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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Augen, dass sie ihn nie würde ergründen können, selbst wenn sie ihn tausend Mal anschaute.
    Luce wusste nur, welche Wirkung dieser Blick auf sie hatte. Der Rest der Welt um sie herum versank und sie schmolz dahin. Sie hätte ihn den ganzen Abend und die ganze Nacht so anschauen können, wenn nicht Arriane laut ihren Namen
gerufen hätte, die auf den Tisch geklettert war und ihr Glas erhoben hatte.
    »Auf Luce«, rief sie und schenkte Luce ein nettes Lächeln, »die mit den Gedanken gerade ganz woanders war und meine Willkommensrede verpasst hat und deshalb nie wissen wird, wie großartig sie war - stimmt doch, Ro, oder?« Sie beugte sich zu Roland hinunter, der ihr zustimmend übers Fußgelenk strich.
    Cam drückte Luce einen Plastikbecher mit Champagner in die Hand. Als die ganze Party »Auf Luce! Auf Hackepeter!« rief, errötete und kicherte sie.
    Da stand plötzlich Molly neben ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Auf Luce, die niemals begreifen wird.«
    Noch vor ein paar Tagen wäre Luce bei so einem Satz zusammengezuckt. Aber jetzt verdrehte sie nur die Augen und beachtete Molly nicht weiter. Dieses Mädchen hatte nie etwas gesagt, das nicht wie ein Nadelstich war. Aber darauf zu reagieren, stachelte sie nur noch weiter an. Deshalb setzte sich Luce mit möglichst gleichgültiger Miene auf den Schreibtischstuhl neben Penn, die ein Stück zur Seite gerutscht war. Penn reichte ihr eine schwarze Lakritzschlange.
    »Ist das zu fassen?«, sagte Penn. »Ich hab tatsächlich einen Riesenspaß.« Sie kaute glücklich vor sich hin.
    Luce biss ein Stück von der Lakritze ab und nahm einen winzigen Schluck Champagner. Was eine ziemlich ungenießbare Kombination war. Wie sie und Molly. »Sag mal, ist Molly eigentlich zu allen so? Oder hat sie sich auf mich eingeschossen?«
    Für einen Augenblick schien es, als wollte Penn eine ganz andere Antwort geben, aber dann klopfte sie Luce auf den Rücken und sagte: »Nur ihre übliche Charmeoffensive. Mach dir nichts draus!«

    Luce blickte umher - auf den Champagner, der in Strömen floss, auf den coolen Retro-Plattenspieler, auf die Diskokugel an der Decke, die über alle Gesichter kleine Sterne wandern ließ.
    »Wo hat er das alles her?«, fragte sie.
    »Es heißt, dass es nichts gibt, was Roland nicht in die Sword & Cross schmuggeln kann«, berichtete Penn. »Mehr weiß ich auch nicht. Ich selber hab ihn nie um was gebeten.«
    Vielleicht hatte Arriane das gemeint, als sie gesagt hatte, Roland wüsste genau, wie man es anpacken musste. Das Einzige, was Luce so stark vermisste, dass sie sich vorstellen konnte, Roland darum zu bitten, war ein Handy … Aber hatte Cam ihr nicht gesagt, sie solle nicht auf Arriane hören, wenn es um die inneren Angelegenheiten an der Schule ging? Was sie ja gerne so hingenommen hätte. Aber andererseits schien die Party hier zum Großteil Roland zu verdanken zu sein. Je mehr Luce über alle diese Dinge nachdachte, desto verwirrter wurde sie. Wahrscheinlich sollte sie sich damit zufriedengeben, dass sie beliebt genug war, um zu einer solchen Party eingeladen zu werden. Und aufhören, Fragen zu stellen.
    »Okay, ihr krassen Außenseiter!«, brüllte Roland, um von allen gehört zu werden. Vom Plattenspieler war zwischen zwei Liedern nur das Kratzen der Nadel zu hören. »Jetzt beginnt der Open-Mike-Teil dieses Abends, und ich nehme Wünsche für die Karaoke-Beiträge entgegen.«
    »Daniel Grigori!«, rief Arriane.
    »Nein!«, kam es blitzschnell von Daniel zurück.
    »Tja, der schweigsame Grigori scheint die Sache auch diesmal wieder aussitzen zu wollen«, sagte Roland ins Mikrofon. »Bist du dir sicher, dass du uns nicht deine Version von ›Hellhound on My Trail‹ geben möchtest?«

    »Ich glaube eher, das ist dein Song, Roland«, antwortete Daniel. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, aber Luce hatte den Eindruck, dass es ein verlegenes Lächeln war, ein Lächeln, das sagen wollte: Lasst mich aus dem Spiel!
    »Da hat er nicht unrecht, Freunde.« Roland lachte. »Aber wir wissen alle, dass mein Auftritt als Robert Johnson der totale Rausschmeißer wäre.« Er zog eine Platte von R. L. Burnside hervor und legte sie auf. »Lasst uns noch weiter in den Süden gehen!«
    Als die ersten Basstöne einer Elektrogitarre zu hören waren, stellte sich Roland auf die Mitte der Bühne, ein paar freie Zentimeter mitten im Zimmer, auf die von draußen das Mondlicht fiel. Alle um ihn herum klatschten oder stampften mit den Füßen, nur Daniel sah auf die

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