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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Asche übrig war.
    »Es gibt unterschiedliche Arten von Engeln?«, fragte Penn neugierig.
    »Oh ja, natürlich - das ist ein weites Feld«, sagte Miss Sophia, während sie tippte. »Es gibt Engel, die sich mit Gott überworfen haben und zu Dämonen geworden sind. Und solche, die sich auf Gottes Seite stellten. Und sogar solche, die ihr Lager mit sterblichen Frauen teilten.«
    Endlich lagen ihre Finger ruhig da. »Sehr gefährliche Angelegenheit.«
    »Und gibt es da irgendeine Beziehung zu unserem Daniel Grigori?«, fragte Penn.
    Miss Sophia tippte nachdenklich an ihre blasslila Lippen. »Nicht auszuschließen. Ich habe mich das auch schon gefragt, aber es steht uns wohl kaum zu, uns um die Privatangelegenheiten eines Schülers dieser Schule zu kümmern. Findet ihr nicht?« Sie blickte auf die Uhr und runzelte die Stirn. »Wie auch immer, ich habe euch hoffentlich helfen können und will euch nicht noch mehr Zeit wegnehmen.« Sie deutete auf den Zeitzähler auf dem Computerschirm. »Ihr habt nur noch neun Minuten.«
    Als Miss Sophia in den vorderen Bereich der Bibliothek zurückging, fiel Luce ihre ruhige, kerzengerade Haltung auf. Sie hätte ein Buch auf dem Kopf balancieren können. Es schien sie etwas aufgemuntert zu haben, dass sie ihren Schülerinnen bei den Nachforschungen hatte helfen können, aber Luce war jetzt erst recht verwirrt. Sie hatte keine Ahnung,
was sie mit diesen ganzen Informationen über den Grigori-Clan anfangen sollte.
    Penn schon. Sie schrieb bereits hektisch ein Blatt Papier voll.
    »Noch achteinhalb Minuten«, sagte sie zu Luce und schob ihr ebenfalls ein Blatt Papier und einen Stift hin. »Zum Nachdenken haben wir jetzt keine Zeit. Schreib einfach ab. Alles andere später.«
    Luce seufzte und gehorchte ihr. Die Website war fürchterlich langweilig gestaltet, bis auf schmale blaue Rahmen war alles in Beige. In der Kopfzeile stand in ernsten, strengen Blockbuchstaben: DER CLAN DER GRIGORI.
    Schon beim Lesen des Namens wurde Luce ganz warm.
    Penn tippte mit ihrem Stift auf den Bildschirm, damit Luce endlich etwas notierte.
    Die Grigoris schlafen nicht. Könnte stimmen; Daniel wirkte immer sehr müde. Sie sind schweigsam. Stimmt. Manchmal musste man ihm wirklich jeden Satz aus der Nase ziehen. In einer Schrift aus dem achten Jahrhundert heißt es -
    Der Bildschirm wurde schwarz. Ihre Zeit war abgelaufen.
    »Wie viel hast du?«, fragte Penn.
    Luce hielt ihr Blatt Papier hoch. Erbärmlich. Dort waren nur ein paar Flügelspitzen mit Federn gezeichnet. Luce musste das gedankenverloren hingekritzelt haben, denn sie konnte sich nicht daran erinnern.
    Penn warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Ich sehe schon, du bist eine großartige Recherchehilfe«, sagte sie, aber es klang belustigt. »Vielleicht sollte ich dich das nächste Mal Blütenblätter abzählen lassen: Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich…« Sie hielt ihr eigenes, vollgeschriebenes Blatt hoch. »Macht aber nichts. Zum Glück habe ich genug Material, dass wir damit weiterkommen dürften.«

    Luce stopfte das Papier in ihre Hosentasche zu dem Blatt aus dem Matheheft mit der Liste ihrer Begegnungen mit Daniel. Sie hatte das Gefühl, allmählich wie ihr Vater zu werden, der sich nicht wohlfühlte, wenn er sich zu weit von seinem Aktenshredder entfernte. Sie bückte sich, vielleicht war unter dem Tisch ja ein Papierkorb - als sie plötzlich zwei Beine entdeckte, die im Gang auf sie zumarschierten.
    Der Schritt war ihr so vertraut wie ihr eigener. Sie setzte sich auf - oder besser: sie versuchte, sich aufzusetzen - und stieß sich dabei den Kopf an der Tischkante.
    »Aua«, stöhnte sie und rieb sich die Stelle, wo sie auf der Flucht vor dem Brand in der Bibliothek mit dem Hinterkopf aufgeschlagen war.
    Daniel stand nur noch einen halben Meter entfernt. Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass sie zu treffen das Letzte war, was er wollte. Wenigstens tauchte er erst jetzt auf, nachdem der Computer sich automatisch ausgeloggt hatte. Daniel brauchte nicht auch noch zu wissen, dass sie ihm im Internet hinterherrecherchierte. Er wusste sowieso schon viel zu viel.
    Aber Daniel blickte sie gar nicht an. Er schien durch sie hindurchzuschauen. Seine grau-violetten Augen fixierten über ihren Kopf hinweg etwas anderes - oder jemand anders.
    Penn tippte Luce auf die Schulter und deutete dann mit dem Daumen auf die Person, die hinter ihr stand. Luce fuhr herum. Cam beugte sich zu ihr herunter und lächelte sie an. In diesem Augenblick

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