Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
Sword & Cross geschickt. Nein. Sie war Luce, die Daniel liebte.
    »Daniel«, sagte sie und schob seine Schultern sanft zurück, damit sie ihn anschauen konnte. »Warum hast du mir nicht früher erzählt, dass du ein Engel bist? Und warum hast du gesagt, du seist verdammt?«
    Daniel schaute sie unruhig an.
    »Ich bin nicht sauer auf dich«, erklärte sie. »Ich will es wirklich wissen.«
    »Ich konnte es dir nicht erzählen«, sagte er. »Das ist alles so kompliziert und verwickelt. Ich hatte bis jetzt auch keine Ahnung, dass du selbst draufkommen könntest. Wenn ich es dir zu früh oder zum falschen Zeitpunkt erzählt hätte, dann wärst du wieder verschwunden und ich hätte erneut warten müssen. Ich habe schon viel zu lange warten müssen.«
    »Wie lange?«, fragte Luce.
    »Nicht so lange, um zu vergessen, dass du es wert bist. Jedes Opfer. Jeden Schmerz.« Daniel schloss einen Moment
die Augen. Dann blickte er hinüber zu Penn und Miss Sophia.
    Penn hockte auf dem Boden und hatte den Rücken gegen einen verwitterten schwarzen Grabstein gelehnt. Die Knie hatte sie zu sich herangezogen, und sie kaute nervös auf ihren Fingernägeln. Miss Sophia hatte die Hände in die Hüften gestützt und sah aus, als hätte sie etwas Wichtiges zu sagen.
    Daniel wich einen Schritt zurück, und Luce spürte einen kühlen Luftzug zwischen ihnen beiden. »Ich habe immer noch Angst, dass du jede Minute -«
    »Daniel -«, rief Miss Sophia mahnend.
    Er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Unser Zusammensein ist nicht so einfach, wie du es dir vielleicht vorstellst.«
    »Natürlich nicht«, sagte Luce. »Schließlich bist du ja ein Engel, aber jetzt, wo ich das weiß -«
    »Lucinda Price.« Diesmal richtete sich Miss Sophias Zorn gegen Luce. »Was er dir zu sagen hat, willst du lieber nicht wissen. Und Daniel, du hast nicht das Recht dazu. Es wird sie umbringen -«
    Luce schüttelte den Kopf. Miss Sophias Warnung fand sie merkwürdig. »Ich glaube, ein bisschen mehr Wahrheit kann ich ganz gut vertragen.«
    »Es handelt sich nicht um ›ein bisschen mehr Wahrheit‹«, sagte Miss Sophia, die sich zwischen Luce und Daniel drängte. »Und du wirst es nicht überleben. So wie du es in den Tausenden von Jahren seit dem Engelssturz nicht überlebt hast.«
    »Daniel, wovon redet sie da?« Luce versuchte, an Miss Sophia vorbei nach Daniels Handgelenk zu greifen, aber die Religionslehrerin verhinderte das. »Was es auch ist, ich kann
damit umgehen«, sagte Luce, die allmählich ungeduldig wurde. »Keine Geheimnisse mehr. Ich liebe ihn.«
    Es war das erste Mal, dass sie es laut ausgesprochen hatte. Sie bedauerte nur, dass sie die drei wichtigsten Worte, die sie kannte, an Miss Sophia gerichtet hatte und nicht an Daniel. Sie wandte sich an ihn. Seine Augen leuchteten. »So ist es«, sagte sie. »Ich liebe dich.«
    Klapp.
    Klapp. Klapp.
    Klapp. Klapp. Klapp. Klapp.
    Jemand klatschte, hinter den Bäumen und Gräbern versteckt, langsam und laut Beifall. Daniel fuhr herum, seine Haltung war angespannt, zum Kampf bereit, und Luce spürte die alte Angst wieder in sich aufsteigen, spürte, wie sie vor Schreck erstarrte. Was Daniel jetzt in den Schatten sah, würde sie auch gleich sehen, und sie fürchtete sich davor.
    »Bravo! Bravoooo! Ich bin wirklich sehr gerührt - und das erlebt man ja heute nur noch selten, wie ich leider anmerken muss.«
    Cam trat aus den Schatten hervor. Seine Augen hatte er mit goldenem Lidschatten umrahmt, der im Mondlicht glänzte, was ihm ein raubtierhaftes Aussehen verlieh.
    »Ich find das ja soooo unglaublich süß«, sagte er. »Und er liebt dich auch, nicht wahr? So einfach ist das! Du liebst sie doch, Daniel? Oder?«
    »Cam«, warnte ihn Daniel. »Komm jetzt nicht damit.«
    »Womit denn?«, fragte Cam, hob den linken Arm, schnippte einmal mit den Fingern - und eine kleine Flamme wie von einem Streichholz brannte über seinen Fingerspitzen. »Meinst du etwa das?«
    Das Echo seines Schnippens schien noch in der Luft zu schweben, von den Grabsteinen des Friedhofs widerzuhallen,
lauter zu werden und sich zu vervielfachen, während es hin und her gestoßen wurde. Zuerst dachte Luce, von irgendwoher käme noch mehr Applaus, als klatschte ein düsteres, dämonisches Publikum ihnen beiden, Daniel und ihr, und ihrer Liebe, spöttisch Beifall, so wie Cam es getan hatte. Aber dann erinnerte sie sich an den unheimlichen, grollenden Flügelschlag, den sie vor Kurzem erst gehört hatte. Ihr stockte der Atem, als bald

Weitere Kostenlose Bücher