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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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gesessen hatte, schaute Luce zu ihrer Freundin. Penn hatte das Gesicht nach vorne gerichtet, aber als Luce nach ihrer Hand griff und sie drückte, drückte Penn ziemlich fest zurück.
    Sie zogen zwei Stühle an einen Rechner heran und Penn tippte ihren Benutzernamen ein. Luce spähte umher, um sicherzugehen, dass auch niemand in der Nähe war.
    Ein rotes Kästchen mit einer Fehlermeldung leuchtete auf dem Bildschirm auf.
    Penn stöhnte.
    »Was ist?«, fragte Luce.
    »Nach vier Uhr nachmittags braucht man eine Spezialerlaubnis, um ins Internet gehen zu dürfen.«
    »Ach so, deshalb ist es hier abends immer so leer.«
    Penn wühlte in ihrem Rucksack herum. »Wo hab ich bloß das verschlüsselte Passwort?«, murmelte sie.
    »Da ist Miss Sophia«, sagte Luce. Sie deutete auf die Bibliothekarin, die über den Gang lief. Sie trug eine schwarze Bluse und eine hellgrüne dreiviertellange Hose, ihre großen
goldglänzenden Ohrringe reichten fast bis zu den Schultern und ihre Haare hatte sie zu einem Knoten zusammengedreht, der von einem Bleistift gehalten wurde. »Hier drüben«, flüsterte Luce.
    Miss Sophia blickte in ihre Richtung. Aber die Brille war ihr heruntergerutscht, und mit den Bücherstapeln unter den Armen hatte sie keine Hand frei, um sie hochzuschieben. »Wer ist da?«, fragte sie laut und kam näher.
    »Oh, hallo«, sagte sie. »Lucinda. Pennyweather.« Sie klang erschöpft.
    »Hallo, Miss Sophia«, sagte Luce. »Sie kommen wie gerufen. Sie können uns nicht vielleicht das Passwort für den Computer geben?« Sie deutete auf die Fehlermeldung am Bildschirm.
    »Aber ihr treibt euch nicht auf irgendwelchen Kontaktseiten rum, oder? Diese Seiten sind das reinste Teufelszeug.«
    »Nein, nein«, sagte Penn. »Wir wollen ernsthaft etwas recherchieren.«
    Miss Sophia beugte sich über die Schultern der beiden Mädchen, um die Zugangssperre aufzuheben. Blitzschnell tippte sie das längste Passwort ein, das Luce je gesehen hatte. »Ihr habt zwanzig Minuten«, sagte sie müde und wandte sich ab, um zu gehen.
    »Das dürfte reichen«, flüsterte Penn. »Ich habe ein paar Erläuterungen zum Wächteramt der Engel gefunden. Bis wir das Buch aufgetrieben haben, können wir uns wenigstens informieren, wovon es handelt.«
    Luce drehte sich um. Sie zuckte zusammen, als sie erkannte, dass Miss Sophia immer noch da war.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum ich gerade erschrocken bin.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen«, sagte Miss Sophia.
Ihr Lächeln wirkte etwas unnatürlich. »Wisst ihr, seit dem Brand bin ich etwas durcheinander, war wohl zu viel für mich. Aber deswegen muss ich noch lange nicht meine zwei begabtesten Schülerinnen mit meinem Kummer belästigen.«
    Weder Luce noch Penn wussten so recht, was sie sagen sollten. Sich nach dem Brand und dem Todesfall gegenseitig zu trösten, war eine Sache. Das bei ihrer Lehrerin zu tun, eine andere. Das überstieg ihre Fähigkeiten.
    »Ich habe versucht, mich zu beschäftigen, aber …« Miss Sophia verstummte.
    Penn warf Luce einen nervösen Blick zu. »Wir … wir könnten Ihre Hilfe gut gebrauchen, wenn Sie -«
    »Ich kann euch helfen!« Miss Sophia zog einen dritten Stuhl heran. »Wie ich sehe, beschäftigt ihr euch mit dem Wächteramt der Engel«, sagte sie nach einem Blick auf den Bildschirm. »Ja, die Grigoris waren ein sehr einflussreicher Clan. Es gibt da eine neue Datenbank. Sie haben die Geheimarchive des Vatikans digitalisiert. Lasst mich mal sehen, was da zum Vorschein kommt.«
    Luce verschluckte fast den Bleistift, an dem sie herumkaute. »Entschuldigung, haben Sie gerade die Grigoris gesagt?«
    »Oh ja, sie werden in vielen Schriften erwähnt. Historiker haben sich mit ihnen beschäftigt, sie waren …« Miss Sophia hielte inne. Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Also jedenfalls haben sie Bücher verfasst. Aber guckt euch das selbst an. Ihr Spezialgebiet war der gefallene Engel, wie er im Volksglauben auftaucht.«
    Sie zog die Tastatur zu sich heran und Luce bewunderte erneut, wie schnell ihre Finger über die Tasten flogen. Die Suchmaschine war eine Weile beschäftigt, aber dann spuckte sie einen Artikel nach dem anderen aus, alle über die
Grigoris. Daniels Familienname war überall zu lesen, der ganze Bildschirm war voll davon. Luce wurde fast schwindelig davon.
    Das Bild aus ihrem Traum tauchte vor ihrem inneren Auge auf: Flügel, die sich ausbreiteten, ihr Körper, der aufloderte und verbrannte, bis schließlich nur noch

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