildschirme auf. »Aufgrund der Schäden an deiner Wirbelsäule, mit denen du ja jetzt schon sehr lange lebst, wird es einige Jahre dauern, bis dein Körper wieder voll funktionsfähig ist.« Auch hier würde sie ihn nicht belügen, würde ihm nicht vorgaukeln, der Übergang sei einfach. »Das Häkchen in dem Kasten da rechts bedeutet, dass du geeignet bist und in die nächste Phase eintreten kannst. Solltest du beschließen, dass du erschaffen werden willst, könnte das entsprechende Verfahren innerhalb von zwölf Stunden eingeleitet werden.«
    Vivek stieß den Atem aus, hörbar und zittrig. »Himmel, Ellie!« Ein paar Bewegungen mit den akustischen Geräten an seinem Stuhl, und das Dokument hatte das Scrabblespiel auf dem großen Bildschirm in die rechte untere Ecke verdrängt, um selbst den größten Teil der Fläche einzunehmen. »Ich habe ewig gebraucht, um mich mit den gegebenen Tatsachen abfinden zu können. Dass ich nie wieder laufen, gehen, bumsen werde.« Ein schiefes Lächeln. »Oder jagen.«
    Elena schwieg. Sie musste sich anhören, was jetzt kam, es war wichtig für Vivek.
    »Als es mir endlich gelungen war, habe ich mir geschworen, nur noch nach vorn zu blicken. Nie zurück. Nur nach vorn.« Ein skeptisches Grinsen. »Das gelingt mir nicht immer, wie du weißt. Du hast mich oft genug männlich düster vor mich hin brüten sehen – schmollen kann man das wirklich nicht nennen, meine Liebe! Aber ich habe mich immer bemüht, meine Stimmungsschwankungen bewusst wahrzunehmen, zu merken, wenn es mit mir bergab ging. Und ich habe Mittel und Wege gefunden, mein Leben auch dann zu genießen, wenn es mal nicht um die Arbeit ging. Bestes Beispiel: die heiße Brünette. Nur weil ich nicht mehr vögeln kann, heißt das noch lange nicht, ich würde nichts von Leidenschaft verstehen.«
    »V – das habe ich auch nie angenommen«,

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