Engelslust
… klar, als Engel.
Er und sein Team hatten praktisch Narrenfreiheit. Cain galt als absolut ehrbar und vertrauenswürdig – doch er hatte sie alle enttäuscht. Er musste sich stellen. Ja, das würde er tun, aber seine Aufgabe hatte oberste Priorität.
Später … Wenn er den Auftrag erfolgreich abgeschlossen hatte und der Kelch wieder an einem sicheren Ort war. Claudio, Nummer drei in ihrem Team, arbeitete gerade mit dem Rat einen Plan aus, wo das beste Versteck für das Artefakt sein könnte, sobald man es gefunden hatte. Das alte war ja offensichtlich nicht sicher genug gewesen. Wie hatte der Dieb von diesem geheimen Ort erfahren? Er musste entweder jemanden von der Excelsior Corporation kennen, der ihm vertrauenswürdige Informationen zugespielt hatte, oder selbst ein Mitglied sein. Aber vom Versteck des Kelchs hatten dennoch nur sehr wenige ausgewählte Mitglieder gewusst, die absolut ehrbar waren. Ob der Dieb Kontakt zu Merlin hatte?
Nein – unmöglich; der Magier war seit Jahrhunderten unauffindbar.
Ob womöglich Merlin selbst …
Nein, ausgeschlossen!
Wie Cain es auch drehte und wendete, er kam auf kein vernünftiges Ergebnis. Eines wusste er jedoch mit Gewissheit: Wenn die Dämonen den Kelch ebenfalls wollten, war er nicht in ihrem Besitz. Darüber war Cain sehr erleichtert. Aber wie hatte diese blonde Höllenbraut vom Verschwinden des Artefakts erfahren?
Da – schon wieder landete er in Gedanken bei ihr !
Wer war diese Dämonin überhaupt? Und warum hatte er sie zuvor nicht außer Gefecht gesetzt? Sie gefesselt und geknebelt? Er hätte sie blitzschnell überwältigen können, stattdessen hatte er seine wichtigste superman-artige Fähigkeit nicht ansatzweise eingesetzt.
Weil er hoffte, dass sich seine Vision erfüllte?
Nein – er war doch nicht so verrückt, sich freiwillig verletzen zu lassen, nur um in den Genuss längst vergessener Lüste zu kommen? Noch dazu mit einer Frau aus der Hölle!
Aber Cain musste zugeben, dass er zuvor doch etwas enttäuscht gewesen war, dass die Höhle der Harpyie nicht der Höhle aus seiner Vision geglichen hatte.
Vielleicht würde die Teufelsbraut ihn ja sogar absichtlich verletzen. Er traute ihr das durchaus zu, da er genau wusste, was sie wollte, nämlich das, wonach alle Dämonen trachteten: reine Seelen verderben.
Mist, er hatte nicht einmal ihren Namen oder ein Foto von ihr. Somit konnte er die Datenbank nicht durchforsten. Es war nie schlecht, seinen Gegner zu kennen, aber diese Dämonin hatte ihn verwirrt und seine jahrhundertelangen Erfahrungen zunichte gemacht!
Und seine Keuschheit …
Bei dem Gedanken an ihr hübsches Äußeres strömte schon wieder mehr Blut in seine Lenden. Er hatte zuvor schon gerne schöne Frauen angesehen – manche Eigenschaften legte Mann wohl auch nicht als Engel ab –, aber er hatte dabei nie Lust auf sie empfunden. Allerdings war es gefährlich, zu lange in einem festen Körper zu stecken, der beinahe wie bei einem richtigen Menschen funktionierte, nur dass Engel weder essen noch schlafen mussten oder froren. Er steckte definitiv schon zu lange, schon viele Jahrzehnte, in diesem Körper – den er allerdings auch nicht mehr missen wollte.
Es kam Cain so vor, als hätte dieses Teufelsweib ein schlafendes Tier in ihm geweckt, eine Bestie, die nun nicht mehr zu zügeln war. All die Jahre als Engel hatte er seinem Schwanz keine besondere Beachtung geschenkt, aber jetzt schien sich alles nur um ihn zu drehen. Es pochte und zog da unten, wann immer er an die Dämonin dachte, von der er nicht mal den Namen kannte.
Während seines menschlichen Daseins hatte Cain sehr wenige sexuelle Erfahrungen gesammelt und diese waren nicht sehr berauschend gewesen. Seine Eltern, dem niederen Adel angehörig, starben früh, was zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich war.
Cain ging an den Hof, um Ritter zu werden. Er verdiente sein Geld als Knappe und hatte in seinen jungen Jahren mit Anna, der Schwester des Stallburschen, angebandelt. Aber das Verhältnis währte nur kurz, denn Cain arbeitete viel und hart, um seinen Wunsch verwirklichen zu können. Er wollte Ritter werden, doch das stand meist nur höherrangigen Adligen zu. Allerdings konnte er sich beweisen und erhielt den Ritterschlag. Später hatte er als Tafelritter nicht viel Kontakt zu Frauen gehabt. Zudem war er sehr gewissenhaft in dem gewesen, was er tat, und war nie in Versuchung geraten. Er hatte auch keine Lust verspürt, die negativen Erfahrungen, die er mit Anna gemacht hatte,
Weitere Kostenlose Bücher