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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sich zurück und wartete. Sein Herz schlug hart in seiner Brust.
    Wenige Sekunden später erschien eine Liste von siebzehn Kindern, die innerhalb der letzten sechs Jahre im Staat Washington als vermisst gemeldet worden waren. Auf einem Foto lächelte Molly ihn an: ihr niedliches Gesicht, die sanft geschwungenen Augenbrauen, der weiche Mund und die lieblichen blauen Augen.
    Scheinbar endlose Sekunden lang starrte Ben reglos auf die geliebten Gesichtszüge. Es schnürte ihm die Kehle zu, und seine Augen brannten. Er las die Angaben unter dem Foto, obwohl er sie auswendig kannte. Geschlecht: weiblich. Hautfarbe: weiß. Größe: 111 cm. Haarfarbe: blond. Augenfarbe: blau. Außerdem wurde das Datum ihres Verschwindens genannt und dass Augenzeugen sie in Begleitung eines Mannes in einem weißen Auto hatten davonfahren sehen.
    Er klickte sich durch die Seiten und sah, dass bei fast allen Kindern, die vor mehreren Jahren als vermisst gemeldet worden waren, neben den ursprünglichen Bildern solche standen, auf denen man ihr aktuelles Alter simuliert hatte. Er nahm sich vor, dasselbe für Mollys Foto zu veranlassen.
    Ben verließ die Seite und sank in seinen Stuhl. Er fühlte sich leer, als hätte man die Gefühle aus ihm herausgesaugt. Jahrelang hatte er geglaubt, seine Tochter sei tot. Das war der einzige Weg gewesen, um weiterzumachen, der einzige Weg zu versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen.
    Jetzt lagen die Dinge anders.
    Joanne hatte bestätigt, den Mann auf Autumns Phantombild gesehen zu haben. Sie glaubte, sie sei ihm vor seinem Laden begegnet. Hätten sie doch damals schon die Überwachungskameras gehabt, mit denen mittlerweile jede Filiale ausgestattet war. Aber vor sechs Jahren waren sie noch nicht installiert gewesen.
    Joanne hatte den Mann also identifiziert. Hinzu kamen die Informationen aus Autumns Träumen und die Aussage von Robbie Hines, der ihnen Marke und Modell des Autos genannt hatte, in dem Molly verschwunden war. Trotzdem – sie brauchten mehr.
    Erneut griff Ben quer über den Tisch nach dem Telefon.
    “Du verarschst mich doch!” Terri saß Autumn im O’Shaunessy’s gegenüber. Der Pub war so gut besucht wie immer und brummte vor Gesprächen und leise dudelnder Popmusik. “Der
Adonis
verbringt jede Nacht in deiner Wohnung, und du lässt ihn auf dem Sofa schlafen?”
    “Wenn du letzten Samstag sein Bild in der Zeitung gesehen hättest, wüsstest du, warum.”
    “Ich habe es gesehen. Er hatte ein Date. Oh Gott, wie schrecklich! Er ist ein Mann, oder? Was sagt er überhaupt dazu?”
    Autumn nahm einen Schluck von ihrem Wein. “Er sagt, der Abend sei seit Langem verabredet gewesen und er werde sie nicht wiedersehen.”
    “Und wo liegt dann das Problem?”
    “Das Problem ist, dass er Ben McKenzie heißt und ich nicht auf Typen wie ihn stehe.”
    “Ach komm, Autumn, das kannst du deiner Großmutter erzählen. Du hattest seit Jahren keinen Sex mehr. Du verdienst mal wieder ein bisschen Spaß. Warum also nicht mit Ben?”
    Autumn stieg die Hitze ins Gesicht.
    “Oh Gott, du hast schon mit ihm geschlafen! Wie war er? Bestimmt fantastisch! Also, was macht er dann auf dem Sofa?”
    “Sieh mal, Terri … Das letzte Mal, als ich ein Abenteuer mit einem Typen hatte, tat es danach höllisch weh. Ich kann nicht so auf Distanz zu einem Mann bleiben wie du. Wenn ich mit ihm schlafen will, muss ich etwas für ihn empfinden. Je mehr wir zusammen sind, umso stärker werden meine Gefühle. Und wenn er dann verschwindet, bin ich die Gearschte.”
    “Und wenn er es nicht macht?”
    “Was?”
    “Verschwinden. Was, wenn du ihm wirklich etwas bedeutest? Das ist ja nicht ausgeschlossen.”
    Autumn schüttelte den Kopf. “Es würde nicht gut gehen. Früher oder später würde er sich langweilen. Er würde Affären mit anderen Frauen haben, und ich könnte damit nicht umgehen.”
    Terri schwieg für einige Sekunden. “Weißt du was, liebe Freundin? Was Männer angeht, hat dein alter Herr bei dir echt ziemlich viel vermasselt.”
    Autumn seufzte. “Vielleicht … Ich weiß nicht. Ich weiß nur, dass ich auf Abstand bleiben muss.”
    Was leicht gesagt und so gut wie unmöglich umzusetzen war. Sie dachte ununterbrochen an Ben, spielte ihre gemeinsame Nacht Hunderte Male in Gedanken durch. Und sehnte sich danach, es wieder zu tun. Aber jeden Abend, wenn er zu ihr kam, ließ sie ihn allein auf dem Sofa zurück und ging ins Bett.
    “Was ist mit dir?”, fragte sie Terri, in der Hoffnung, die Stimmung aufzulockern.

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