Engelslust
»Dann glaubst du mir das also?«
»Hmm.« Er ertrank fast in ihren grünen Augen. Ihre Nähe raubte ihm noch das letzte bisschen Verstand. »Versuchst du mich gerade zu manipulieren?«
»Warum?« Sie wirkte erstaunt.
Cain atmete tief durch und machte einen Schritt zurück, doch er stieß mit dem Gesäß gegen das Waschbecken. Raja war schon eine verdammt gute Schauspielerin. »Wie hast du mich hier gefunden?«, fragte er, anstatt ihr eine Antwort zu geben.
Grinsend zuckte sie mit den Schultern. Okay, sie spielte die Naive. Sie war wohl immer noch beleidigt.
»Kannst du mir sagen, was das für ein Zeug war, mit dem Thorne den Bolzen präpariert hatte?«
»Schwarzes Dämonenblut«, erklärte Raja und rückte ihm wieder auf die Pelle. Wonach roch sie eigentlich? Parfüm?
»Dämonenblut …« In Cains Kopf klingelte es. Hatte Mr Fang Cheng nicht erwähnt, dass solch eine Phiole gestohlen worden war? »Dieser hinterhältige Mistkerl«, murmelte Cain, während er seine Schulter rieb.
»Hast du noch Schmerzen?«, fragte sie wie beiläufig und tat so, als würde sie Fusseln von seinem T-Shirt zupfen. Dabei kam sie seinen Brustwarzen verdammt nah.
Da Cain diesmal keine Schutzweste unter seinem Hemd trug – Crispin hatte ihn deswegen schon ausgeschimpft, aber die Panzerung hatte unangenehm auf die Einschussstelle gedrückt –, fühlten sich Rajas Berührungen wie Funkenschauer auf seiner Haut an. Cains Herz schlug schneller; plötzlich schien auch noch der Platz in seiner Hose enger zu werden. Zu allem Überfluss drängte Raja, dieses Luder, ihm ihre Hüften entgegen, sodass sich ihre Unterleiber aneinanderschmiegten. Sofort wurde er hart; sein Atem ging schwerer.
Raja hielt die Lider gesenkt, weshalb Cain nur die goldenen Halbmonde ihrer Wimpern sah. Er fragte sich, was gerade in ihrem hübschen Köpfchen vorging. Warum machte sie ihn an? – Natürlich nur aus reinem Eigennutz; schließlich wollte sie den Kelch.
Cain stand einfach nur da, die Hände hinter sich auf das Waschbecken gestützt, damit er nicht in Versuchung kam, ebenfalls an Raja herumzuspielen, als ein Hüsteln ihn aufschreckte. Cris! Der blonde Mann stand mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn im Türrahmen. In der Hand hielt er einen Blitz. Wie lange beobachtete er sie schon?
Sofort drückte sich Cain an Raja vorbei, aber das Badezimmer war zu klein, um ihr wirklich zu entkommen. Es trennten sie nur Zentimeter und Cain hoffte, sein Kollege würde die Beule in seiner Cargohose nicht bemerken. Cain gab ihm durch ein unauffälliges Nicken zu verstehen, seine Waffe verschwinden zu lassen, was dieser auch tat. Immerhin waren sie zwei gegen eine und von Raja schien im Moment keine Gefahr auszugehen.
»Das ist sie dann wohl«, sagte der blonde Engel emotionslos, ohne den Blick von Raja abzuwenden. Keine Frage, ihre elfengleiche Schönheit schlug jeden in ihren Bann. Da zählte es nicht, dass die Halbdämonin in ihrem Inneren ein Biest war.
Raja lächelte verschmitzt, bevor sie Cain einen Kuss auf die Wange hauchte. »Ach, Schatz, du hast deinem Kumpel schon von uns erzählt?«
»Bleib mir bloß vom Leib!«, fuhr er sie an, mit einem Seitenblick auf Crispin, dann drehte er seinem Kollegen den Rücken zu und formte mit den Lippen die Worte: »Hör auf damit!« Wenn Cris mitbekam, dass da tatsächlich etwas zwischen ihnen … Nein, so ein Quatsch, da lief nicht wirklich etwas, aber Raja gefährdete gerade seine ganze Existenz und vor allem die Mission!
Sie wich tatsächlich zurück, aber das Grinsen verschwand nicht aus ihrem Gesicht. »Ihr Engel versteht einfach keinen Spaß.«
Crispin wirkte alles andere als wohlgesinnt, was sicher nicht daran lag, dass Raja eine Dämonin war. Er schien tatsächlich ein gestörtes Verhältnis zum weiblichen Geschlecht zu haben, seit der Sache aus seiner menschlichen Vergangenheit. Er traute den Weibern nicht mehr über den Weg.
»Hast du sie schon gefragt?«, wollte Cris wissen und zog Raja mit seinen Blicken förmlich aus. Es steckte also doch noch ein Mann in seiner Hülle. Irgendwie gefiel Cain das überhaupt nicht. Himmel, war er etwa eifersüchtig?
Rajas Grinsen wurde noch breiter und wirbelte in Cains Magen eine Schar Schmetterlinge auf. »Du willst mir einen Antrag machen, Schatz?«
»Eigentlich wollten wir etwas über deinen Vater wissen«, erwiderte er so kühl wie möglich, denn in seinem Herzen tobte ein Feuer, ein sehr heißes, leidenschaftliches Feuer. Raja machte gerade einen dermaßen
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