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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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darauf Tausende und Abertausende von schwirrenden schwarzen Pfeilen folgten. Der Schwarm der Heuschreckenschatten, der in den Wald hinter dem Friedhof verschwunden war, tauchte wieder über ihren Köpfen auf.
    Das dumpfe, schnarrende Geräusch, das sie machten, wurde so laut, dass Luce sich die Ohren zuhalten musste. Penn, die am Boden saß, hatte den Kopf zwischen die Knie gesteckt. Doch Daniel und Miss Sophia schauten ruhig und reglos zum Himmel, während das laute Missgetön anschwoll und sich verwandelte. Es klang jetzt eher nach sehr lauten Sprinkleranlagen, die abwechselnd an- und ausgestellt wurden … oder nach dem Zischen von tausend Schlangen.
    »Oder vielleicht das?«, fragte Cam seelenruhig, als die ekelhaften, formlosen Schattenflecken sich rings um ihn niederließen.
    Die Insekten begannen zu wachsen und ihre Flügel auszufalten, sie wurden größer, als Insekten jemals werden konnten, sie tropften wie zähflüssiger Klebstoff vom Himmel herunter und setzten sich dann zu vielgliedrigen schwarzen Körpern zusammen. Und kaum war dies geschehen - als lernten sie bereits, ihre Glieder zu gebrauchen, noch während sie sich formten -, hievten sie sich auf ihre unzähligen Beine hoch und kamen herangekrochen, wie Gottesanbeterinnen in Menschengröße.

    Cam begrüßte sie, als sie sich um ihn versammelten. Bald bildeten sie hinter ihm eine riesige Armee von Nachtschattenkörpern.
    »Tut mir leid«, meinte er. »Habt ihr mir nicht gesagt, ich soll das nicht tun?« Er schlug sich in gespielter Verzweiflung gegen die Stirn.
    »Daniel«, flüsterte Luce. »Was geht hier vor sich?«
    »Warum hast du den Waffenstillstand zwischen uns gebrochen?«, rief Daniel.
    »Ach so. Ja. Wie heißt es so schön? In harten Zeiten muss man hart durchgreifen.« Cam grinste Daniel höhnisch an. »Und zusehen zu müssen, wie du ihren Körper mit deinen überirdischen und engelsgleichen Küssen bedeckst … das ist echt hart.«
    »Hör auf damit, Cam!«, rief Luce, die nicht mehr verstand, wie sie jemals hatte zulassen können, dass er sie berührte.
    »Alles zu seiner Zeit, Schätzchen.« Cam warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Oh ja, es wird wieder eine Schlägerei geben. Wegen dir, Baby. Wie immer.« Er strich sich übers Kinn und kniff die Augen zusammen. »Eine mächtige Schlägerei, das kannst du mir glauben. Mit mehr Opfern diesmal. Mach dich schon mal drauf gefasst.«
    Daniel nahm Luce fest in die Arme. »Erklär mir, warum. Das schuldest du mir, Cam.«
    »Du weißt, warum«, dröhnte Cam höhnisch. »Sie ist immer noch da.« Er deutete auf Luce. »Wenn auch nicht mehr lange.«
    Er legte die Hände auf die Hüften und mehrere Schatten, die sich inzwischen in fette, endlos lange schwarze Schlangen verwandelt hatten, glitten an seinem Körper hoch und wanden sich um seine Arme. Er streichelte der größten Schlange liebkosend über den Kopf.

    »Und wenn deine große Liebe diesmal zu einem kümmerlichen Aschehäufchen verbrennt, wird es für immer sein. Denn diesmal, das wissen wir beide, ist alles anders.« Cam setzte ein strahlendes Lächeln auf, und Luce glaubte zu spüren, wie Daniel eine Sekunde lang erbebte.
    »Stimmt nicht ganz, etwas bleibt immer gleich - und ich habe inzwischen sogar eine gewisse Schwäche für deine Beständigkeit, Grigori.« Cam machte einen Schritt vorwärts und seine Schattenlegionen folgten ihm. Luce und Daniel, Penn und Miss Sophia wichen einen Schritt zurück. »Du hast Angst«, sagte er. »Und ich nicht.«
    »Weil du nichts zu verlieren hast«, erwiderte Daniel. »Ich würde nie mit dir tauschen wollen.«
    »Hmmmmm«, machte Cam und tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Das werden wir noch sehen.« Er blickte lächelnd in die Runde. »Muss ich es extra ausbuchstabieren? Scheint so. Diesmal hast du viel mehr zu verlieren als sonst. Es geht um etwas viel Größeres. Und deshalb wird es mir noch viel mehr Spaß machen, deine große Liebe zu vernichten.«
    »Wovon redest du?«, fragte Daniel.
    Neben Luce öffnete Miss Sophia den Mund und gab eine Reihe wilder, heulender Laute von sich. Sie wedelte mit den Händen über dem Kopf, in einer rhythmischen, fast tänzerischen Bewegung, ihre Augen waren weit aufgerissen und blicklos, als wäre sie in Trance gefallen. Ihre Lippen zuckten, und Luce bemerkte erschrocken, dass sie ins Zungenreden verfallen war.
    Daniel packte Miss Sophia am Arm und schüttelte sie. »Nein, der Meinung bin ich auch, das ergibt keinen Sinn«, flüsterte er. Anders

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