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Engelsnacht

Engelsnacht

Titel: Engelsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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»Später.« Sie schubste Luce in Richtung Tür. »Jetzt geh.«
    Luce huschte schnell durch den moderigen Gang zurück, dann stieß sie die Tür zur Treppe auf. Die Luft dort war immer noch feucht und stickig, aber man konnte schon besser durchatmen. Dann bog sie, ohne viel nachzudenken, links in die Eingangshalle ab, wie Penn ihr gesagt hatte. Sie hielt geblendet kurz inne, so hell durchflutete das Sonnenlicht den weiten Raum, ging ein paar Schritte und erstarrte dann.

    Zwei schwarze Stilettostiefel, lässig übereinandergelegt, ragten unter der Telefonkabine hervor. Luce hastete zur Tür, vielleicht schaffte sie es ja, ohne entdeckt zu werden. Da bemerkte sie, dass die Stilettostiefel zu Schlangenhautleggings gehörten - und darüber tauchte Mollys gehässiges Gesicht auf. Die winzige Silberkamera hatte sie in der Hand. Sie hängte sofort auf, als sie Luce sah, und stellte sich ihr in den Weg.
    »Wo kommst du denn her, Hackepeter?«, fragte sie, die Hände in die Hüften gestützt. »Und warum blickst du so schuldbewusst drein? Lass mich raten! Du willst immer noch nicht meinem guten Rat folgen, dich von Daniel fernzuhalten.«
    Das war alles nur Schau. Molly spielte sich einfach gerne als böses Monster auf. Sie konnte keine Ahnung haben, wo Luce gerade gewesen war. Sie wusste überhaupt nichts über Luce. Sie hatte keinen Grund, so ekelhaft zu ihr zu sein. Luce hatte Molly nichts getan - außer ihr seit dem ersten Schultag aus dem Weg zu gehen.
    »Hast du vergessen, in welch höllischem Fiasko es geendet hat, als du dich das letzte Mal an einen Jungen rangemacht hast, der an dir überhaupt nicht interessiert war?« Mollys Stimme hatte die Schärfe eines Rasiermessers. »Wie war noch mal sein Name? Taylor? Truman?«
    Trevor. Woher wusste Molly von Trevor? Das war Luces tiefstes, dunkelstes Geheimnis. Die eine Sache, die Luce hier in der Sword & Cross unbedingt totschweigen wollte, totschweigen musste . Und diese gehässige, grausame, böse Schlange wusste nicht nur davon, sie hatte auch keine Scheu, es ihr in aller Öffentlichkeit an den Kopf zu werfen, mitten in der Eingangshalle der Schule.
    Hatte Penn gelogen? War Luce gar nicht die Einzige, der
sie Geheimnisse aus dem Schulbüro anvertraute? Gab es eine andere plausible Erklärung dafür, dass Molly über sie Bescheid wusste? Luce schlang fest die Arme um den Leib, ihr war schlecht, sie fühlte sich verwundbar … und schuldig. So unerträglich schuldig wie nach der Nacht, in der das Feuer ausgebrochen war. Schuldig, ohne zu wissen warum.
    Molly legte den Kopf schräg und schaute sie an. »Na, endlich«, sagte sie und klang fast erleichtert. »Endlich hast du’s kapiert.« Dann stolzierte sie davon und hatte die Eingangstür bereits halb aufgeschoben, als sie noch einmal über die Schulter zurückblickte, Luce von oben bis unten musterte und warnte: »Spiel mit Daniel bloß nicht das gleiche Spielchen wie mit dem Wie-hieß-er-noch-mal? Kapiert?«
    Luce wollte ihr nach, aber nach ein paar Schritten hielt sie inne. Wahrscheinlich würde sie nur den Kürzeren ziehen, wenn sie sich jetzt mit ihr anlegte. Dieses Mädchen war einfach zu böse und durchtrieben. Wie um noch weiter Salz in ihre Wunden zu streuen, stand in diesem Moment Gabbe von ihrer Bank auf, um über das Gras auf Molly zuzuschlendern. Die beiden waren zu weit weg, als dass Luce ihren Gesichtsausdruck hätte sehen können, als sie sich umdrehten und zu ihr herüberschauten. Der Kopf mit dem blonden Pferdeschwanz, wie er sich zu dem schwarzen Pixie-Cut beugte - das fieseste Tête-à-Tête, das Luce je gesehen hatte.
    Luce zitterte vor Zorn, ihre Handflächen waren nass geschwitzt, sie ballte die Fäuste. Wahrscheinlich tratschte Molly gerade alles, was sie über Luce und Trevor wusste, an Gabbe weiter, die bestimmt nichts Besseres zu tun haben würde, als die Geschichte brühwarm Daniel zu erzählen. Bei diesem Gedanken breitete sich ein spitzer Schmerz von Luces Fingerspitzen über ihre Arme bis hoch in ihre Brust aus. Daniel, der wegen unerlaubten Überquerens einer Straße
in der Sword & Cross gelandet war. Und sie, wie unvergleichlich schlimmer war ihr Vergehen.
    »Achtung!«, brüllte eine Stimme. Solche Warnrufe hatte Luce schon immer gehasst. Seit jeher hatten es Sportgeräte aller Art auf sie ganz besonders abgesehen. Sie zuckte zusammen, blinzelte direkt in die Sonne. Sie konnte nichts sehen und hatte keine Zeit mehr, schützend die Hände vors Gesicht zu halten, als sie auch schon an der

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