Engelslieder
ein Oldtimer, ziemlich schwer zu kriegen. Die Zulassungsstelle verfügt über sehr umfangreiche Unterlagen. Ich schlage vor, wir fangen mit dem Staat Washington an und vergleichen die Unterlagen von vor sechs Jahren mit denen von heute. Rossi war früher Polizist. Er hat gute Verbindungen und meint, er kann uns besorgen, was wir brauchen.”
Autumn nickte. “In dieser Gegend anzufangen klingt gut, obwohl – wenn ich ein Kind entführt hätte, würde ich es aus dem Staat bringen, damit niemand es findet.”
“Trotzdem stehen die Chancen gut, dass der Kerl aus der näheren Umgebung stammt. Er muss Molly irgendwo gesehen und dann herausgefunden haben, wo sie wohnt.”
“Wir spüren also das Auto auf, und wenn wir Glück haben, hat es noch denselben Besitzer.”
“Zumindest besteht die Möglichkeit.”
“Aber wenn es so ist …”, warf Autumn ein. “Ich bin die Einzige, die weiß, wie er aussieht. Ben, ich denke, wir sollten ein Bild anfertigen lassen. Du weißt schon, so ein Phantombild. Im Fernsehen machen die das doch ständig. Dann wissen alle Beteiligten, nach wem wir suchen.”
“Keine schlechte Idee. Vielleicht stellt sich heraus, dass ich den Kerl mal in der Nachbarschaft oder irgendwo anders gesehen habe. Und wenn nicht, können wir es für die Befragung der Autobesitzer benutzen. Pete soll einen Phantomzeichner für uns finden. Einen, mit dem die Polizei zusammenarbeitet.”
“Vielleicht sollten wir selbst mit der Polizei sprechen.”
“Aber wir haben nichts vorzuweisen. Nur einen Traum und einen Dreizehnjährigen, der glaubt, herausgefunden zu haben, welches Automodell der Entführer vor sechs Jahren fuhr.”
“Und die Tatsache, dass Gerald Meeks sagt, er habe Molly nicht umgebracht.”
“Was Meeks
dir
erzählt hat, aber vor niemand anderem bestätigen will.” Er seufzte. “Wir brauchen etwas Konkretes. Sobald wir es haben, spreche ich mit Doug Watkins. Er war damals der leitende Detective.”
“Ich dachte, das FBI ist für Entführungsfälle zuständig.”
“Es war auch an den Ermittlungen beteiligt. Aber der Kerl, der mit dem Fall betraut war, arbeitet nicht mehr für das FBI. Außerdem habe ich mich mit ihm ohnehin andauernd in die Haare gekriegt.”
“Und du glaubst, der Detective könnte uns helfen?”
“Vielleicht … wenn wir ihm etwas Neues liefern. Aber Watkins ist ein Realist. Ohne Beweise wird er sich nicht von dieser Traumtheorie überzeugen lassen, und die Polizei wird kein Geld in einen alten Fall stecken, in dem es keine neuen Indizien gibt.”
Ihre Blicke trafen sich. “Du warst gestern Morgen mit mir zusammen. Hast du letzte Nacht von Molly geträumt?”
Eingeschüchtert von dem stahlharten Blick fuhr sie sich nervös mit der Zunge über die Lippen. “Ja.”
“Ist dir etwas Neues aufgefallen? War irgendetwas anders?”
“Es war ein langer Tag, und ich war müde. Der Traum war ziemlich undeutlich.”
“Ich möchte heute wieder bei dir übernachten. Wenn du träumst, will ich da sein, sobald du aufwachst.” Als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, hob er die Hand. “Letztes Mal hat es auch etwas genützt. Ich möchte es noch mal versuchen.”
Autumn schüttelte den Kopf. “Das können wir nicht machen, Ben.”
Er wusste, dass sie an den Kuss dachte, und zog den Mundwinkel leicht nach oben. “Ich verspreche auch, dass ich dich nicht angreifen werde. Ich werde dir noch nicht mal einen Gutenachtkuss geben … außer du willst es.”
Sie riss sich zusammen, um nicht zu zittern. Beim Gedanken daran, wie sich sein Mund auf ihrem bewegte, wurde ihr ganz warm im Bauch. Natürlich wollte sie, dass er sie küsste – zumindest der unbelehrbare Teil ihres Hirns, der immer noch an Sex mit ihm dachte, sehnte sich so sehr danach wie eine Blume nach Regen. Der vernünftige Teil hingegen hatte Angst, dass es geschehen könnte.
“Ich bin nicht dein Typ, Ben. Du weißt das und ich auch. Und offen gesagt, bist du auch nicht meiner.”
Ben sah amüsiert aus. “Ich wusste nicht, dass du auf einen bestimmten Typ stehst. Die paar Jungs, mit denen du etwas hattest, sahen alle ziemlich unterschiedlich aus.”
Ihr stellten sich die Nackenhaare auf. Gab es irgendetwas in ihrem Privatleben, das er nicht diesem verdammten Bericht entnommen hätte? “Mit wem ich etwas hatte und mit wem nicht, geht dich rein gar nichts an, und du kannst darauf wetten, dass ein Mann, der mein Interesse wecken könnte, mit Sicherheit keiner ist, der sich auf Models und
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