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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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dabei um ein Verschwinde-von-hier-Lächeln oder ein Glaub-bloß-nicht-dass-ihr-mich-zum-Narren-halten-könnt-Lächeln handelte, konnte Luce nicht unterscheiden. Sie zitterte etwas, als sie aufstand und sich ihre Tasche umhängte. Als sie bereits an der Tür war, drehte sie sich noch einmal kurz um und rief Steven zu: »Vielen Dank.«

    Als Luce in ihr Zimmer kam, brannte ein Feuer im Kamin. Ihre Buddha-Meditationsleuchte hatte Shelby ebenfalls angezündet. Und es roch nach Tomatensuppe.
    »Wir haben keine Makkaroni mit Käse mehr, deshalb hab ich für dich etwas Suppe gekocht.« Shelby ließ die Mikrowelle aufschnappen und holte eine Schüssel dampfend heiße Suppe heraus, streute aus der Pfeffermühle noch etwas schwarzen Pfeffer darüber und ging dann damit zu Luce, die sich müde aufs Bett geschmissen hatte. »War’s schrecklich?«
    Luce starrte in den Dampf, der von der Suppe aufstieg, und überlegte, was sie darauf antworten sollte. Seltsam, ja. Verwirrend. Auch etwas unheimlich. Vielleicht irgendwie sogar … Mut machend.
    Aber schrecklich war es nicht gewesen, nein.
    »War ganz in Ordnung.« Steven schien ihr zu vertrauen, zumindest so weit, dass er ihr erlaubte, sich weiter mit den Schatten zu beschäftigen. Und die Verkünder sogar aktiv herbeizurufen. Und die anderen Schüler schienen ihm zu vertrauen, ja ihn zu bewundern. Offensichtlich machte sich keiner Gedanken, welche Motive Steven vielleicht hatte oder auf wessen Seite er eigentlich stand. Trotzdem blieb er Luce ein Rätsel, sie durchblickte ihn einfach nicht.
    Luce hatte in ihrem Leben bereits des Öfteren den falschen Leuten vertraut. Und was hatte man von zu viel Vertrauen? Im besten Fall ein unbekümmertes Leben. Im schlimmsten Fall einen frühen Tod durch Mörderhand. Das hatte Miss Sophia ihr zugerufen. Damals in der Nacht, als sie versucht hatte, Luce zu töten.
    Daniel hatte ihr gesagt, sie solle ihrem Gefühl vertrauen. Aber ihre Gefühle schienen ihr das Unverlässlichste überhaupt zu sein. Sie fragte sich, ob Daniel schon von Shoreline wusste, als er ihr das geraten hatte. Ob er ihr diesen Rat schon im Hinblick auf die lange Zeit der Trennung gegeben hatte, in der sich alle bisherigen Gewissheiten in ihrem Leben allmählich auflösen sollten. Ihre Identität. Ihre Familie. Ihre Vergangenheit. Ihre Zukunft.
    Sie blickte von der Suppe zu Shelby hoch. »Danke!«
    »Lass dir durch Steven nichts kaputt machen«, brummte Shelby. »Wir sollten mit den Verkündern echt weitermachen. Ich hab die Nase gestrichen voll von all den Engeln und Dämonen und ihrem blöden Machtgetue. ›Oh, tut uns leid, aber wir wissen das natürlich alles besser, weil wir nämlich Vollblutengel sind und du bist nur der Bastard eines Engels, der leider mit der Falschen gebumst hat.‹«
    Luce lachte, aber gleichzeitig dachte sie, dass Stevens kleiner Vortrag über Platon alles andere als ein blödes Machtgetue war. Und außerdem hatte er ihr das Buch mitgegeben. Aber natürlich konnte sie das Shelby jetzt nicht erzählen, nicht wenn sie gerade volle Kanne gegen Shoreline vom Leder zog.
    »Ich meine, was auch immer du da mit Daniel am Laufen hast«, fuhr Shelby fort, »ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern, dass ein Engel jemals was für mich getan hätte.«
    Luce zuckte verlegen mit den Schultern.
    »Ich sag dir: nichts. Nichts außer meine Mutter flachzulegen und uns dann beide im Stich zu lassen, noch bevor ich geboren wurde. Echt himmlisches Verhalten.« Shelby schnaubte. »Und was mir den Rest gibt, ist Mom mit ihrem dauernden Gerede, wie dankbar ich sein soll. Wofür eigentlich? Für die verwässerten Fähigkeiten und die breite Stirn, die ich von meinem Vater geerbt habe? Na, vielen Dank auch.« Sie stieß mit den Füßen gegen die Matratze des oberen Betts. »Ich würde alles drum geben, wenn ich normal sein könnte«, meinte sie mürrisch.
    »Wirklich?« Luce hatte sich die ganze Woche lang ihrer Nephilim-Mitschülerin hoffnungslos unterlegen gefühlt. Sie wusste, dass das Gras beim Nachbarn immer grüner war, aber jetzt blickte sie Shelby ungläubig an. Welchen Vorteil konnte es für Shelby haben, nicht über ihre besonderen Fähigkeiten als Nephilim zu verfügen?
    »Hey, Augenblick mal«, rief Luce, »dein bescheuerter Exfreund. Hat er dich …«
    Shelby wich Luces Blick aus. »Wir haben zusammen meditiert, und ich weiß nicht, warum, aber plötzlich schwebte ich über dem Boden. Keine große Sache, nur ein paar Zentimeter. Aber Phil wollte danach

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