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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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der Jagd? Und ohne ein Gewehr? »Echt?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Auf der Jagd? Was jagst du denn?«
    Cam schaute an ihr vorbei zum düster daliegenden Wald. »Die da drüben«, sagte er.
    Luce reckte den Hals, um zu sehen, wen oder was Cam damit meinte. Doch bevor sie etwas entdecken konnte, stieß er sie zur Seite. Sie spürte einen Lufthauch und etwas Silbernes zischte an ihrem Gesicht vorbei.
    »Runter mit dir!«, schrie Cam und drückte Luces Schultern nach unten. Sie fiel hin, spürte das Gewicht seines Körpers auf ihrem und atmete den Schmutz und Staub der Holzveranda des Fischgeschäfts ein.
    »Runter von mir!«, brüllte sie und versuchte, sich freizustrampeln. Gleichzeitig packte sie Furcht. Wer auch immer sich dort im Wald herumtrieb, musste wirklich Böses im Sinn haben. Sonst wäre es nie so weit gekommen, dass ausgerechnet Cam sie beschützte.
    Im nächsten Augenblick rannte Cam bereits über den leeren Parkplatz. Direkt auf ein Mädchen zu. Ein sehr hübsches Mädchen, ungefähr in Luces Alter. Sie trug einen langen braunen Mantel, hatte ein zartes, hübsches Gesicht und ihre weißblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Aber der Blick in ihren Augen war seltsam. Selbst aus der Ferne konnte Luce das erkennen. Die Augen waren blicklos und leer.
    Und da war noch etwas: Das Mädchen war bewaffnet. Sie hielt einen silbernen Bogen, in den sie gerade hastig einen neuen Pfeil einlegte.
    Cam sprintete, so schnell er konnte, über den Parkplatz auf das merkwürdige Mädchen zu, dessen Bogen sogar durch den Nebel silbern schimmerte, als wäre er aus einer anderen Welt.
    Luce zwang sich, die Augen von dem überirdischen Wesen mit Pfeil und Bogen abzuwenden, und ließ ihre Blicke hastig über den Parkplatz schweifen, ob da noch jemand war, der die Szene beobachtete. Ob da noch jemand solch eine Furcht hatte wie sie. Aber alles war leer und verlassen. Unheimlich ruhig.
    Luce war so beklommen zumute, dass sie kaum atmen konnte. Das Mädchen bewegte sich fast wie eine Maschine, ohne eine Sekunde innezuhalten. Und Cam war unbewaffnet. Jetzt zog sie die Bogensehne zurück. Und Cam befand sich in bester Schussweite vor ihr.
    Aber sie brauchte den Bruchteil einer Sekunde zu lang. Cam raste voll in sie hinein, rannte sie um und entwand ihr mit aller Kraft den Bogen. Dabei stieß er ihr seinen Ellenbogen immer wieder brutal in ihr Gesicht, bis sie losließ. Als Cam den Bogen dann gegen sie selbst richtete, schrie das Mädchen auf. Ein hoher, unschuldiger Ton kam aus ihrem Mund. Sie wich zurück und hob flehend die Hand.
    Da schoss Cam ihr den Pfeil direkt ins Herz.
    Luce entfuhr ein entsetzter Aufschrei. Sie biss sich in die Faust. Obwohl sie sich weit, weit weg wünschte, rannte sie zum anderen Ende des Parkplatzes. Irgendetwas stimmte da nicht. Das Mädchen hätte blutend auf dem Boden liegen müssen. Aber dieses Mädchen blutete nicht, es kämpfte nicht und schrie nicht.
    Es war überhaupt nicht mehr da.
    Mitsamt dem Pfeil, den Cam auf sie geschossen hatte, war sie verschwunden.
    Cam suchte den Parkplatz ab und sammelte hastig alle Pfeile auf, die die Bogenschützin dort verloren hatte, als sei dies die wichtigste Aufgabe der Welt. Luce kauerte sich an der Stelle nieder, wo das Mädchen gelegen hatte. Bestürzt und erschrocken tastete sie über den rauen Kies. Ihre Furcht wurde noch größer. Nichts deutete darauf hin, dass dort vor Kurzem jemand gewesen war.
    Mit drei silbernen Pfeilen in der einen Hand und dem silbernen Bogen in der anderen kehrte Cam zu Luce zurück. Instinktiv streckte Luce die Hand aus, um einen der Pfeile zu berühren. Sie hatte noch nie so etwas gesehen. Aus irgendeinem Grund ging von diesen Pfeilen eine seltsame Faszination aus, die sie erschaudern ließ. Sie bekam Gänsehaut. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    Cam zog die Pfeile hastig fort. »Nicht. Sie sind tödlich.«
    Die Pfeile sahen überhaupt nicht nach tödlichen Waffen aus. Sie hatten nicht einmal gefährliche Pfeilspitzen. Es waren einfach nur Silberstäbe mit einem flachen Ende. Und trotzdem hatte einer dieser Pfeile bewirkt, dass das Mädchen verschwunden war.
    Luce blinzelte ein paar Mal ungläubig. »Was ist da gerade passiert, Cam?«, fragte sie mit schwerer Zunge. »Wer war sie?«
    »Ein Outcast.« Cam blickte Luce nicht an. Er starrte auf den Silberbogen, den er in der Hand hielt.
    »Ein was?«
    »Ein Outcast. Die schlimmsten Engel, die es gibt. Sie haben sich während der großen Revolte auf die

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