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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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sagen.
    Das musste sich abgespielt haben, kurz bevor sie nach Kalifornien gekommen war. Aber warum musste Daniel Cam dafür um Erlaubnis bitten? Es sei, denn, er …
    »Gut«, antwortete Cam ruhig. »Bring sie in die Schule und dann treffen wir uns wieder. Mach keinen Fehler, ich werde dich nicht aus den Augen lassen.«
    »Und dann?« Daniel klang nervös.
    Cam ließ seine Blicke über Daniels Gesicht gleiten. »Du und ich wissen, wen wir zu jagen haben.«
    »Nein!«, schrie Luce und schlug mit der Faust gegen den Schatten.
    Kaum spürte sie, wie ihre Hand die kalte, glitschige Oberfläche durchstieß, als sie es auch schon bedauerte. Der Schirm zersprang in kleine Stücke, die neben ihr einen Scherbenhaufen bildeten. Jetzt konnte sie nichts mehr sehen. Sie versuchte, die Fragmente noch einmal aufzusammeln und zu einer Kugel zu kneten, wie sie das bei Miles beobachtet hatte. Aber die Stücke zitterten und wollten sich nicht mehr zusammenfügen lassen.
    Schluchzend hielt sie sie vors Gesicht.
    Steven hatte ihr gesagt, dass die Verkünder die Wirklichkeit verzerrten. Dass sie kein vollständiges Abbild gaben. Wie die Schatten an der Höhlenwand. Aber dass in ihnen trotzdem immer etwas von der Wahrheit enthalten war. Luce konnte die Wahrheit in den kalten, glitschigen Stücken spüren, auch jetzt noch, wo sie sie verzweifelt in den Händen knetete und aus ihnen ihren eigenen Schmerz herauszuquetschen versuchte.
    Daniel und Cam waren keine Feinde. Sie waren Weggefährten.

Fünfzehn
    Vier Tage
    »Noch mehr Tofuschnitzel?« Connor Madson – ein blonder Junge aus Luces Biologiekurs, der als Kellner im Speisesaal jobbte – beugte sich mit einem Silbertablett über sie. Es war Montagabend. In Shoreline wurde mit einem feierlichen Essen das Herbstfest begangen.
    »Nein, danke.« Luce deutete auf die dicken Scheiben falscher Truthahn, die sie noch auf ihrem Teller hatte.
    »Vielleicht später.« Connor und die übrigen Normalschüler, die sich ihre Ausbildung in Shoreline mit solchen Kellnerjobs verdienen mussten, trugen für das Herbstfest Smokings und merkwürdige, lächerliche Pilgerhüte. Geräuschlos glitten sie mit ihren Tabletts auf der Terrasse des Speisesaals aneinander vorbei. Der Ort, an dem die Schüler normalerweise immer frühstückten, war zu diesem Anlass in einen prächtig geschmückten Festsaal unter freiem Himmel verwandelt worden.
    Shelbys schlechte Laune war noch nicht verschwunden, während sie von Tisch zu Tisch ging, die Kerzen anzündete und die Tischkärtchen zurechtrückte. Zusammen mit dem Rest des Dekorationsteams hatte sie ganze Arbeit geleistet: Über die weiß gedeckten langen Tafeln war rot und orange gefärbtes, künstliches Herbstlaub gestreut, goldbesprühte Füllhörner waren mit frisch gebackenen Partybrötchen gefüllt. Sogar die in der Mitte eines jeden Tisches platzierten Dekotruthähne wirkten stilvoll. Heizpilze waren aufgestellt, um die kühle Brise, die vom Ozean herwehte, abzumildern.
    Alle Schüler, die Lehrer und ungefähr fünfzig großzügige Geldgeber hatten sich für das Abendessen festlich gekleidet. Auch Dawn und ihre Eltern waren gekommen. Luce hatte noch keine Gelegenheit gefunden, mit Dawn zu reden, aber sie wirkte wiederhergestellt, ja beinahe glücklich, und hatte Luce von ihrem Platz neben Jasmine fröhlich zugewinkt.
    Die meisten der ungefähr zwanzig Nephilim saßen um zwei runde Tische versammelt, die sich nebeneinander befanden – nur Roland hatte sich in eine andere Ecke verzogen, wo er neben einer geheimnisvollen Tischdame saß. Aber dann stand diese Tischdame auf, setzte ihren breitkrempigen Hut ab und schickte Luce heimlich ein kleines Winken.
    Arriane.
    Wider Willen musste Luce lächeln, doch eine Sekunde später fühlte sie sich den Tränen nahe. Als sie Roland und Arriane da so vertraulich nebeneinander sitzen sah, musste sie an die finstere Szene denken, die sie am Tag vorher im Verkünder beobachtet hatte. Wie Cam und Daniel standen eigentlich auch Arriane und Roland auf unterschiedlichen Seiten, aber alle wussten, dass sie ein Team waren.
    Trotzdem war das bei ihnen beiden irgendwie etwas anderes.
    Das Herbstfest war die letzte Zusammenkunft aller Schüler, eine Art vorgezogenes Thanksgiving, bevor sie in die kurzen Ferien entlassen wurden. Dann würden alle das richtige Thanksgiving feiern, zu Hause bei ihren Familien. Nur für Luce war es hier das einzige Thanksgiving, das sie feiern würde. Mr Cole hatte ihr nicht geantwortet. Nach der Verbannung

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