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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Schläfe getroffen wurde. In ihrem Kopf dröhnte es und sie bekam Ohrensausen.
    Rolands Fußball.
    »Guter Schuss!«, rief Roland, als der Ball wieder direkt vor seinen Füßen landete. Als wäre da Absicht gewesen. Sie rieb sich die Schläfe und machte ein paar benommene, unsichere Schritte.
    Eine Hand fasste sie am Handgelenk. Eine Flamme zuckte in ihr hoch, dass sie Luft holen musste. Finger, die ihr bekannt vorkamen. Sie blickte hoch. Daniels graue Augen, die sie ansahen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Sie nickte, und er zog eine Augenbraue hoch. »Wenn du gerne Fußball spielen möchtest, dann hättest du das ruhig sagen können«, fuhr er fort. »Ich erklär dir gerne die Finessen dieser Sportart, zum Beispiel gebrauchen die meisten Leute weniger empfindliche Körperteile, um einen Ball zurückzuspielen.«
    Er ließ ihr Handgelenk los, und Luce dachte einen Moment, er würde ihr über Schläfe und Wange streicheln. Sie hielt den Atem an. Aber dann strich Daniel sich mit seiner Hand bloß eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Da merkte Luce, dass Daniel sich nur über sie lustig machen wollte.

    Und warum schließlich auch nicht? Bestimmt gab sie eine komische Figur ab, wie sie so dastand, noch ganz taumelig vom Aufprall des Balls. Fehlte nur noch, dass ihre Backe rot anschwoll.
    Molly und Gabbe starrten immer noch zu ihr - und Daniel - herüber, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Da drüben steht deine Freundin«, sagte Luce, um irgendetwas zu sagen. »Wahrscheinlich ist sie schon ganz eifersüchtig.«
    »Wen meinst du?«, fragte er.
    »Ich hab nicht gewusst, dass du gleich zwei Freundinnen hast.«
    »Keine von beiden ist meine Freundin«, sagte er darauf nur. »Ich habe keine Freundin. Welche von beiden hältst du denn dafür? Das würde ich gerne wissen.«
    Luce war erstaunt. Und was hatte dann das geflüsterte Gespräch mit Gabbe zu bedeuten, das sie an dem Abend belauscht hatte? Und warum starrten die beiden Mädchen unentwegt zu ihnen her? Log Daniel vielleicht?
    Er warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Vielleicht bist du doch schlimmer am Kopf getroffen worden, als ich dachte. Lass uns einen kleinen Spaziergang machen, etwas frische Luft und Bewegung wird dir guttun.«
    Luce versuchte, die verborgene Spitze in Daniels Vorschlag herauszuhören. Sie wollte nicht schon wieder auf eine vermeintlich freundliche Geste hereinfallen. Meinte er, dass sie eine hilfsbedürftige Geisteskranke war, die mal spazierengeführt werden musste? Sie schaute ihn an. Aber er wirkte freundlich und aufrichtig. Dabei hatte sie gerade angefangen, sich an die Widersprüchlichkeiten von Daniel Grigori zu gewöhnen.
    »Wohin?«, fragte Luce immer noch misstrauisch. Denn
sie durfte sich jetzt nicht zu überschwänglich freuen, dass Daniel offensichtlich keine Freundin hatte und er mit ihr einen Spaziergang machen wollte. Da musste irgendwo ein Haken sein.
    Daniel sah zu den beiden Mädchen hinüber. »An einen Ort, wo wir nicht beobachtet werden.«
    Luce hatte mit Penn vereinbart, dass sie sich an den Bänken treffen würden, aber das konnte sie ihr ja später erklären. Penn würde sie verstehen. Luce ließ sich von Daniel aus dem Blickfeld der immer noch glotzenden Gabbe und Molly führen, durch einen kleinen Obstgarten mit halb verrotteten Pfirsichbäumen und um die alte Kirche herum, die zur Turnhalle umgebaut worden war. Dahinter gelangten sie in ein verstecktes Wäldchen mit malerischen, knorrigen Eichen, das Luce nie dort vermutet hätte. Daniel drehte sich immer wieder zu ihr um, ob sie auch nachkam. Sie lächelte, als wäre es ganz selbstverständlich, dass sie ihm überallhin folgte. Aber während sie über die Wurzeln stieg und sich einen Weg suchte, begann sie sich vor den Schatten zu fürchten.
    Sie waren jetzt schon eine ganze Weile zwischen den Bäumen unterwegs, ein dickes Laubdach wölbte sich über ihren Köpfen, nur ab und zu drang ein Sonnenstrahl auf den Boden. Ein feuchter Erdgeruch hing in der Luft und Luce spürte, dass irgendwo in der Nähe Wasser war.
    Wenn sie jemand gewesen wäre, der Zuflucht zum Gebet nahm, dann hätte sie jetzt gebetet, dass die Schatten doch bitte fortbleiben sollten. Nur jetzt, für diese kurze Zeit, die sie mit Daniel zusammen war, damit er nicht mitbekam, wie sie manchmal total durchdrehen konnte. Aber Luce hatte noch nie gebetet. Sie wusste überhaupt nicht, wie man das machte. Deshalb kreuzte sie nur die Finger.
    »Der Wald hört gleich auf«, sagte Daniel, aber da

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