Engelslieder
“Was gibt es Neues in deinem Liebesleben?”
“Nichts Aufregendes.” Terri rührte gedankenverloren in ihrem Drink. “Neulich bin ich Josh Kendall über den Weg gelaufen. Er hatte ein Mädel namens Courtney Roland dabei. Ich glaube, sie ist in deinem Kletterkurs.”
“Ja, stimmt. Sie wird mal eine verdammt gute Kletterin. Sie war in Begleitung von Josh?”
Sie nickte. “Josh hat uns vorgestellt. Sie schien nett zu sein.”
Autumn lächelte. “Ich habe geahnt, dass sie sich für Josh interessiert. Sie ist mit ihm und Ben in einem Auto gefahren, als wir den Kletterausflug gemacht haben. Sie haben viele Gemeinsamkeiten. Ich glaube, sie passt perfekt zu ihm.”
Terri rührte weiter in ihrem Drink. “Vielleicht …”
Sie unterhielten sich noch eine Weile – über nichts Besonderes und zu Autumns Erleichterung auch nicht über Ben – und beschlossen dann, den Block runter auf eine Pizza zu Tony’s zu gehen. Autumn würde Ben in dieser Nacht nicht sehen. Am Morgen hatte sie ihn beim Kletterkurs getroffen, danach jedoch nicht mehr. Und sie hatte weder vor, sich für diesen noch für den nächsten Abend mit ihm zu verabreden. Seit vergangenem Samstag hatte sie jede Nacht genau denselben Traum gehabt. Keine Varianten, keine neuen Details, und das, obwohl Ben sie jedes Mal ausgefragt hatte. Nun war sie aufgrund des Schlafmangels völlig erschöpft.
In der Hoffnung, durchschlafen zu können, hatte sie Ben gebeten, nicht zu kommen, und er hatte zähneknirschend eingewilligt. Vielleicht hatten ihn die dunklen Ringe unter ihren Augen überzeugt.
Was auch immer der Grund für seine Zustimmung war – kaum hatte Terri den letzten Bissen Pizza runtergeschluckt, machte sich Autumn auf den Nachhauseweg.
Doch obwohl Ben nicht da war, konnte sie nur schlecht einschlafen. Mitten in der Nacht träumte sie den üblichen Traum und wachte schweißgebadet auf. Sie brauchte eine geschlagene Stunde, um wieder einzuschlafen, und als am Morgen der Wecker klingelte, kam es ihr so vor, als hätte sie gerade erst die Augen zugemacht.
Herzhaft gähnend tapste sie gerade im Bademantel durch ihre Wohnung, als das Telefon klingelte.
Ben war dran.
“Hi, Baby. Habe ich dich geweckt?”
Ein warmer Schauer lief ihr über den Rücken. Sie hasste es, wenn er sie so nannte. Und sie liebte es. “Nein, ich war schon wach.”
“Konntest du schlafen?”
“Ein bisschen. Ich habe geträumt, aber es war derselbe Traum wie zuvor.”
“Ich hatte wirklich nicht vor, dich heute anzurufen, aber es gibt Neuigkeiten, und ich brauche deine Hilfe.”
Sie umklammerte den Hörer fester. “Du hast etwas Neues herausgefunden?”
“Ich habe dir doch erzählt, dass Joanne den Typen auf dem Phantombild erkannt hat, nicht wahr?”
“Ja, hast du. Und ich habe inzwischen an der Liste der Orte gearbeitet, an denen ich ihm begegnet sein könnte – vor allem solche, die irgendetwas mit Sport oder Sportveranstaltungen zu tun haben. Aber bisher bin ich nicht weitergekommen als bis zur Postleitzahl.”
“Na ja, das hat mich darauf gebracht, dass … Ach, das erzähle ich dir, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Jorge hat mir übrigens das aktualisierte Phantombild gebracht. Jetzt verstehe ich, was du mit ‘er sieht irgendwie anders aus’ meintest.”
“Er wirkt nicht mehr so freundlich.”
“Ja, das stimmt. Hör mal, Autumn, du müsstest bitte mit mir nach Bainbridge Island kommen. Vielleicht bleiben wir über Nacht, also pack lieber eine kleine Tasche. Um wie viel Uhr kannst du fertig sein?”
Sie zögerte nur einen kurzen Moment. Sie saßen in einem Boot, und das Einzige, was zählte, war, Molly zu finden. “Ich mache heute früher Schluss. Gebe nur noch zwei Einzelstunden. Ist gegen Mittag okay?”
“Perfekt. Du wirst doch nicht seekrank, oder? Ach, egal. Ich habe Kaugummis gegen Übelkeit an Bord. Dann also bis heute Mittag.”
“Warte mal …”
Doch Ben hatte bereits aufgelegt. Er hatte gesagt, es gebe Neuigkeiten. Und dass sie eine Tasche packen solle, falls sie über Nacht blieben. Aber wieso sollte er sie auf einem Boot mitnehmen?
Bei dem Gedanken daran, ihn endlich wiederzusehen, vielleicht sogar die Nacht mit ihm zu verbringen, machte sich ein Kribbeln in ihrem Magen breit. Stopp! Das Letzte, was sie wollte, war, häufiger mit Ben zusammen zu sein. Aber wenn er neue Informationen hatte, wollte sie natürlich wissen, worum es sich handelte.
Autumn seufzte, als sie ins Bad ging, um zu duschen und sich für ihre Kurse
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