Engelslust
können!
Sie pfiff durch die Zähne. »Beachtlich, Sonnenschein!« Unverhohlen starrte sie auf seinen nackten Körper. »Wirklich bemerkenswert.«
Ein Energieblitz materialisierte sich in Cains Faust, den er bedrohlich auf sie richtete. Dabei hielt er es nicht für nötig, seinen Körper zu bedecken. Seine Nacktheit war die bessere Waffe, denn Leraja fiel fast in Ohnmacht. Cains schlanke und doch durchtrainierte Gestalt, sein jetzt erzürntes Gesicht, der prachtvolle Schwanz … Bei ihm harmonierte einfach alles. Leraja verspürte große Lust, auf der Stelle über ihn herzufallen, seinen Körper am Strand zu nehmen, sich an ihm zu reiben – wenn ihr dieses verfluchte Wasser nicht im Weg stünde! Das war auch der Grund, warum sie sich nicht schon längst sein Smartphone geschnappt hatte. Denn Leraja hätte kein Portal auf dem Felsen, auf dem das Handy gelegen hatte, öffnen können. Er war viel zu klein.
»Warum hat dich mein Detektor nicht angezeigt?«, zischte Cain, sodass Leraja wieder zu Verstand kam.
»Dich hat es bei mir auch nicht angezeigt, Sonnenschein«, rief sie zu ihm hinüber, weil sie immer noch das Meer voneinander trennte. »Irgendwie haben wir mehr Gemeinsamkeiten, als …«
»… als mir lieb ist«, flüsterte er mit funkelnden Augen, aber sie hatte ihn gehört.
»Jetzt tu nicht so, als wäre ich die Ausgeburt der Hölle.«
Er hob die Brauen und begann – das Kleiderbündel vor seiner Brust – durch das Wasser auf den schmalen Strand zuzugehen. »Bist du nicht?«
Über die Klippen hüpfte Leraja näher zur Bucht. »Okay, wir hatten keinen guten Start, das sehe ich ein. Wollen wir noch mal von vorne beginnen?« Während sie sprach, ließ sie seinen Blitz nie aus den Augen.
»So viel zur vermeintlichen Wildziege in der Höhle«, murmelte er.
»Was?«
»Komm mir bloß nicht zu nah!« Cain warf seine Kleidung neben die Schuhe auf einen Stein und zielte mit dem Blitz auf Leraja. Er knisterte hörbar in seiner Faust, weshalb sie zwei Meter von ihm entfernt stehen blieb.
Kurz hob sie die Hände. »Auszeit, Sonnenschein! Ich will nur mit dir reden.«
»Klar«, brummte er. »Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle umlegen sollte.«
»Weil du ein … Engel bist und das nicht kannst?«, erwiderte sie spöttisch.
»Ich kann, glaube mir«, sagte Cain und begann zu Lerajas Enttäuschung sich anzuziehen. Dabei beobachtete er sie mit Argusaugen. Immerhin hatte er seinen Blitz verschwinden lassen, aber Leraja wusste, dass es nur einen Wimpernschlag dauern würde, ihn wieder herbeizuzaubern.
»Hat das was mit diesem Sonderkommando zu tun?«, wollte sie wissen.
»Gegenfrage: Warum hast du mir nicht die Seele genommen?«
Tja, die traurige Wahrheit über ihr wahres Ich behielt sie lieber für sich, daher antwortete sie ihm darauf ebenfalls nicht, sagte jedoch: »Nun, wenn wir uns zusammentun, deine Technik und meine Fähigkeiten vereinen, dann würden wir den Kelch vielleicht ergattern.«
Er schnaubte und stieg energisch in seine Hose. Seufzend erhaschte Leraja noch einen letzten Blick auf seinen Schwanz und das Schamhaar, in dem immer noch ein paar Wassertropfen hingen. Ob sich seine restliche Haut auch so weich anfühlte wie die auf seinem …
Cain räusperte sich, sodass sie aufsah. Immer noch schaute er sie finster an. »Und wer wird den Kelch bekommen, wenn wir ihn finden? Machen wir halbe-halbe?«
Grinsend stemmte Leraja die Hände in die Hüften. »Wie wär ’s dann mit einem fairen Kampf: seltsamer Engel gegen toughe Halbdämonin?« Sie wusste jetzt schon genau, wie sie es anstellen würde, das Artefakt an sich zu reißen: ein wenig elbische Magie und den Rest erledigte ihr weiblicher Charme. Cain war schließlich auch nur ein Mann.
»Träum weiter. Außerdem kenne ich nicht mal deinen Namen, toughe Halb dämonin.« Jetzt klang er spöttisch, aber seine Wut schien weitgehend verraucht zu sein. Frau musste mit den Herren eben nur reden!
»Leraja.«
Cain gab ein »Hm?« von sich, als er mit Schutzweste, Hemd und Stiefeln in der Hand über ein paar Steine, die im Wasser lagen, sprang, um sich den Sand von den Füßen zu waschen, bevor er in die Schuhe schlüpfte.
»Na, das ist mein Name, Sonnenschein. Le...ra...ja.«
»Nenn mich nicht immer Sonnenschein.« Cain fixierte seine Weste, bis sie perfekt saß, und zog sich das kaputte und blutbefleckte T-Shirt über, womit für Leraja nun die Show endgültig vorbei war; dann schnürte er seine Stiefel. »Und was ist das für
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