Engelslust
sexy Eindruck auf ihn, obwohl sie ihn provozierte oder gerade deshalb, dass er sie am liebsten gepackt und nebenan aufs Bett geschmissen hätte, um ihr die Flausen auszutreiben.
Gott … Was hatte er bloß für Gedanken?
»Mein Vater?« Mit einem Mal erstarb ihr Lächeln. »Ich weiß kaum etwas über ihn. Und warum soll ich euch helfen? Du sagst mir ja auch nicht, wer dieser Thorne ist.«
»Wir haben uns ein wenig schlau gemacht. In der Mythenwelt wird gemunkelt, dein Vater wäre Fermion, der mächtige Elfenkönig, der vor genau fünfundfünfzig Jahren spurlos verschwand.«
»Fermion …«, murmelte sie und wirkte schockiert. Mit erstarrtem Gesicht blickte sie Cain an. »Bist du dir sicher?«
Jetzt meldete sich Crispin, der am Türrahmen lehnte, zu Wort: »Wir haben nur eins und eins zusammengezählt. Es ist mehr als eine Vermutung. Deine Gene, dein Alter, Fermions Verschwinden im Jahre 1956 …«
»Gene?« Ihre gold-weißen Brauen hoben sich.
Anscheinend wusste sie nicht, was das war, daher antwortete Cain: »Sagen wir so: Wir haben mit unseren hochmodernen Methoden bestätigen können, dass du Elfenblut in dir hast. In dieser Hinsicht hast du die Wahrheit gesagt. Jetzt wäre es nett, wenn wir auch noch wüssten, ob der Elfenkönig wirklich dein Vater ist.«
»Fermion …«, flüsterte sie abermals, blickte auf ihre Hände, dann wieder auf Cain. Raja schien über diese Nachricht überrascht zu sein. »Meine seltsamen Gaben … Das würde alles erklären. Dann hat Mutter nicht gelogen; mein Vater war nicht nur ein Elf, sondern der mächtigste noch dazu!«
»Wenn wir auf der Suche nach dem Kelch Fermions Hilfe bekämen, würde uns das sehr weiterhelfen«, mischte sich nun auch Crispin in das Gespräch ein.
»Warum?«, fragte Raja.
Cain tat sie fast leid; sie wirkte durcheinander. »Fermion hat damals zusammen mit Merlin an dem Zaubertrankbuch für den Kelch geschrieben«, erzählte er. Cain hatte Fermion einmal selbst gesehen, daher könnte er ihn vielleicht noch erkennen. Es waren zwar seitdem viele Jahrhunderte vergangen, aber in den Archiven der Corporation gab es ein Foto, das den Elfenkönig kurz vor seinem Verschwinden zeigte: silbernes, hüftlanges Haar und ein bartloses, fast androgynes Gesicht, das die ersten Fältchen aufwies. Immerhin sollte er mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel haben.
Crispin hatte sich anscheinend an Raja sattgesehen, denn er tippte auf seinem Smartphone herum und hielt ihr das Handy dann vor die Nase. Es zeigte den Elfenzauberer. »Fermion könnte wissen, was Thorne vorhat oder welche Zutaten er noch braucht und wo sie zu finden sind. Er könnte uns bei der Kelchsuche sehr weiterhelfen.«
»Hier kommen wir ins Geschäft«, erklärte Cain. »Wir arbeiten zusammen, wenn du uns deinen vermeintlichen Vater lieferst.«
Raja starrte einfach nur auf das Bild und sagte lange nichts, bis sie murmelte: »Eine gewisse Ähnlichkeit ist vorhanden; das gebe ich zu.«
»Und?« Crispin sah sie erwartungsvoll an.
»Na gut, ich werde mal Mum fragen«, erwiderte Raja schließlich. Sie zögerte einen Moment und blickte dann zu Cain, der beinahe befürchtete, sie würde einen Abschiedskuss erwarten, aber sie sagte ihm nur einen Treffpunkt. Anschließend stieg sie in die Duschkabine, erzeugte an den Fliesen ein Portal und war verschwunden.
»Heiße Braut!« Crispin pfiff durch die Zähne. »Bei der musst du höllisch aufpassen …«
***
Leraja war in Gedanken ganz weit weg, als sie durch die düsteren Korridore schritt, die vor Urzeiten in den Fels gehauen worden waren. Wenn der mächtige Elfenkönig Fermion wirklich ihr Vater war, konnte sie nicht verstehen, dass ihre Mutter ihr das verschwiegen hatte. Sie als ihre Tochter hatte doch ein Recht darauf zu erfahren … Halt! Sie hatte hier überhaupt keine Rechte, nicht, bevor sie selbst Herrscherin war.
Leraja hatte ihre Mutter irgendwann nicht mehr nach ihrem Vater gefragt, weil sie wusste, dass es Xira erzürnte. Na ja, »erzürnte« war noch milde ausgedrückt. Ihre Mutter musste einen abgrundtiefen Hass auf Lerajas Erzeuger haben, warum auch immer. Leraja konnte Xira unmöglich nach Fermion fragen, besonders jetzt nicht; das würde sie sofort misstrauisch machen. Sie witterte sowieso überall Intrigen.
Aber irgendetwas musste Leraja einfallen. Sie wollte Cain nicht enttäuschen. Es hatte so viel Hoffnung in seinem Blick gelegen.
Cain … Wieso musste sie nur immerzu an ihn denken?
Leraja schmunzelte, während sie weiterschritt. Wie
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