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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Grigori?«
    Luce wurde schwarz vor den Augen. Was, wenn Daniel nicht mehr aufstand? Aber er war schon wieder auf den Füßen.
    »Dir wird noch Hören und Sehen vergehen«, zischte er. »Draußen.« Er drehte sich zu Luce. »Du bleibst hier.«
    Durch den Hinterausgang, durch den Luce in der Brandnacht auf den Korridor und dann ins Freie gelangt war, verschwanden die beiden. Luce und Penn standen wie zu Salzsäulen erstarrt da. Sie schauten sich mit offenen Mündern an.
    »Komm mit«, rief Penn und zog Luce zu einem Fenster.
Sie pressten die Gesichter ans Glas und blickten hinunter auf die Rasenfläche vor dem Hinterausgang. Ihr Atem ließ die Scheibe beschlagen und sie putzten sie hastig mit dem Ärmel.
    Es regnete in Strömen. Draußen war es stockdunkel, nur von den erleuchteten Fenstern der Bibliothek gelangte etwas Licht nach draußen. Alles war nass, schlammig und glänzte schwarz. Viel erkennen konnte man nicht.
    Da rannten zwei Gestalten auf den Rasen hinaus. Sie waren sofort klitschnass, schienen einen Augenblick miteinander zu verhandeln, umkreisten sich dann wieder. Die Fäuste hatten sie wie Boxer vors Gesicht gehoben.
    Luce klammerte sich am Fensterbrett fest. Sie beobachtete, wie Cam den ersten Vorstoß machte, auf Daniel zurannte und ihn mit der Schulter rammte. Dann versetzte er ihm einen schnellen Stoß in die Rippen.
    Daniel fiel auf den Rücken, hielt sich die Seite. Steh auf. Luce wollte, dass er sich bewegte. Sie fühlte sich, als sei sie selbst getroffen worden. Jedes Mal, wenn Daniel von Cam einen Hieb einstecken musste, spürte sie es in ihrem eigenen Körper.
    Sie ertrug es nicht länger, das alles mitanzusehen.
    »Daniel versucht aufzustehen, er strauchelt«, verkündete Penn, nachdem Luce sich abgewandt hatte. »Aber jetzt meldet er sich zurück … und gibt Cam eine mächtige Kante mitten ins Gesicht. Schön! «
    »Das gefällt dir?«, fragte Luce entsetzt.
    »Mein Dad und ich haben früher zusammen UFC geguckt«, sagte Penn. »Sieht ganz so aus, als hätten die Jungs ein ziemlich professionelles Mixed-Martial-Art-Training hinter sich. Perfekter Uppercut, Daniel!« Sie stöhnte. »Aua, das tut weh.«

    »Wie?« Luce schaute wieder nach draußen. »Ist er verletzt?«
    »Entspann dich«, sagte Penn. »Jemand kommt angerannt, um ihren Kampf zu unterbrechen. Gerade als Daniel mit einem starken Angriff wieder Punkte gemacht hat.«
    Penn hatte recht. Es sah ganz so aus, als würde Mr Cole über das Gelänge gejoggt kommen. Als er bei den beiden Jungen anlangte, stand er einen Augenblick still und schien wie hypnotisiert ihren Kampf zu beobachten.
    »Tu was«, flüsterte Luce, der ganz schlecht vom Zusehen war.
    Endlich packte Mr Cole die beiden Jungen am Genick. Einen Augenblick rangen alle drei miteinander, bis Daniel sich aus dem Griff löste. Er schüttelte seine rechte Hand aus, machte ein paar Schritte im Kreis und spuckte mehrmals auf den schlammigen Boden aus.
    »Sehr sexy«, meinte Luce ironisch, aber - das war es.
    Dann folgte eine kleine Rede von Mr Cole. Er drohte ihnen mit wilden Gesten, und die beiden Kampfhähne standen mit hängenden Köpfen da. Cam wurde als Erster weggeschickt. Er joggte über das Gelände zum Wohnheim und verschwand.
    Mr Cole legte eine Hand auf Daniels Schulter. Luce hätte zu gerne gewusst, was sie miteinander redeten, ob Daniel nun bestraft werden würde. Sie wollte schon zu ihm hinunter, aber Penn hielt sie auf.
    »Alles wegen ein bisschen Schmuck. Was hat Cam dir denn da eigentlich geschenkt?«
    Mr Cole ging davon und Daniel blieb allein zurück. Er stand im Lichtschein eines Fensters, hatte das Gesicht zum Nachthimmel gehoben und schaute den Regentropfen entgegen.

    »Keine Ahnung«, sagte Luce zu Penn und drehte sich vom Fenster weg. »Was auch immer es ist, ich will es nicht. Erst recht nicht nach all dem hier.« Sie ging zurück zum Computertisch und zog die kleine rote Schatulle aus der Hosentasche.
    »Wenn du es nicht willst, ich schon«, sagte Penn. Sie ließ die Schatulle aufschnappen und blickte dann verwirrt zu Luce.
    Was da golden aufgeschimmert hatte, war kein Schmuckstück gewesen. In der kleinen roten Schachtel lagen zwei Dinge: ein grünes Plektrum, wie Luce es schon einmal von Cam bekommen hatte, und ein Stück Goldfolie, in das eine Botschaft eingeritzt war.
    Morgen nach dem Unterricht. Ich werde am Eingangstor auf dich warten.
    - C

Fünfzehn
    In der Höhle des Löwen

    Es war schon eine ganze Zeit her, seit Luce sich das letzte Mal richtig

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