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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Bewusstsein.
    Sie musste unbedingt herausfinden, was es mit Daniel auf sich hatte. Sie kannte ihn jetzt erst seit einem Tag und spürte in seiner Gegenwart jedes Mal stärker, wie die Welt um sie herum ein seltsames, fremdes Gesicht annahm.
    »Besser, du hältst dich von ihm fern«, sagte eine eisige Stimme.
    Luce fuhr herum. Molly war plötzlich aufgetaucht und stand breitbeinig vor ihr, wie gestern in der Cafeteria. Ihre Piercings blitzten. Penn hatte Luce erzählt, dass der Schulleiter selbst einen Diamantstecker im Ohr trug, den er nicht entfernen wollte; deshalb waren Piercings in der Sword & Cross überraschenderweise erlaubt.
    »Von wem?«, fragte Luce, obwohl sie genau wusste, wie idiotisch das klang.
    Molly verdrehte die Augen. »Glaub mir, sich in Daniel zu verknallen, ist eine sehr, sehr schlechte Idee.«
    Bevor Luce etwas darauf antworten konnte, war Molly wieder verschwunden. Aber Daniel hatte den Kopf gehoben, fast als hätte er mitbekommen, dass sein Name gefallen war. Er schaute sie an. Und dann ging er direkt auf sie zu.
    Sie wusste, dass die Sonne in diesem Augenblick hinter einer Wolke verschwunden war. Wenn sie es fertiggebracht hätte, sich von Daniels Blick zu lösen, hätte sie sich selbst davon überzeugen können. Aber sie konnte die Augen nicht zum Himmel heben, sie konnte nicht wegschauen, und trotzdem musste sie blinzeln, um ihn zu erkennen. Es war, als ob von Daniel ein gleißendes Licht ausging. So hell, dass es sie blendete. In ihren Ohren begann es zu rauschen, sie zitterte am ganzen Körper.
    Sie bückte sich, um ihre Harke aufzuheben. Dann konnte
sie so tun, als hätte sie nicht bemerkt, dass er auf sie zukam. Aber sie wusste, dafür war es zu spät. Sie konnte nicht mehr cool und unbeteiligt tun.
    »Was hat sie zu dir gesagt?«, fragte er.
    »Ähm, ich … sie …«, sagte sie ausweichend. In ihrem Gehirn ratterte es. Sie suchte verzweifelt nach einer plausiblen Lüge. Fand keine. Nervös ließ sie ihre Finger knacken.
    Daniel legte seine Hand über ihre. »Ich mag es nicht, wenn du das tust.«
    Luce wich zurück. Die Berührung seiner Hand war nur ganz flüchtig gewesen, aber sie spürte, wie sie rot wurde. Hatte er damit sagen wollen, dass er es grundsätzlich hasste, wenn Leute ihre Finger knacken ließen? So musste er es gemeint haben. Denn er konnte doch nicht meinen, dass er es an ihr nicht mochte. Dafür hätte er sie ja schon dabei beobachten müssen. Was aber gar nicht der Fall sein konnte, da sie sich kaum kannten.
    Warum fühlte sich dieser Wortwechsel dann so an, als hätten sie ihn schon einmal geführt?
    »Molly hat mir mehr oder weniger deutlich zu verstehen gegeben, dass ich mich von dir fernhalten soll«, sagte sie schließlich.
    Daniel neigte den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite. Er schien nachzudenken. »Da hat sie wahrscheinlich recht.«
    Luce schauderte. Ein Schatten zog langsam über ihnen vorbei und verdunkelte das Gesicht des Engels. Luce schloss die Augen und versuchte, tief und ruhig zu atmen. Nein, Daniel bemerkte bestimmt nichts davon.
    Aber sie spürte, wie sich Panik in ihr ausbreitete. Sie wollte davonrennen. Sie konnte es nicht. Was, wenn sie sich im Labyrinth dieses Friedhofs heillos verirrte?

    Daniel blickte ebenfalls zum Himmel. »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Und wirst du es tun?«, fragte er herausfordernd, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Was?«, fragte sie zurück. Davonrennen?
    Daniel machte einen Schritt auf sie zu. Er war jetzt nur noch wenige Zentimeter enfernt. Sie hielt den Atem an. Stand reglos da. Wartete.
    »Wirst du dich von mir fernhalten?«
    Das klang beinahe, als würde er mit ihr flirten.
    Aber Luce war vollkommen durcheinander. Sie schwitzte und fror gleichzeitig und fuhr sich mit den Fingern an die Schläfen. Sie musste sich beruhigen. Sie musste ihren Körper wieder seiner Kontrolle entziehen. Unmöglich konnte sie jetzt mit ihm flirten. Falls es überhaupt ein Flirt war.
    Sie wich zurück. »Ist vermutlich besser so.«
    »Ich hab dich nicht verstanden«, flüsterte er, zog fragend eine Augenbraue hoch und machte noch einen Schritt auf sie zu.
    Sie wich erneut zurück, diesmal weiter, stolperte und stieß mit dem Rücken gegen den Sockel der Statue. Sie spürte, wie sich der Marmorfuß des Engels in ihre Schulter bohrte. Ein weiterer Schatten glitt über ihnen vorbei, noch schwärzer, noch kälter. Sie hätte schwören können, dass Daniel genauso erschauderte wie sie.
    Und dann ertönte plötzlich ein

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