Engelslieder
Beecher dich von deinem Zuhause weggebracht hat. Ich bin gekommen, um dich mitzunehmen. Um dich vor Eli in Sicherheit zu bringen.”
Mollys verängstigter Blick lag auf seinem Gesicht. Sie stieß das gleiche Wimmern aus wie zuvor, und sein Herz zog sich zusammen.
“Schon gut, mein Engel. Geh einfach nur weg von Eli. Ich will nicht, dass du verletzt wirst.” Aber er wollte Eli Beecher verletzen. Er hielt die Pistole fester. Ben wollte den Mann töten – für das, was er getan hatte, und für das, was er vorgehabt hatte.
Mit zitternden Händen hob Molly das Kleid hoch. Sie drehte sich um, zog es sich über den Kopf und ließ es bis zu den Knöcheln hinabfallen.
Neben ihr sah Eli sich in der Hütte um und suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit zu entkommen.
“Denk nicht einmal daran, Beecher. Wenn du am Leben bleiben willst, dann beweg dich nicht einen Millimeter.”
Mollys Blick wanderte zu Eli, und Ben sah ihr die Unsicherheit an, die Angst, mit der sie jahrelang gelebt haben musste.
“Es ist in Ordnung, Molly”, sagte Autumn sanft. “Dein Daddy ist gekommen, um dich nach Hause zu bringen.”
“Ich heiße Ruth.”
“Ich weiß, mein Schatz”, sagte sie. “Das hat Eli dir gesagt, aber eigentlich heißt du Molly. Kommt dir das nicht bekannt vor? Molly McKenzie?”
“Geh weg von ihm, Molly”, wiederholte Ben. “Komm hier rüber. Hier bist du in Sicherheit.”
Mit einem letzten Blick auf Eli machte sie eine zögerliche Bewegung, doch bevor sie auch nur einen Schritt tun konnte, packte Eli sie, zog sie an seine Brust und legte ihr den Arm um die Kehle.
“Ich quetsche das Leben aus ihr heraus – das schwöre ich. Lass die Waffe fallen, und geh zurück.”
“Ich bringe dich genau dort um, wo du jetzt stehst, du Hurensohn.”
“Du erschießt mich nicht. Nicht vor dem Mädchen.” Er drückte fester zu, und in ihrem Kampf um Luft krallte Molly ihm die Finger in den Arm. Er war ein starker Mann, und der Arm, der um Mollys Kehle lag, bestand aus kräftigen Muskelsträngen. Ben hätte ihn am liebsten in der Luft zerrissen.
“Ich kann ihr das Genick brechen, als wäre es ein dünner Zweig”, warnte Eli ihn und verstärkte den Würgegriff weiter. “Willst du das, McKenzie? Jetzt leg schon die Waffe auf den Boden.”
Bens Finger umklammerten den Abzug fester. Er musste seine gesamte Willenskraft aufbringen, um nicht abzudrücken. Aber ein Kopfschuss könnte Molly treffen. Ein Beinschuss würde Beecher womöglich nicht davon abhalten, ihr das Genick zu brechen, und beim Gedanken an die Beecher-Zwillinge und daran, was sie Priscilla Vreeland angetan hatten, zweifelte Ben nicht einen Moment daran, dass der Bastard nicht lange zögern würde.
Er sicherte die Pistole und legte sie einen guten Meter vor Eli Beecher auf den Holzfußboden. Er würde nicht zulassen, dass Eli Beecher sie sich nahm. Denn dann wären sie alle zum Tode verurteilt. Aber er musste Zeit schinden.
Beecher ging ein Stückchen nach vorn, beugte sich hinunter und zog Molly mit sich, während er nach der Waffe auf dem Boden tastete. Ben ließ ihn nicht aus den Augen. Er wartete auf den richtigen Augenblick. Einen Arm ausgestreckt, schwankte Eli für den Bruchteil einer Sekunde. In dem Moment schubste Molly ihn kräftig und befreite sich aus seinem Griff. Ben machte zeitgleich einen Satz nach vorn, packte Beecher und warf ihn rücklings zu Boden.
Er holte mit der Faust aus und rammte sie Beecher hart ins Gesicht. Der zweite Schlag folgte unmittelbar auf den ersten. Den dritten konnte Beecher abblocken. Er boxte Ben kräftig in den Kiefer, rollte sich auf ihn und schlug erneut zu. Ben wehrte den nächsten Hieb ab, brachte Beecher wieder unter sich und knallte seinen Kopf auf den Boden, was sich anhörte, als ob eine reife Melone herunterfiele.
Er fixierte Beecher unter sich und begann, blind vor Wut und Schmerz, mit beiden Fäusten auf ihn einzudreschen. Immer wieder schmetterte er die Fäuste in Beechers Gesicht. Blut floss, und Beechers Körper wurde schlaff, aber Ben hörte nicht auf.
Molly gab einen kehligen Laut von sich, den Ben kaum wahrnahm, und Autumn lief zu ihr und zog sie in ihre Arme. “Ist schon gut, Molly. Hör auf, Ben! Es ist vorbei!”
Noch immer blind vor Wut, hörte er sie nicht. Er holte aus und schlug Beecher ein weiteres Mal.
“Ben, hör auf! Du machst deiner Tochter Angst!” Ihre Worte erzielten den erwünschten Effekt. Molly hatte genug durchgemacht. Er wollte nicht der Grund dafür sein, dass sie
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