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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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hatte sich auf die andere Seite der Terrasse verzogen, neben den Eingang, und trank aus einer Wasserflasche. »Kristy und Millicent, hier in die Ecke«, sagte sie zu zwei Nephilim-Mädchen mit schwarzen Zöpfen und schwarzen Sneakers. »Shelby und Dawn, dahin.« Sie deutete auf die freie Fläche direkt vor Luce. »Alle anderen schauen zu.«
    Luce war erleichtert, dass sie nicht aufgerufen worden war. Je mehr sie von Francescas und Stevens Unterrichtsmethode mitbekam, desto weniger verstand sie, wie das eigentlich funktionierte. Statt einer wirklichen Unterweisung gab es eine Demonstration, die alle einschüchtern musste. Nicht beobachten und lernen, sondern einmal sehen und dann gleich perfekt beherrschen. Als die ersten sechs Schüler ihre Positionen auf der Terrasse einnahmen, verspürte Luce einen unglaublichen Druck, sich sofort die gesamte Fechtkunst anzueignen.
    »En garde!«, brüllte Shelby und machte einen Ausfallschritt. Ihre Degenspitze war nur noch wenige Zentimeter von Dawn entfernt, die ihre Waffe noch in der Scheide stecken hatte.
    Dawn fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und steckte sich die Strähnchen mit Haarklammern zurück. »Du kannst nicht einfach ›En garde!‹ brüllen, während ich mich noch vorbereite!« Wenn sie verärgert war, wurde ihre hohe Stimme noch höher. »Bist du bei den Hottentotten aufgewachsen, Shelby?«, zischte sie neben der letzten Haarklammer hervor, die sie zwischen die Lippen gesteckt hatte. »So, jetzt bin ich fertig.« Sie zog ihren Degen.
    Shelby, die während Dawns Vorbereitungen in ihrem tiefen Ausfallschritt verharrt hatte, richtete sich jetzt auf und musterte ihre Fingernägel. »Hey, warte, hab ich noch Zeit für eine Maniküre?«, fragte sie und lenkte Dawn damit gerade lange genug ab, um schnell in eine Angriffsposition übergehen und ihren Degen herumwirbeln zu können.
    »Was für ein ungehobeltes Benehmen!«, schimpfte Dawn, zog dann aber sofort so richtig vom Leder, was Luce total verblüffte. Mit ihrem Degen fuhr sie blitzschnell durch die Luft und stieß Shelby in die Seite. Dawn war beim Fechten einsame Klasse.
    Neben Luce bog sich Jasmine vor Lachen. »Da sind die beiden Richtigen zusammen.«
    Auch Luce musste breit grinsen. Sie hatte noch nie jemanden getroffen, der von so unerschütterlichem, tatkräftigem Optimismus war wie Dawn. Zuerst hatte Luce geglaubt, dass es sich um eine künstliche Fassade handelte – wo Luce herkam, aus dem Süden, hätte keiner einem dieses ständige Happy-Go-Lucky abgenommen. Es wäre total unecht gewesen. Aber Luce war wirklich beeindruckt davon, wie schnell Dawn damals nach dem Vorfall beim Jachtausflug wieder die Alte gewesen war. Ihr Optimismus schien wirklich grenzenlos zu sein. Und wenn Luce mit Dawn zusammen war, kam sie aus dem Kichern gar nicht mehr heraus. Erst recht nicht, wenn Dawn ihre gesamte Girlie-Tatkraft darauf verwandte, es jemandem mal so richtig zu zeigen, der so vollkommen anders war als sie, wie eben gerade Shelby.
    Zwischen Luce und Shelby hatten sich die Dinge noch nicht wieder so richtig eingerenkt. Luce wusste das, Shelby wusste das und sogar das Meditationslicht vor der Buddha-Statue in ihrem Zimmer schien es zu wissen. Wenn Luce ehrlich war, musste sie zugeben, dass es sie mit einer gewissen Befriedigung erfüllte, Shelby jetzt um ihr Leben kämpfen zu sehen, während Dawn sie leichtfüßig angriff.
    Shelby war eine ruhige, beharrliche Kämpferin. Dawn beherrschte alle Finessen der Fechtkunst und führte ihr Können auch gerne vor. Als würde sie einen Tanz aufführen, so wirbelte sie über die Dielen der Terrasse. Shelby dagegen war sparsam mit ihren Bewegungen, man hätte fast glauben können, dass sie davon nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung hatte und sie keinesfalls vergeuden wollte. Sie stand mit vorschriftsmäßig angewinkelten Knien da und wich nicht von der Stelle. Aufgeben kam bei ihr nicht infrage.
    Trotzdem hatte sie behauptet, nach nur einer einzigen Nacht auf eine Fortsetzung ihrer Geschichte mit Daniel verzichtet zu haben. Hatte eilig versichert, dass sie das getan hatte, weil Daniel ja Luce liebte – und daneben keine Gefühle für jemand anders mehr Platz hatten. Aber Luce glaubte ihr nicht. Irgendetwas war an Shelbys Erzählung seltsam; und das alles stimmte auch nicht mit Daniels Reaktion überein, als Luce gestern Nacht mehr oder weniger das Thema darauf gebracht hatte. Er hatte sich verhalten, als gäbe es da überhaupt nichts zu erzählen.
    Ein lautes Poltern

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