Engelslust
befanden, sonst würde jemand von seinem Team auch nicht herfinden.
»Ich muss noch mal schnell Fermion etwas fragen«, sagte Cain, »aber dann müssen wir los. Wir sind schon viel zu lange in Gwandoria.« … was nicht gut war, da Raja dadurch immer mächtiger wurde. Außerdem funktionierte hier Cains Handy nicht. Wer wusste schon, was sich in der Zwischenzeit alles ereignet hatte …
***
Magnus atmete tief durch und versuchte das unbehagliche Gefühl in seinem Inneren zu unterdrücken. Das Böse war an diesem Ort definitiv in der Überzahl. Er würde nicht viel ausrichten können, käme es zu einem Kampf, auch wenn er einer der mächtigsten Magier der Welt war. Nach den Angaben in seinem Buch würde er hier – in diesem speziellen Pariser Nachtclub »Torture«, der seinem Namen alle Ehre machte – die nächste Zutat finden. Der Besitzer, ein gewisser Monsieur Taurill, war ein mächtiger und nicht nur in der Unterwelt berüchtigter Dämon, dessen untere Körperhälfte der eines Stieres glich. Er ging zwar aufrecht, doch er besaß einen langen Schwanz, und anstatt Füßen befanden sich Hufe an seinen stämmigen Beinen. Aus dem mächtigen, kahlrasierten Schädel ragten zwei riesige Hörner, die allein schon eine Gefahr darstellten. Taurill war eben ein typischer Dämon und dafür bekannt, seine Fähigkeiten gegen seine Feinde einzusetzen. Zudem würde er sofort wittern, dass etwas mit Magnus nicht stimmte; also durfte er seine Unbehaglichkeit auf keinen Fall zeigen.
Amabila stand in Demutshaltung neben Magnus, splitternackt mit einem Lederband um den Hals, an dem eine Kette befestigt war. Sie würde seine Lustsklavin spielen, und da im »Torture« viele fantastische Wesen verkehrten, würden diese Amabila auch sehen können. Wesen wie Dämonen oder Vampire konnten im Gegensatz zu Menschen fühlen, wen oder was sie vor sich hatten.
Es war nicht ungewöhnlich, sich eine andere »Art« als Sklaven zu halten, Dämonen bevorzugten Menschen oder Satyrn, Magnus eben Engel, auch wenn er hier als Dämon auftrat, was er einem Verschleierungszauber verdankte – seinem Steckenpferd in seinem magischen Repertoire. Es wunderte Magnus jedoch, dass auch die menschlichen Sklaven Amabila ohne Weiteres wahrnahmen. Lag es etwa daran, dass sie hofften, von ihrem Leid erlöst zu werden? Aber ihm war ja in Thailand schon aufgefallen, wie einige seinen Engel angestarrt hatten. Amabila veränderte sich …
Er schritt mit ihr eine Treppe zu einer Galerie hoch, die im Club zu dem privaten Bereich des Besitzers führte. Von dort oben sah der Stierdämon auf die Tanzfläche und den Catwalk herunter, an dem sich exotische Schönheiten an Stangen räkelten und SM-Shows abgehalten wurden. Gerade stach ein Gnom einer jungen Dämonin mit drei Brüsten, die mit gespreizten Beinen an eine Liebesschaukel gebunden war, Nadeln in die Schamlippen und die Klitoris. Die Frau schrie, empfand aber offensichtlich Lust an der Folter, denn eine Menge grüner Schleim lief aus ihrer rasierten Spalte.
Magnus erschauderte, obwohl er seine gewöhnliche Kleidung – dunkles Hemd und Hose sowie seinen Umhang – trug und zog an Amabilas Leine. Der Dämonenclub existierte schon seit fast dreitausend Jahren. Als Paris noch die keltische Siedlung Lutetia war, soll sich Gerüchten zufolge sogar der gallische Fürst Vercingetorix hier vergnügt haben.
Von außen als unscheinbares Gebäude getarnt, befand sich heute in den Katakomben ein wahrer Luxus-Sex-Tempel. In dem unterirdischen Stollennetz, wo bei der Stadtgründung Steine und Lehm abgebaut worden waren, wimmelte es nur so vor halbnackten Dämonen und ihren Liebesdienern.
Taurill hatte sich diese Gewölbe geschickt zu eigen gemacht. Er thronte in einem gewaltigen Sessel über seinem Reich, wobei fünf nackte Frauen zu seinen Füßen knieten. Eine Schwarzhaarige mit einem langen Tierschwanz starrte Taurill besonders gierig an, während sie sich zwischen den Schenkeln rieb.
An den Seiten des riesigen Stuhls standen zwei männliche Diener, die ebenfalls nackt waren. Magnus vermutete, dass mindestens die Hälfte von ihnen Menschen waren, denn nur drei wiesen seltsame Mutationen auf: lange Ohren, Krallen anstatt Fingernägel und Tierschwänze. An diesem Ort sahen sich die meisten Dämonen nicht gezwungen, ihre wahre Form zu verstecken.
Gekleidet war Taurill wie ein Geschäftsmann in einen teuren Anzug – das Hemd stand jedoch offen und entblößte eine sehr breite, muskulöse Brust.
Als Magnus auf der Galerie
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