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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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es bekommt.«
    »Und was ist mit Daniel?«, fragte Luce. »Was ist seine Geschichte?«
    »Du gibst nicht so schnell auf, was?« Arriane lachte. »Das weiß eigentlich niemand so genau. Er macht ein Riesengeheimnis aus seiner Person. Vielleicht bleibt am Ende nur ein typisches kleines Arschloch übrig.«
    »Mit Arschlöchern kenne ich mich auch aus«, antwortete Luce, aber kaum hatte sie es gesagt, wünschte sie, sie könnte
diesen Satz zurücknehmen. Was immer Trevor widerfahren war, es machte sie selbst zur letzten Person, die sich über andere irgendein Urteil erlauben durfte. Aber das war nicht der einzige Grund. Wie immer, wenn sie auch nur im Entferntesten an jene Nacht dachte, spürte sie, wie die schwarzen Schatten sich wieder über ihrem Kopf zusammenbrauten, fast als wäre sie zurück am See.
    Sie warf wieder einen Blick zu Daniel hinüber. Er nahm seine Sonnenbrille ab und steckte sie in die Jackentasche. Dann wandte er den Kopf und sah sie an.
    Ihre Blicke trafen sich. Luce bemerkte, wie er die Augen erst weit aufriss und dann zusammenkniff, um sie aufmerksam zu mustern. Er wirkte überrascht. Aber nicht nur das - es war viel mehr. Daniels Augen hielten die ihren gefangen und ihr stockte der Atem. Sie hatte plötzlich das Gefühl, ihn bereits von irgendwoher zu kennen.
    Aber daran würde sie sich erinnern. Das Gefühl, durch eine Begegnung so total verwirrt zu werden, vergaß man nicht.
    Ihre Blicke waren immer noch aufeinander gerichtet. Daniel lächelte ihr zu. Da schoss eine heiße Flamme durch ihren Körper und sie musste sich schnell an der Bank festhalten, sonst wäre sie zu Boden gesunken. Sie spürte, wie ihre Lippen sich öffneten, um ihm zuzulächeln - da hob er die Hand.
    Und zeigte ihr den Mittelfinger.
    Luce keuchte und blickte zu Boden.
    »Was meinst du denn damit?«, fragte Arriane, die überhaupt nichts mitbekommen hatte. »Na, nicht so wichtig. Wir haben dafür jetzt keine Zeit mehr. Es muss jeden Augenblick klingeln.«
    Und wie auf ein Stichwort hin schrillte die Schulglocke und sämtliche Schüler schlurften in das Gebäude zurück.
Arriane zerrte Luce hinter sich her und erteilte hastig Anweisungen, wann und wo sie sich wieder treffen sollten. Aber Luce stand immer noch wie unter Schock. Ihr kurzer Liebeswahn war vorbei. Jetzt beschäftigte sie etwas anderes: Was für ein Problem hatte dieser Junge eigentlich?
    Bevor sie in das Gebäude zu ihrer ersten Unterrichtsstunde verschwand, drehte sie sich noch einmal um. Das Gesicht von Daniel Grigori verriet keinerlei Regung, aber es gab keinen Zweifel - er blickte ihr nach.

Zwei
    Eingewöhnung

    Luce hatte ein Blatt Papier vor sich liegen, auf dem ihr Stundenplan stand, außerdem ein halb leeres Heft, das sie im vergangenen Schuljahr im Geschichtsunterricht - Europäische Geschichte II - angefangen hatte, zwei Bleistifte Stärke 2 und ihren Lieblingsradiergummi. Allmählich beschlich sie das ungute Gefühl, dass Arriane recht hatte, was die Kurse an der Sword & Cross betraf.
    Ein Lehrer war bisher noch nicht erschienen, die schäbigen Tische waren achtlos im Raum verteilt und vor dem Schrank mit dem Lehrmaterial stapelten sich mit einer Staubschicht bedeckte Kartons.
    Aber noch viel schlimmer war, dass niemand daran Anstoß zu nehmen schien. Die anderen Jugendlichen schienen es überhaupt nicht zu bemerken, ja sie schienen noch nicht einmal zu bemerken, dass sie in einem Klassenzimmer waren. Sie standen alle in der Nähe des Fensters, rauchten noch schnell ihre Zigaretten zu Ende, fummelten an den extragroßen Sicherheitsnadeln in ihren T-Shirts herum. Nur Todd saß an einem der Tische, wo er mit seinem spitzen Stift irgendein verschlungenes Muster in die Oberfläche ritzte. Die restlichen Neuzugänge hatten sich bereits unter die anderen gemischt. Cam wurde von den Jungs mit den Hemden und gebügelten Hosen umringt. Das musste seine Clique gewesen sein, als er das erste Mal an der Sword & Cross war. Gabbe
gab dem Mädchen mit dem Zungenpiercing die Hand, das draußen den Jungen mit dem Zungenpiercing geküsst hatte. Luce war neidisch auf sie. Alles, was sie sich traute, war, sich näher zu dem harmlos wirkenden Todd zu setzen.
    Arriane schwirrte überall herum, flüsterte den Leuten irgendwelche Bemerkungen zu, die Luce nicht verstand. Sie war die Goth-Prinzessin hier. Als sie an Cam vorbeikam, fuhr er ihr durch die kurzen Haare.
    »Hübsche Frisur, Arriane.« Er grinste und wickelte sich eine Strähne um den Finger.
    Arriane gab ihm einen

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