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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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erwarten und sie wäre immer noch in ihrem Wohnheimzimmer unter Arrest gestellt. Eine unendliche Traurigkeit überkam sie. Sie würde alles in der Welt geben, um ein paar Tage mit ihnen verbringen zu können; mit den Menschen, die sie liebten; mit den Menschen, bei denen sie sich zwischendrin mal von all dem, was sie in der letzten Zeit hier in Shoreline und in Sword & Cross erlebt hatte, erholen könnte.
    Sie klickte auf »E-Mail schreiben« und tippte hastig einen Brief:
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Gesendet: Sonntag, 22.11., 9.33 Uhr
    Hallo, Mr Cole,
    keine Angst, Sie müssen nicht befürchten, dass ich Sie jetzt anbetteln werde, mich an Thanksgiving nach Hause zu lassen. Ich weiß sehr wohl, wann etwas ein Ding der Unmöglichkeit ist. Aber ich bringe es nicht übers Herz, das meinen Eltern zu sagen. Könnten Sie ihnen vielleicht mitteilen, dass ich an Thanksgiving nicht kommen kann? Sagen Sie ihnen doch bitte, wie leid mir das tut. Vielen Dank!
    Hier ist alles in Ordnung. Mehr oder weniger. Aber ich habe Heimweh.
    Viele Grüße
    Luce
    Ein heftiges Klopfen an der Tür ließ Luce hochschrecken – und hastig auf »Senden« drücken, ohne die E-Mail vorher noch einmal auf Tippfehler oder peinliche Gefühlsäußerungen durchzusehen.
    »Luce!«, rief Shelbys Stimme von der anderen Seite. »Mach auf! Meine Hände sind voller Scheißkram für das Herbstfest. Ich meine natürlich wertvolles Dekomaterial.« Das Klopfen dauerte an, wurde noch lauter, gelegentlich waren auch ein Jammern und Stöhnen untergemischt.
    Luce machte die Tür auf. Auf dem Flur stand Shelby und keuchte unter dem Gewicht eines riesigen Pappkartons, den sie auf die Arme geladen hatte. An den Händen baumelten außerdem noch mehrere prall gefüllte Plastiktüten. Sie schwankte unter dem Gewicht ins Zimmer.
    »Kann ich dir mit irgendwas helfen?«, fragte Luce und griff nach dem federleichten Rattanfüllhorn, das Shelby als Spitzhut aufgesetzt hatte.
    »Sie haben mich mit der Deko beauftragt«, brummte Shelby und stellte den Karton ächzend ab. »Ehrlich gesagt, Müllentsorgung wie Miles wäre mir lieber gewesen. Hab ich dir schon erzählt, was passiert ist, als ich das letzte Mal mit Sekundenkleber zu schaffen hatte?«
    Luce hatte ein schlechtes Gewissen. Nur wegen ihr waren Shelby und Miles zu diesen Strafen verdonnert worden. Sie sah Miles vor sich, wie er, mit einem Spieß bewaffnet, am Strand den Müll aufpiekste, wie sie es einmal bei Sträflingen am Straßenrand von Thunderbolt beobachtet hatte. »Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht mal, was dieses Herbstfest überhaupt ist.«
    »Widerlich und aufgeblasen, das ist es«, sagte Shelby, während sie in dem Karton herumwühlte und Tüten mit Federn, Tuben mit Glitzerschmuck und Bögen herbstfarbenes Bastelpapier auf dem Boden verteilte. »Es handelt sich um ein großes Festessen, zu dem alle Wohltäter von Shoreline eingeladen sind. Mit dem Ziel, wieder Geld für die Schule rauszupressen. Und wenn sie das getan haben, fahren sie alle mit dem Gefühl, unendlich viel Gutes geleistet zu haben, wieder nach Hause. Du wirst morgen Abend schon sehen.«
    »Glaub ich kaum«, sagte Luce. »Ich hab doch Zimmerarrest.«
    »Ach was, die werden dich da schon auch hinschleppen. Ein paar der größten Geldgeber sind Engelsadvokaten, deshalb müssen Frankie und Steven da immer eine große Show abziehen. Wir Nephilim müssen alle antreten und hübsch brav lächeln.«
    Luce runzelte die Stirn und musterte ihr eigenes Nicht-Nephilim-Spiegelbild. Erst recht ein Grund, lieber hier auf dem Zimmer zu bleiben.
    Shelby fluchte. »Jetzt hab ich doch tatsächlich den blöden Malen-nach-Zahlen-Basteltruthahn, der den Höhepunkt der Tischdeko bildet, in Mr Kramers Büro vergessen«, sagte sie, richtete sich auf und versetzte dem Pappkarton einen Tritt. »Ich muss noch mal runter.«
    Als Shelby sich dann an Luce vorbei zur Tür schob, verlor die das Gleichgewicht, stolperte über den Karton und rutschte auf etwas Kaltem und Nassem aus.
    Luce landete bäuchlings auf dem Boden, wobei ihr Fall allerdings durch eine Plastiktüte voller Federn abgebremst wurde, die aufplatzte – und auf einmal hatte sie so etwas wie ein regenbogenfarbenes Federbett unter sich. Luce blickte erschrocken auf, um zu sehen, wie viel Schaden sie angerichtet hatte. Sie erwartete, einem vorwurfsvollen Blick von Shelby zu begegnen. Aber Shelby stand reglos da und deutete in die Mitte des Raums, wo ein schmutzig brauner Verkünder

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