Engelslust
frieren. Auch an das Schlafen und regelmäßige Essen hatte sie sich gewöhnen müssen. Vor allen Dingen musste sie aufpassen, sich nicht zu verletzen, da sie über keine Selbstheilung mehr verfügte. Das machte sie leicht ängstlich, aber mit Magnus an ihrer Seite fühlte sie sich stark und beschützt.
Als Amalia Leraja und Cain erblickte, überlief sie ein weiteres Frösteln. Die beiden waren sehr sommerlich gekleidet: An Lerajas Kurven schmiegte sich ein kurzes Lederkostüm, dazu trug sie hochhackige Stiefel, die ihr bis über die Knie reichten. Sie sah wirklich sexy aus. Cain klopfte ihr auf den Po, worauf Schneeflocken von ihrem burgunderfarbenen Rock rieselten. Er selbst schüttelte sich die weiße Pracht aus dem Haar und von seinem eng anliegenden weißen T-Shirt. Er war zwar kein Engel mehr, aber als so eine Art Dämon fror er natürlich auch nicht so leicht. Zu seinem Shirt trug Cain eine legere schwarze Stoffhose und … Man stelle sich vor, er hatte seine Einsatzstiefel gegen elegante Halbschuhe getauscht!
Nachdem der Butler die Tür geschlossen und sich zurückgezogen hatte, kam Amalia den Besuchern mit ausgestreckten Armen entgegen. »Ich freue mich so, dass ihr die Einladung angenommen habt!« Sie tauschte mit Leraja Küsschen und ließ sich von Cain drücken.
Magnus schüttelte ihnen die Hände.
»Coole Hütte!« Leraja pfiff durch die Zähne und drehte sich im Kreis. Das machte sie jedes Mal, wenn sie vorbeischaute, und war mittlerweile ein Running Gag.
Cain boxte ihr spielerisch in die Seite.
»Ich frag ihn später, dräng mich nicht«, flüsterte Leraja ihrem Freund zu, griff in sein schwarzes Haar und gab ihm einen harten Kuss. »Sei nicht so ungeduldig.«
Amalia spürte, wie sich ihre Wangen erhitzten, weil sie genau wusste, was die beiden hier trieben, wenn sie und Magnus längst schliefen.
»Kommt, lasst uns in den Salon gehen. Dort wartet bereits das Essen auf uns.« Magnus führte Amalia und die Gäste ins Speisezimmer. In dem ehemaligen Rittersaal stand eine lange Tafel, die mit den herrlichsten Leckereien gedeckt war. Es duftete köstlich. Das Silberbesteck und die Porzellanteller reflektierten das Licht der dreiarmigen Kerzenleuchter. Sie standen zwischen den Platten und sorgten für romantische Stimmung.
»Habt ihr einen Stromausfall oder gibt es was zu feiern?«, fragte Cain, der Leraja ganz gentlemanlike einen Stuhl unterschob.
»Das Letztere«, erwiderte Magnus, erhob sich und schnippte an sein Weinglas. »Da ich kein Freund großer Worte bin …«
»Eher großer Taten«, unterbrach ihn Leraja, wurde aber sofort von Cain, der ihr gegenübersaß, gegen das Schienbein getreten.
»Also, ich mache es kurz.« Magnus hob sein Glas und prostete Amalia zu. »Wir möchten euch unsere Verlobung bekanntgeben.«
Leraja quiekte, sprang von ihrem Stuhl auf und umarmte Amalia. »Ach, Süße, das ist ja großartig! Ich freue mich so für euch!«
Auch Cain gratulierte ihnen. Allerdings begnügte er sich bei Magnus mit einem Händedruck. Amalia spürte, dass es da noch eine Kluft zwischen den beiden gab, was sie nicht wunderte. Magnus hatte den Ex-Engel mit einem giftigen Bolzen beinahe getötet, Leraja wäre wegen seines Blockierzaubers fast ertrunken und am Ende der Kelchjagd war sie so gut wie tot, als die Energiewand des Kelches sie gegen den Monolithen geschleudert hatte. Das würde Amalia später noch geradebiegen müssen, denn Magnus war tatsächlich kein Freund vieler Worte und überließ ihr das Feld.
Während des Essens wurde viel gelacht und geredet; der Alkohol lockerte sogar Magnus ’ Zunge. Nachdem sie alle satt waren, zog er sich mit Leraja an den brennenden Kamin zurück.
Das liebte Amalia an Thorne Castle besonders: Magnus hatte sein Personal dazu angehalten, in allen Zimmern zu heizen und das Feuer verbreitete eine angenehme Wärme.
»Was tut sich da draußen? Irgendwelche interessanten Neuigkeiten?«, hörte Amalia Magnus fragen, aber die Halbdämonin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, alles gerade ganz ruhig. Aber sag, hast du zufällig wieder ein neues Spielzeug im Keller?«
Magnus lachte. »Lass dich überraschen, es wird euch bestimmt gefallen.«
Gespielt verdrehte Leraja die Augen. »Thorne, spann mich nicht so auf die Folter!«
»Folter … Du bist schon nah dran …«
Amalia seufzte. Wenigstens Leraja schien ihrem Verlobten vergeben zu haben. Während die beiden über das neuste Inventar ihres Verlieses fachsimpelten, wandte sich Amalia Cain zu,
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