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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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geschniegelten Angeberjungs mit ihren weißen Hemden standen alle eng beieinander und musterten der Reihe nach die Mädchen. Arriane vergeudete keine Zeit und schoss sofort auf Cams Schreibtisch zu, der als Bar diente. Schon hatte sie eine Champagnerflasche zwischen den Beinen und zog lachend den Korken heraus.
    Luce war sprachlos. Nicht einmal in Dover hatte sie gewusst, wo man Alkohol herkriegen konnte, und da waren die Kontakte zur Außenwelt weit weniger eingeschränkt gewesen. Cam war erst seit wenigen Tagen wieder zurück auf der Sword & Cross und hatte es bereits fertiggebracht, alles hereinzuschmuggeln, was es zu einer Orgie für die halbe Schule brauchte. Und irgendwie schienen das alle ganz normal zu finden.
    Luce stand immer noch auf der Schwelle, sie hörte den Champagnerkorken knallen, dann das Jubeln der Gäste, schließlich Arrianes Stimme, die nach ihr rief: »Luciiinda, komm herein. Ich will einen Toast auf dich aussprechen.«
    Luce spürte den Sog der Party, der sie ins Zimmer zu den anderen lockte. Aber Penn schien es ganz anders zu ergehen.
    »Geh nur«, sagte sie. »Geh rein.«
    »Was ist? Kommst du nicht mit?«, fragte Luce, die selbst
auch etwas nervös war. Sie hatte keine Ahnung, wohin das alles führen würde, und weil sie sich immer noch nicht sicher war, ob sie Arriane tatsächlich vertrauen konnte, wäre es ihr lieber gewesen, Penn an ihrer Seite zu wissen.
    Aber Penn zögerte. »Ich … ich fühl mich bei so was immer fehl am Platz. Ich bin eher der Typ für Bibliotheken … oder für PowerPoint-Workshops. Wenn du Computerdateien knacken möchtest, dann bist du bei mir richtig. Aber das da …« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und lugte vorsichtig über Luces Schulter. »Ich weiß nicht. Die Leute da drinnen glauben alle, ich sei ein Wissensmonster.«
    Luce setzte ihre Bitte-verschon-mich-damit-Miene auf. »Mich nennen sie Hackepeter und würden mich wahrscheinlich am liebsten durch den Fleischwolf drehen, und wir selber halten die alle für arme Irre.« Sie lachte. »Also kommen wir doch ganz gut miteinander aus, oder?«
    Penn überlegte kurz, dann nahm sie die Federboa und legte sie sich um die Schultern. »Na, wenn das so ist«, verkündete sie und stürzte sich noch vor Luce ins Getümmel.
    Luce kniff zuerst die Augen zusammen, dann gewöhnte sie sich an die Dunkelheit. Stimmengewirr erfüllte den Raum, aber Arrianes Lachen war dennoch unverkennbar herauszuhören. Cam schloss die Tür und griff dann nach Luces Hand, um sie festzuhalten.
    »Ich freue mich wirklich sehr, dass du gekommen bist«, sagte er, während er den Arm um ihre Taille legte und sich dicht zu ihr beugte, damit sie ihn trotz des Lärms ringsum verstand. Seine Himbeerlippen sahen zum Anbeißen aus, vor allem wenn er Dinge sagte wie: »Ich bin jedes Mal zur Tür gerannt und habe gehofft, du bist es, wenn jemand geklopft hat.«
    Was auch immer Cam an ihr fand, Luce wollte jetzt keinen
Fehler machen. Cam war beliebt und schien auch überraschend einfühlsam zu sein, und die Aufmerksamkeit, die er ihr entgegenbrachte, schmeichelte ihr. Mehr als das. Sie gab ihr das Gefühl, nicht mehr ganz so fremd an diesem seltsamen neuen Ort zu sein. Wenn sie jetzt etwas antwortete, würde sie nur über ihre eigene Zunge stolpern, das wusste sie, also lachte sie bloß, und daraufhin lachte er auch, und dann zog er sie noch näher heran und umarmte sie ein zweites Mal.
    Sie konnte gar nicht anders, sie musste die Arme um seinen Hals legen. Als hätte sie plötzlich nicht mehr gewusst, wohin sonst mit ihren Händen. Ihr wurde etwas schwindlig, als Cam sie fest an sich drückte, einen kurzen Augenblick schwebten sogar ihre Füße über dem Boden.
    Nachdem Cam sie wieder abgesetzt hatte, drehte Luce sich zum Rest der Party um - und der Erste, den sie sah, war Daniel. Auch er war da, obwohl er Cam nicht besonders zu mögen schien. Aber da saß er im Schneidersitz auf Cams Bett, sein weißes T-Shirt leuchtete in dem Schwarzlicht violett auf. Sobald ihre Augen ihn entdeckt hatten, konnten sie sich nur schwer von ihm lösen. Was ihr ein Rätsel war. Wo doch hinter ihr ein umwerfend gut aussehender, netter Typ stand, der sie gerade fragte, was sie gerne trinken würde. Ihm hätten diese Blicke gelten sollen, nicht dem anderen, ebenfalls umwerfend gut aussehenden, aber lange nicht so netten Typen, der da gegenüber auf dem Bett saß. Sie schaute ihn an. Und er schaute sie an. So intensiv, mit einem so unergründlichen Ausdruck in den

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