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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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das Versprechen abgenommen hatte, heute Abend noch bei ihr vorbeizuschauen.
    »Sie kommt schon wieder in Ordnung«, sagte Penn. »Es wäre nicht Montag, wenn nicht Arriane nach einem Anfall zur Krankenstation geschafft würde.«
    »Aber es war kein Anfall«, sagte Luce. »Das kam von dem elektronischen Armband, ich hab’s genau gesehen. Lauter Stromstöße.«
    »Wir haben hier in der Sword & Cross eine sehr breite Definition von ›Anfall‹. Deine neue Feindin - Molly? Sie hatte eine Reihe berüchtigter Anfälle. Sie verkünden dauernd, Mollys Medikamente bald umstellen zu wollen. Hoffentlich bekommst du noch mindestens einen richtigen Ausraster von ihr mit, bevor sie es tun.«
    Penn schien sich wirklich gut auszukennen. Luce dachte kurz daran, sie zu fragen, was eigentlich mit Daniel los war, aber ihr Interesse an ihm war so merkwürdig, so stark und vielschichtig, dass es wahrscheinlich am besten war, sie hielt es geheim. Zumindest so lange, bis sie selbst genauer wusste, was sie für ihn empfand.
    Sie spürte, wie Penns Hände ihre Haare auswrangen.
    »So, das war’s«, sagte Penn. »Ich glaube, jetzt bist du fleischlos.«
    Luce blickte in den Spiegel und fuhr sich mit den Fingern
durch die Haare. Penn hatte recht. Von der Demütigung und dem Schmerz im rechten Fuß abgesehen, hatte die Auseinandersetzung mit Molly keinerlei Spuren hinterlassen.
    »Ich bin nur froh, dass du jetzt kurze Haare hast«, sagte Penn. »Wenn sie noch so lang wären wie auf dem Foto in deiner Akte, wäre das eine viel mühseligere Sache geworden.«
    Luce starrte sie an. »Ich muss in Zukunft bei dir ziemlich aufpassen, was?«
    Penn hakte sich bei Luce unter und gemeinsam verließen sie die Mädchentoilette. »Sei immer auf meiner Seite, dann kann dir nichts Schlimmes passieren.«
    Luce blickte Penn erschrocken an, aber ihre Miene war unergründlich. »Du machst nur Spaß, oder?«, fragte sie.
    Penn lächelte schon wieder. »Komm mit, wir müssen in den Unterricht. Bist du nicht froh, dass wir jetzt am Nachmittag alle Kurse gemeinsam haben?«
    Luce lachte. »Hört das eigentlich irgendwann auf oder weißt du alles über mich?«
    »Bis auf Weiteres schon«, antwortete Penn und steuerte mit ihr durch die Halle zurück zu den Klassenzimmern. »Du wirst das bald zu schätzen lernen. Als Freundin bin ich nämlich unschlagbar.«

Drei
    Nachtschatten

    Luce wanderte den feuchtkalten Flur des Wohnheims auf der Suche nach ihrem Zimmer entlang, ihre schwere Reisetasche mit dem abgerissenen Tragegriff zog sie hinter sich her. Die Wände hatten ungefähr die Färbung einer angestaubten Schultafel und in dem ganzen Gebäude war es merkwürdig still. Nur die Neonröhren an der Decke summten vor sich hin.
    Luce wunderte sich, dass so viele Türen geschlossen waren. In Dover hatte sie sich immer mehr Privatsphäre gewünscht, ab und zu eine kleine Erholungspause von den vielen Wohnheimpartys, die fast zu jeder Tageszeit gefeiert wurden. Man schaffte es dort kaum in sein Zimmer, ohne über eine Gruppe Mädchen zu stolpern, alle in ihren Lieblingsjeans von derselben Marke, die im Schneidersitz auf dem Boden hockten und wichtige Dinge beredeten, oder aus Versehen gegen ein Pärchen zu stoßen, das küssend an der Wand lehnte.
    Hier in der Sword & Cross dagegen … entweder saßen alle schon an ihrer dreißigseitigen Hausarbeit über die gescheiterten Tyrannen … oder das Sozialleben fand hinter verschlossenen Türen statt.
    So was wie diese Türen hatte Luce noch nicht gesehen! Die Schüler an der Sword & Cross waren ja schon ziemlich einfallsreich, wenn es darum ging, die Kleiderordnung zu
umgehen, aber bei der Ausgestaltung ihrer eigenen vier Wände übertrafen sie sich offensichtlich selbst. Schon wie sie ihren Zimmertüren eine eigene Note gaben, war einfach genial. Luce war bereits an einem Türrahmen mit einem Perlenvorhang vorbeigekommen und vor einer anderen Tür hatte eine Fußmatte mit Bewegungsmelder gelegen, auf der »Scher dich zur Hölle!« aufleuchtete, sobald sie sich näherte.
    Vor der einzigen nackten Tür auf dem Gang hielt sie an. Zimmer 63. Ihre neue Heimat. Sie fischte in der Vordertasche ihres Rucksacks nach dem Schlüssel, atmete tief durch und öffnete die Tür zu ihrer Zelle.
    Aber so schrecklich war es gar nicht. Oder vielleicht war es auch nur nicht so schrecklich, wie sie erwartet hatte. Das Fenster hatte eine halbwegs normale Größe, und als sie es öffnete, strömte angenehm kühle Nachtluft herein. Der Blick zwischen den

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