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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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entwendet.«
    Fermion wandte ihm erstaunt das Gesicht zu. »Wer bist du?«
    »Ähm …« Cain kratzte sich am Hinterkopf.
    »Seine Erinnerungen scheinen zu kommen und zu gehen«, flüsterte Raja ihm zu.
    »So ist es, Tochter. So ist es.« Fermion ließ sich von Cain zu einem großen Baum bringen, dessen ausladende Äste sich weit über die Lichtung erstreckten. Der Elfenkönig murmelte etwas in seiner Sprache und sofort schob sich eine Wendeltreppe aus dem dicken Stamm. »Folgt mir, Kinder. Machen wir es uns gemütlich.«
    Cain half ihm die zahlreichen Stufen nach oben, bis sie im dichten Blätterwerk ankamen. Vom Boden aus nicht zu sehen, befand sich hier eine Luke, durch die sie alle stiegen und sich plötzlich in einem Baumhaus befanden.
    »Hierher kam ich immer zum Meditieren und Entspannen, wenn meine Amtsgeschäfte es zugelassen haben. Der Ort wird mir helfen, mich wieder an alles zu erinnern«, erklärte der hagere Mann und wischte mit seinem weiten Ärmel über eine verstaubte Tischplatte. Offensichtlich hatte in den letzten Jahrzehnten niemand dieses Häuschen betreten, denn überall hingen dicke Spinnweben. Es war spärlich eingerichtet mit einer Sitzgelegenheit, einem Schränkchen und einer Pritsche, die ziemlich zerrupft aussah. Darauf hatte es sich ein Eichhörnchen gemütlich gemacht und lag zusammengerollt da, die Schnauze unter seinem Schweif versteckt. Anscheinend störten es die Eindringlinge nicht.
    »Weiß Euer Volk von Eurer Rückkehr?«, fragte Cain, als sie sich alle an den Tisch setzten, der vor einem offenen Fenster stand. Auf dem Sims brütete ein Vogel in seinem Nest, der sich durch ihre Anwesenheit ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen ließ.
    »Nein. Ich halte es für besser, sie erst aufzuklären, wenn ich wieder der Alte bin. Diese Aussetzer sind fürchterlich. Zudem wurde ein Nachfolger erwählt, der Sohn eines befreundeten Fürsten. Der Junge scheint seine Sache gut zu machen. Gwandoria blüht und gedeiht. Es herrscht Frieden.«
    Nur für wie lange noch , dachte Cain und versuchte, irgendwo unter dem niedrigen Tisch seine Beine unterzubringen.
    »Wer möchte einen Drink?« Fermion stellte einen kleinen tönernen Krug mit Henkel an das Fensterbrett. Sofort kam eine Schar bunter Kolibris angeflogen, schnappte sich das Gefäß und flog mit ihm davon. Währenddessen verteilte Fermion drei aus Holz gefertigte Becher auf dem Tisch. Es dauerte nicht lange, da kamen die winzigen Vögel mit dem Krug zurück und stellten ihn auf den Tisch.
    »Ich danke euch, ihr Lieben!«, rief Fermion ihnen zum Abschied nach, als sie munter zwitschernd davonflogen.
    Raja kam aus dem Staunen offensichtlich nicht mehr heraus. »Wow, das ist ja wie in einem Disney-Film!«
    Raja kannte also nicht nur Märchen, nein, sie hatte auch Kinderfilme angesehen? Das wurde ja immer seltsamer. Was war sie denn für eine Dämonin? Cain war ehrlich verblüfft.
    »Blütennektar. Sehr energiereich«, sagte Fermion und reichte jedem einen Becher.
    Cain nahm ihn dankend entgegen, ebenso Raja, und sie stießen an. »Auf dass wir den Kelch finden!«, rief Fermion mit dünner Stimme und stürzte seinen Drink hinunter. »Aaah …« Er schloss die Augen und lehnte sich im knarzenden Stuhl zurück.
    Auch Cain trank und fand den Nektar wirklich köstlich, aber auf Raja schien er eine verheerende Wirkung zu haben. Sie strahlte regelrecht, ihre Wangen bekamen Farbe und sie reckte ihre Arme in die Höhe, als würde sie sich strecken. »Wow, ich fühle mich großartig!« Ohne zu fragen, schenkte sie sich einen weiteren Becher ein.
    Blinzelnd fragte der alte Mann: »Wieso seid ihr noch einmal gekommen, meine Lieben? Wollt ihr meinen Segen empfangen?« Aber sofort wechselte er das Thema und sah Raja an. »Groß bist du geworden, meine Tochter, und genauso schön wie deine hinterhältige Mutter.«
    Raja blickte sichtlich betreten zu Boden, ohne etwas zu erwidern.
    Cain wollte nicht unhöflich sein, aber die Zeit drängte. »Majestät …« Hatte Fermion etwa soeben davon gesprochen, dass er für ihn und Raja das Ehegelöbnis sprechen wollte? Gott bewahre!
    Der Elf hüstelte. »Für dich Fermion, lieber Junge.«
    »Gut, Fermion, wir brauchen Eure Hilfe. Merlins Kelch wurde gestohlen, wie Euch Raja bestimmt erzählt hat …«
    »Le...raja«, zischte sie neben ihm, doch Cain fuhr unbeirrt fort: »… und wir hoffen, dass Ihr uns sagen könnt, wo der Dieb ihn das nächste Mal aktivieren wird, damit wir ihm zuvorkommen können. Und da Ihr an dem

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