Engelslust
preisgeben? Und was wusste sie überhaupt über diesen Thorne? Eigentlich kaum etwas. »A-anscheinend i-ist er ein Mensch«, stotterte sie. Verdammt, warum benahm sie sich ihrer Mutter gegenüber immer wieder wie ein verschrecktes Kind? Auf diese Weise würde sie nie Herrscherin werden!
»Ein Mensch?« Die Dämonin lachte schrill und ließ Leraja so abrupt los, dass sie beinahe auf dem Hintern landete. »Das glaub ich ja nicht! Und dann hast du dir den Kelch noch nicht schnappen können?«
Leraja straffte sich, Hitze schoss in ihre Wangen. »Er ist wohl ein sehr mächtiger Magier.«
»Magier?«
»Ja, und dieser Engel scheint ihn gut zu kennen. Mit seiner Hilfe werde ich mir den Magier schnappen.«
»Gut, gut.« Xira lehnte sich in ihrem Thron zurück und machte eine wegscheuchende Handbewegung. »Und jetzt geh. Wenn du das nächste Mal wiederkommst, hast du den Kelch dabei!«
»Sehr wohl, Mutter.« Leraja verbeugte sich und schritt eilig aus der Halle. Sie musste Shah finden. Er war im Moment ihre einzige Hoffnung, denn sie musste Fermion auftreiben – wenn er denn wirklich ihr Vater war – oder sie würde bei den Engeln nicht weiterkommen.
Leraja hoffte, Shah noch bei den heißen Quellen anzutreffen. Sie hätte sich sofort zu den Höhlen portieren können, aber sie wollte sich lieber anschleichen, denn der junge Dämon ging ihr aus dem Weg. Er schuldete Leraja nämlich noch einen Gefallen.
Vor einiger Zeit hatte Xira ihr den Auftrag gegeben, Shahrukh zu überwachen, weil sie vermutete, er würde sie hintergehen. Leraja hatte daraufhin ein wenig spioniert und Shah tatsächlich dabei erwischt, wie er ihre Mutter mit einer Sterblichen betrog. Dämonen waren zwar nicht unbedingt eifersüchtig, aber wenn Xira auf jemanden Besitzanspruch erhoben hatte, gehörte er nur ihr.
Leraja hatte Shahrukh zur Rede gestellt. Er wusste, dass Xiras Zorn ihn vernichten würde. Leraja hatte Mitleid mit ihm empfunden und ihn nicht verraten, weil Shah in gewisser Weise wie ein Bruder für sie war, auch wenn sie sich nicht sonderlich ausstehen konnten.
Weil sie ihn also in der Hand hatte, forderte sie ab und zu Informationen von ihm. Dafür hasste er sie.
Als Leraja die Höhle mit den Quellen betrat, schlug ihr feuchtwarme Luft entgegen, die ihr Gesicht benetzte. Sie spitzte die Ohren und hörte ein Plätschern. Jemand war hier und sie hoffte auf Shah. Nicht alle Dämonen waren besonders reinlich, weshalb die Höhlen wenig genutzt wurden, doch Leraja hatte diesen Ort schon immer geliebt. Als Kind war sie oft zum Nachdenken hergekommen, hatte sich Abenteuergeschichten ausgedacht und versucht, schwimmen zu lernen, doch dazu waren die natürlichen Becken leider zu klein und verwinkelt. Sie lächelte bei der Erinnerung daran, wie oft sie sich die Knie an den kantigen Felsen aufgeschlagen hatte.
Wasserdampf vernebelte ihr die Sicht und hüllte den unterirdischen Raum ein. Selbst die Fackeln an den Wänden waren nicht zu sehen; es drang nur ein schwaches, orangerotes Leuchten durch den Dunst.
Auch Leraja fand, dass sie ein Bad vertragen konnte, daher zog sie sich leise aus. Barfuß schlich sie über die warmen Steine und ließ sich geräuschlos in eines der Becken sinken, aus dem das Plätschern kam. Das heiße Wasser tat gut; beinahe entfuhr ihr ein Seufzer. Kurz legte sie sich auf den Rücken, denn die Becken waren nur so tief, dass sie darin sitzen oder stehen konnte, ohne unterzugehen. Hier könnte sie es sich auch mit Cain vorstellen! Bei dem Gedanken an ihren sexy Engel fühlte sie ein Prickeln an ihren Schamlippen. Nicht gut , dachte sie und richtete sich wieder auf.
Während sie sich den Weg durch den beinahe undurchdringlichen Nebel bahnte, streifte durch ihre Spalte heißes Wasser, das aus einer natürlichen Öffnung am Beckenboden sprudelte. Normalerweise stellte sich Leraja gerne über so eine »Düse«, um sich selbst Lust zu verschaffen, aber ihr Auftrag ging vor. Sie fragte sich allerdings, für wen sie das tat. Für sich? Für ihre Mutter? Oder für Cain?
Plötzlich lichtete sich der Dampf und sie sah Shah, der nur eine Armeslänge vor ihr mit dem Rücken auf dem Wasser lag, die Augen geschlossen hatte und sich treiben ließ. Dabei verteilte sich sein langes schwarzes Haar wie ein Fächer um seinen Kopf.
Schön war er ja, der asiatische Dämon. Ihre Mutter besaß wirklich einen guten Geschmack. Aber hinter seinem Äußeren verbarg er eine dunkle Seite, das spürte Leraja deutlich. Gut, er war ein Höllenwesen,
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