Engelslieder
One-Night-Stands spezialisiert hat.”
“Augenblick mal! Erstens bist du genauso schön wie jede der Frauen, mit denen ich Affären hatte, ob du dich selbst so siehst oder nicht. Und zweitens habe ich mich nicht auf One-Night-Stands spezialisiert.”
“Ach so, also nur auf Frauen, die an nichts interessiert sind, was auch nur im Entferntesten an eine Beziehung erinnert.”
“Willst du damit sagen, du bist daran interessiert?”
Sie biss sich auf die Lippe. Das Letzte, was sie wollte, war, sich auf einen Mann einzulassen, schon gar nicht auf einen Herzensbrecher wie Ben. “Nein, aber …”
“Ich möchte über Nacht bleiben. Kein romantisches Violinkonzert,
kein Sex
, rein geschäftlich. Du hast mich dazu überredet, nach Molly zu suchen. Jetzt muss ich einfach alles in meiner Macht Stehende tun, um sie zu finden. Ich dachte, das wäre genau das, was du wolltest.”
“Das ist es ja auch, nur …” Sie holte tief Luft. Ben war ein Mann, der ein Nein als Antwort offenbar nur selten akzeptierte. Aus diesem Grund hatte er im Beruf ja auch so viel Erfolg – und bei den Frauen. Und in diesem Fall hatte er auch noch recht. Molly war seine Tochter, und er würde alles tun, um sie zu finden. Autumn konnte ihm das kaum verübeln.
Dennoch befand sie sich – Ben betreffend – bereits auf ziemlich dünnem Eis. Sie würde extrem vorsichtig sein müssen.
Sie stieß die Luft aus, die sie, ohne es zu merken, angehalten hatte. “Na gut. Du hast gewonnen. Aber bring dir diesmal Schlafsachen mit.”
Er grinste. “Ich schlafe immer nackt. Aus Rücksicht auf dich habe ich letztes Mal meine Boxershorts angelassen.”
Ihr Gesicht wurde heiß. “Ich versuche, das zu vergessen.”
Er streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. “Wirklich? Denn ich versuche krampfhaft zu vergessen, wie sexy du in diesem albernen, übergroßen T-Shirt ausgesehen hast. Aber es gelingt mir einfach nicht.”
Autumn öffnete erstaunt den Mund. Das Schlafshirt war das am wenigsten sexy aussehende Kleidungsstück, das sie besaß. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch und bekam einen trockenen Mund. “Du machst mir Angst, Ben.”
“Na ja – du machst mir auch Angst. Am besten, wir konzentrieren uns auf Molly.”
Sie
machte
ihm
Angst? Sie dachte an Delores Delgato, das schöne, exotische Model.
Das
war eine Frau, die einem Mann Angst einjagen konnte, auch wenn Ben kein bisschen verunsichert gewirkt hatte.
Sie sah ihn an, doch als sie seine Miene nicht lesen konnte, konzentrierte sie sich wieder auf Molly. Wenn Ben da war, während sie träumte, käme vielleicht ein weiteres Detail an die Oberfläche.
“Okay. Dann bis heute Abend. Wann kommst du?”
“Ich habe noch einen Haufen Arbeit zu erledigen. Wie wär’s, wenn ich gegen neun da bin?”
Sie nickte. Fast wäre sie schwach geworden und hätte ihm vorgeschlagen, für ihn zu kochen. Doch gerade noch rechtzeitig warnte ihr Verstand sie wie ein blinkender Neon-Schriftzug vor diesem Unsinn.
“Dann bis später”, sagte sie.
“Ja”, erwiderte er leise. “Bis dann.”
Ben arbeitete lange, ging dann nach Hause, stopfte sein Rasierzeug und Klamotten zum Wechseln in eine kleine Segeltuchtasche und ging die Second Avenue in Richtung Autumns Wohnung hinunter. Die Luft war warm und feucht, die ersten Sommertage hielten Einzug. Er sog die salzige Seeluft tief ein und erhaschte zwischen den Häusern dann und wann einen Blick auf die Lichter der Promenade, die sich im Wasser spiegelten. Ein blau-goldenes Taxi hupte das Auto vor sich an, doch Ben nahm kaum Notiz davon, so sehr beschäftigte ihn die frühabendliche Unterhaltung mit Autumn.
Du machst mir Angst, Ben.
Na ja – du machst mir auch Angst.
Es war ihm einfach so herausgerutscht, doch kaum hatte er die Worte ausgesprochen, war ihm klar geworden, dass es stimmte. Die faszinierende kleine Autumn Sommers jagte ihm eine Heidenangst ein. Und er konnte nicht sagen, weshalb.
Er wusste nur eines: Als er am Nachmittag einen Blick in den Kalender geworfen und festgestellt hatte, dass er am Freitagabend eine Verabredung mit Beverly Styles hatte – einer Frau, mit der er sich gelegentlich traf –, war ihm der Gedanke dermaßen zuwider gewesen, dass er ihr am liebsten abgesagt hätte.
Doch das ging nicht. Dazu war Bev und ihrem Vater Sam, einem langjährigen Freund und Geschäftspartner, den Ben bewunderte und respektierte, das Treffen viel zu wichtig. Er würde mit ihr ausgehen müssen, jedoch versuchen, den Abend so früh wie möglich
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