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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Wärme verloren, die soeben noch in ihr war. »Du darfst das Schulgelände nicht verlassen, wenn ich nicht hier bin, um dich zu beschützen.«
    »Aber das war doch nur ein harmloser Schulausflug. Alle waren dabei. Francesca, Steven …« Luce redete nicht weiter. Sie musste an Stevens Reaktion auf den Zwischenfall mit Dawn denken. Ihren Ausflug mit Shelby traute sie sich gar nicht zu erwähnen. Und erst recht nicht ihre beiden Begegnungen mit Cam.
    »Ich hab mir wegen dir ziemliche Schwierigkeiten eingehandelt«, sagte Daniel.
    »Für mich ist das alles auch nicht einfach.«
    »Ich hab dir gesagt, dass es Regeln gibt, an die du dich halten musst. Ich hab dir gesagt, dass du das Schulgelände nicht verlassen darfst. Aber du hast nicht auf mich gehört. Warum gehorchst du mir eigentlich nicht?«
    »Warum ich dir nicht gehorche?« Luce lachte auf. Aber es drehte sich in ihr alles. »Wer bist du? Mein Freund oder so was wie mein Gebieter?«
    »Weißt du, was passiert, wenn du dich außerhalb von Shoreline rumtreibst? In welche Gefahr du dich bringst, nur weil dir langweilig ist?«
    »Die Katze ist doch sowieso schon aus dem Sack«, sagte sie. »Cam weiß bereits, dass ich hier bin.«
    »Natürlich weiß Cam, dass du hier bist«, sagte Daniel genervt. »Wie oft muss ich dir noch sagen, dass die Gefahr im Moment nicht von Cam ausgeht? Er wird nicht versuchen, dir was anzutun.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er wichtigere Dinge zu tun hat. Und du solltest auch so vernünftig sein und dich nicht mehr vom Schulgelände schleichen. Da draußen lauern schlimmere Gefahren, als du dir vorstellen kannst.«
    Luce öffnete den Mund. Aber sie wusste nicht, was sie Daniel entgegnen sollte. Wenn sie ihm von ihrer Begegnung mit Cam erzählte und dass er am Vortag mehrere Gefolgsleute von Miss Sophia getötet hatte, würde sie ihm damit nur recht geben. Wut flammte in ihr auf, Wut auf Daniel, auf seine Vorschriften und seine Geheimnistuerei, darauf, dass er sie wie ein Kind behandelte. Sie hätte alles darum gegeben, bei ihm bleiben zu dürfen, aber seine Augen hatten sich verhärtet, sie waren jetzt flach und grau, und der gemeinsame Ausflug in den Himmel fühlte sich bereits wie ein ferner Traum an.
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Hölle ich durchmachen muss, damit du hier in Sicherheit bist?«
    »Wie soll ich denn irgendetwas begreifen, wenn du mir nichts erzählst?«
    Daniels ebenmäßige Gesichtszüge verzerrten sich zu einer hässlichen Fratze. »Ist das ihr Werk?« Er deutete aufs Zimmer. »Was hat sie dir denn alles in den Kopf gepflanzt?«
    »Ich kann schon selber denken, danke.« Luce musterte ihn misstrauisch. »Woher kennst du denn Shelby?«
    Daniel ging auf die Frage nicht weiter ein. Luce konnte nicht glauben, dass er so mit ihr sprach. Als wäre sie so was wie ein unerzogenes Haustier. All die Wärme, die sie soeben noch durchströmte, als Daniel sie umarmte, sie anschaute, sie küsste … gegen die Kälte, die sie verspürte, wenn er so mit ihr sprach, hielt sie nicht lange vor.
    »Vielleicht hat Shelby ja recht«, sagte Luce. Sie hatte Daniel eine ganze Woche lang nicht gesehen, viel zu lange nicht, er hatte ihr wahnsinnig gefehlt – aber der Daniel, den sie so gern sehen wollte, der sie über alles liebte, der ihr seit Jahrtausenden überallhin folgte, weil er ohne sie nicht leben konnte, dieser Daniel befand sich irgendwo weit oben in den Wolken, nicht hier unten auf der Erde, wo er ihr vorschrieb, was sie tun und lassen sollte. Konnte es sein, dass sie ihn gar nicht richtig kannte, obwohl sie sich doch schon so oft in ihn verliebt hatte? »Vielleicht sollten Engel und Menschen gar nicht miteinander …«
    Aber sie brachte es nicht heraus.
    »Luce.« Seine Finger umfassten ihr Handgelenk, aber sie schüttelte sie ab. Daniels Augen waren dunkel und weit geöffnet, seine Wangen bleich von der Kälte. Ihr Herz drängte sie, ihn zu umarmen und fest an sich zu drücken, seinen Körper an ihrem zu spüren, aber tief in ihrem Innern wusste sie, dass dieser Streit zwischen ihnen nicht einfach mit einem Kuss beschwichtigt werden konnte.
    Sie schob sich an ihm vorbei und öffnete das Fenster. Überrascht stellte sie fest, dass es im Zimmer bereits finster war. Luce kletterte hinein. Als sie sich zu Daniel umdrehte, bemerkte sie, dass seine Flügel zitterten. Beinahe so, als würde er gleich zu weinen anfangen. Luce wollte zu ihm zurück, sie wollte ihn am liebsten in den Arm nehmen und trösten und lieben.
    Aber sie

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