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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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erinnert, die ihr so gut gefallen hatte. Aber jetzt konnte sie die beiden Liebenden nicht ansehen, ohne an Daniel denken zu müssen. Daniel. Der sie hasste. Wenn es dafür noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, nachdem er schon gestern Abend in der Bibliothek das Weite gesucht hatte, dann brauchte sie nur an den Blick zu denken, den er ihr vor ein paar Minuten zugeworfen hatte.

    »Wo ist der Racheengel?«, fragte sie Arriane mit einem tiefen Seufzer.
    »Gute Wahl. Da drüben.« Arriane führte Luce zur Skulptur eines Engels, der ein Bündel Blitze auf die Erde schleuderte. Vor langer Zeit mochte die Statue sehr eindrucksvoll gewesen sein, aber inzwischen war sie schmutzig und verwittert, von Flechten und Moos überzogen.
    »Ich kapier’s immer noch nicht«, sagte Luce. »Was sollen wir machen?«
    »Schrubbidubbidubb«, sang Arriane. »Wir sollen sie ein bisschen schrubben.« Und damit kletterte sie auf den riesigen Engel und setzte sich rittlings auf den ausgestreckten Arm der Statue, als würde es sich um einen dicken Ast handeln. Der Engel schleuderte weiter seine Blitze.
    Luce wollte keinesfalls noch mehr Ärger mit Ms Toss bekommen. Hastig fing sie an, mit der Harke den Sockel der Statue zu bearbeiten, und versuchte ihn von den dicken Schichten feuchter und halbvermoderter Blätter zu befreien.
    Nach drei Minuten hielt sie es nicht mehr aus, so sehr schmerzte ihr Arm. Außerdem war sie für diese Drecksarbeit nicht richtig angezogen. Luce war in Dover nie zu einer Strafarbeit verdonnert worden, aber nach allem, was sie gehört hatte, musste man dort so Dinge machen wie ein paar hundert Mal »Ich werde nie mehr aus dem Internet kopieren« abschreiben.
    Aber das hier war brutal. Vor allem wo sie nichts weiter getan hatte, als rein zufällig in der Cafeteria mit Molly zusammenzustoßen. Sie hatte sich vorgenommen, nicht alles hier vorschnell zu verurteilen, aber im Morgengrauen altes Laub und Moos von Gräbern entfernen? Luce hasste ihr neues Leben.
    Dann kamen endlich die ersten Sonnenstrahlen durch die
Blätter und mit einem Mal sah die Welt um sie herum freundlicher und farbiger aus. Luce wurde augenblicklich leichter ums Herz. Und dann entdeckte sie Daniel … er arbeitete an einem der Grabmäler in der Nähe, Seite an Seite mit Molly.
    Luce war bestürzt. Ihre fröhliche Stimmung war verflogen.
    Sie blickte zu Arriane, die ihr einen Echt-ätzend-was-Blick zuwarf und dann weiterarbeitete.
    »Hey«, rief Luce zu ihr hoch.
    Arriane legte einen Finger an die Lippen. Aber sie winkte Luce, zu ihr hochzuklettern.
    Luce griff nach dem Arm der Statue und schwang sich auf den Sockel, allerdings weit weniger geschickt und anmutig als Arriane. Als sie das Gefühl hatte, einigermaßen Halt gefunden zu haben, wandte sie sich ihr zu und flüsterte: »Stimmt das … sind Daniel und Molly befreundet?«
    Arriane schüttelte den Kopf. »Wie kommst du denn darauf? Die beiden hassen sich.«
    Luce deutete von oben auf Daniel und Molly. Sie hatten sich aufgerichtet, standen nahe beieinander, lehnten sich auf ihre Rechen und führten ein Gespräch, das Luce nur allzu gerne belauscht hätte. »Auf mich wirkt das so, als ob sie Freunde wären.«
    »Ach das«, meinte Arriane. »Wir müssen ja Pärchen bilden. Glaubst du, dass Roland und Mr Womanizer Freunde sind?« Sie zeigte auf Roland und Cam. Die beiden schienen darüber zu diskutieren, wie sie ihre Arbeit an der Skulptur der beiden Liebenden am besten aufteilen konnten. »Kumpel bei einer Strafarbeit sind nicht auch Kumpel im richtigen Leben.«
    Arriane sah zu Luce, die erschrocken dreinblickte, obwohl sie sich alle Mühe gab, es zu verbergen.
    »Hör zu, Luce, ich wollte damit nicht sagen, dass …« Sie
verstummte. »Ehrlich, mal davon abgesehen, dass du uns alle zwanzig Minuten hast warten lassen, hab ich nichts gegen dich. Ich finde dich sogar ganz interessant. Irgendwie erfrischend. Aber ich weiß nicht, was du dir erwartest. Tolle Freundschaften werden in der Sword & Cross nicht so schnell geschlossen. Die Leute sind hier, weil sie ihren Packen zu schleppen haben. Und damit meine ich schweres Gepäck, Gepäck, für das man am Schalter nachzahlen muss, weil man über dem Limit liegt. Kapiert?«
    Luce nickte verlegen. »War ja nur eine Frage.«
    Arriane kicherte. »Bist du eigentlich immer so zahm? Was hast du eigentlich angestellt, dass sie dich hier eingewiesen haben?«
    Luce hatte keine Lust, darüber zu reden. Vielleicht hatte Arriane ja recht und sie sollte es

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