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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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getroffen hatte, zusammenzuckte und innerlich kochte. Nicht dass sie ihm das sagen würde. Aber es war das letzte Zeichen für sie, dass
sie diese kleine Sache, die da zwischen ihnen lief, im Keim ersticken musste. Die Halskette mit der goldenen Schlange war in ihrer Tasche. Höchste Zeit, ihm das Geschenk zurückzugeben.
    Allerdings war es völlig naiv von ihr gewesen anzunehmen, dass Cam sie nur treffen wollte, um mit ihr zu reden. Das war ihr jetzt klar. Natürlich hatte er noch ganz andere Pläne. Dieser Typ Junge war er.
    Das Geräusch eines heranrollenden Autos war zu hören. Luce wandte den Kopf. Eine schwarze Limousine hielt vor dem Tor. Die dunkel getönte Scheibe an der Fahrerseite glitt herunter, eine behaarte Hand war zu sehen, die herauslangte und nach dem Hörer des Telefons in dem Backsteinhäuschen griff. Eine Sekunde später knallte der Fahrer den Hörer wieder auf die Gabel und drückte auf die Hupe.
    Schließlich gingen die beiden Flügel des Eisentors kreischend auf, der Wagen fuhr herein und hielt dann neben Luce an. Die Türen entriegelten sich. Würde sie jetzt wirklich in dieses Auto einsteigen und sich an einen unbekannten Ort chauffieren lassen, um Cam zu treffen?
    Das letzte Mal, dass sie an diesem Tor gestanden hatte, war am Elterntag gewesen. Sie hatte sich hier von ihren Eltern verabschiedet und sie schon vermisst, als sie noch gar nicht weggefahren waren. Hier hatte sie gestanden und ihnen nachgewunken, neben dem Backsteinhäuschen mit dem kaputten Telefon - und ja, jetzt erinnerte sie sich, sie hatte dort eine funktionierende Hightech-Überwachungskamera entdeckt. Mit Bewegungsmelder, bei jedem Schritt war sie ihr gefolgt. Cam hätte sich gar keinen ungeeigneteren Ort ausdenken können, um sie von einem Auto abholen zu lassen.
    Luce sah plötzlich eine einsame unterirdische Arrestzelle vor sich. Feuchte Betonwände und Kakerlaken, die an
ihren Beinen hochkrabbelten. Kein Tageslicht. Immer noch kursierten Gerüchte über dieses Pärchen, Jules und Philip, die nicht mehr gesehen worden waren, seit sie versucht hatten, sich davonzustehlen. Glaubte Cam etwa, sie wollte ihn so dringend sehen, dass sie es riskieren würde, direkt unter einem funktionierenden Rotlicht vom Schulgelände zu marschieren?
    Das Auto stand immer noch mit leise summendem Motor neben ihr. Der Fahrer - ein Typ mit Sonnenbrille, Stiernacken und wenig Haaren - hielt die Hand aus dem Fenster. Zwischen Daumen und Zeigefinger steckte ein kleiner weißer Umschlag. Luce zögerte eine Sekunde, dann machte sie einen Schritt auf die Hand zu und schnappte sich den Brief.
    Cams persönliches Briefpapier. Schwere Qualität. Eine elfenbeinfarbene Karte mit seinem Namen in goldenen Lettern.
    Hatte vergessen zu erwähnen, dass die Kamera getapet ist. Kannst du leicht überprüfen. Habe mich darum gekümmert, wie ich mich auch um dich kümmern werde. Bis bald, hoffentlich.
    Getapet? Meinte er damit -? Sie warf einen prüfenden Blick zum Rotlicht hoch. Tatsächlich. Ein haargenau passendes, kreisrundes Stück schwarzes Isolierband war über die Kameralinse geklebt. Luce wusste nicht, wie lange die Schule brauchen würde, um den Ausfall zu bemerken, aber auf seltsame Weise freute es sie, dass Cam sogar daran gedacht hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Daniel in so einem Fall auch so umsichtig gewesen wäre.
    Es war Mittwochabend. Telefoniertag. Sowohl Callie als auch ihre Eltern erwarteten einen kurzen Anruf. Luce hatte Callies zehnseitigen Brief drei Mal gelesen und wusste nun
alles über die Wochenendausflüge ihrer Freundin nach Nantucket, aber sie hatte immer noch keinen blassen Schimmer, was sie Callie auf ihre vielen Fragen antworten sollte. Was sie ihr von ihrem Leben in der Sword & Cross erzählen sollte - und was nicht. Wenn sie jetzt umkehrte und in die Eingangshalle marschierte, um ihre Anrufe zu machen, würde sie nur stumm in der Telefonzelle stehen, völlig ratlos, wie sie ihren Eltern oder Callie schildern sollte, was sie in den letzten Tagen beschäftigt hatte. Wie alles immer noch düsterer und bedrohlicher wurde. Besser gar nichts erzählen oder erst, wenn alles vorbei war, auf die eine oder andere Weise.
    Sie schlüpfte auf den bequemen beigefarbenen Ledersitz im Fond des Wagens. Ohne ein Wort rollte der Fahrer mit der Luxuslimousine aus dem Parkplatz der Sword & Cross heraus.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Luce.
    »Abgelegener, kleiner Ort flussabwärts. Mr Briel mag die Atmosphäre dort. Lehnen Sie sich

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